„Das ist ein schwerer Schlag für die Mitarbeiter“, kommentiert Quelle-Pressesprecher Manfred Gawlas die unsichere Situation. „Wir müssen das erst mal verdauen“, sagt Gawlas. Quelle – im Arcandor-Firmengeflecht Tochter von Primondo, der Dachgesellschaft für die Versandhandelsmarken – sei schließlich „profitabel im Kern“. Man sei erfolgreich dabei, Quelle von einem traditionellen Versandunternehmen mit Katalog als Leitbild zu einem modernen Homeshopping-Anbieter mit Schwerpunkt Internet umzubauen. Nach Amazon und Ebay sei Quelle die Nummer drei in Deutschland.
Dennoch hält Gawlas es für wichtig, dass Quelle in der Fläche vertreten bleibt, denn es gebe viele „Crossover-Effekte“. Auf gut Deutsch: Bevor einer seine Waschmaschine im Internet bestellt, schaut er diese sich gern zuvor im Technik-Center in der Theaterstraße an. Drei dieser Filialen gibt es in Unterfranken: neben Würzburg in Schweinfurt mit acht und in Aschaffenburg mit zehn Beschäftigten. 21 Quelle-Shops, die von Partnern betrieben werden, die zum Teil noch andere Dienstleistungen anbieten, sind auf Unterfranken verteilt.
Gawlas betont, dass die Insolvenz nicht zwangsläufig den Untergang für Quelle bedeute. „Vieles ist möglich“, sagt er. Dazu zählt auch eine Schließung der Filiale in der Theaterstraße. Das über 30 Jahre alte Geschäft kennt Gawlas von Kindesbeinen an. Der gebürtige Würzburger wohnt noch immer in seiner Heimatstadt, seit 17 Jahren arbeitet er bei Quelle. Vor fünf Jahren erst, als sich seinerzeit KarstadtQuelle neu ausrichtete, konnte er noch den Fortbestand der rund 1000 Quadratmeter großen Filiale mit dem Hauptangebot weiße Ware (Kühlschränke, Waschmaschinen etc.) und Küchen bestätigen. Zur derzeitigen Situation will man sich in der Theaterstraße nicht äußern. Das sei Sache der Presseabteilung.
Weiter ungewiss ist auch die Zukunft der Billigkaufhauskette Woolworth und damit der 57 Jahre alten Filiale am Barbarossaplatz. Der vorläufige Insolvenzverwalter Ottmar Hermann lässt derzeit ein Konzept überprüfen, wonach etwa die Hälfte der 311 Filialen fortgeführt geworden. Als optimale Größe für den Fortbestand und als attraktives Angebot für Investoren gelten Häuser mit einer Verkaufsfläche zwischen 1000 und 1500 Quadratmetern.
„Vieles ist möglich“
Manfred Gawlas, Quelle-Pressesprecher
Das bedeute aber nicht, dass die andere Hälfte geschlossen werde, betont Hermanns Sprecher Pietro Nuvoloni. Gedacht sei hier an „Einzelfalllösungen“, was bedeute, dass andere Unternehmen die Filialen übernehmen. Als Interessenten werden unter anderen die Drogerieketten dm und Rossmann sowie der Textildiscounter KiK gehandelt. Nuvoloni sagt lediglich, dass die Würzburger Filiale keine kleine sei. Angaben über die Verkaufsfläche könne er nicht machen. Ob die hiesige Filiale auf der Liste der möglichen Kandidaten für das Fortführungskonzept steht, ist eventuell in zwei Wochen zu erfahren, wenn nach Einschätzung von Experten das Insolvenzverfahren eröffnet wird.
Ab Juli, wenn sie kein Insolvenzgeld mehr erhalten, müssen die Beschäftigten mit Lohneinbußen von etwa 30 Prozent rechnen. Nach dem Konzept des vorläufigen Insolvenzverwalters werden die 9700 Mitarbeiter – darunter die 28 Voll- und 37 Teilzeitbeschäftigten aus Würzburg – in eine sogenannte Transfergesellschaft überführt. Das sichert ihnen eine Weiterbeschäftigung, wobei sie aber neben Geld auch Ansprüche aus alten Verträgen verlieren. Die Transfergesellschaft soll sich aus dem weiter laufenden Geschäft finanzieren.
Die Alternative wäre die sofortige Arbeitslosigkeit, denn unter den bisherigen Bedingungen könne sie der Insolvenzverwalter nicht weiterbeschäftigen, betont Nuvoloni. Dieser wolle viel Struktur und viele Arbeitsplätze erhalten. Doch müsse man dafür das Unternehmen auch attraktiv machen für Investoren. Einen solchen gibt es bislang nicht.