Monumentale Bilder des alten, zerstörten und neuen Würzburg: Das Stadtarchiv zeigt eine Ausstellung mit Würzburg-Ansichten der Fotografin Erika Groth-Schmachtenberger.
„Fotografisch besessen“, so charakterisierte sich Erika Groth-Schmachtenberger einmal selbst. Der Lebensweg der 1906 in Freising geborenen und 1992 in Würzburg verstorbenen, schon zu Lebzeiten berühmten „Bildberichterstatterin“ ist eng mit Würzburg verbunden: Ihr Vater Philipp Schmachtenberger stammte aus Randersacker, und ihre Mutter Franziska war eine gebürtige Würzburgerin.
Dass Groth-Schmachtenberger, wie die erfolgreiche Fotografin seit ihrer Hochzeit 1948 mit dem Diplomingenieur Hans Groth hieß, nicht nur das Landleben, sondern auch das Würzburg der Vor- und Nachkriegszeit, das „Alte“, zerstörte und entstehende „Neue“ Würzburg treffend zu porträtieren wusste, zeigt die bis Dezember im Stadtarchiv gezeigte Ausstellung „Würzburg durch das Objektiv von Erika Groth-Schmachtenberger“.
Das Konzept der Schau, die über das Leben der Fotografin informiert und sich auf die Schwerpunkte „Alltag und Freizeit“, „Feste und Veranstaltungen“, „Straßen und Gebäude“, „Zerstörung und Wiederaufbau“ und eine Bildreportage über das Leben einer Studentin vom Aufstehen bis zum Schlafengehen in Würzburg an der Wende von 1945 zu 1946 konzentriert, haben die Archivmitarbeiterinnen Anne Ullrich und Annette Wolf in zwei Monaten neben ihren Dienstgeschäften erarbeitet. „Mich beeindruckt die Ausdrucksstärke der Bilder“, sagte Wolf.
Beeindruckt von der Energie Groth-Schmachtenbergers, die in den 20er Jahren mit dem Fotografieren begann und bis 1982 tätig war, zeigte sich bei der Präsentation der Ausstellung Archivdirektor Ulrich Wagner: „Eine Ausnahmereporterin, die aus beengten Verhältnissen raus wollte.“ Dank eines bereits 1933 erworbenen Autos war Groth-Schmachtenberger im Gegensatz zu anderen Kollegen als freie Bildjournalistin mobil und hielt nicht nur Motive aus dem Leben in Deutschlands Dörfern und Kleinstädten, sondern auch in Italien, Südosteuropa, Südfrankreich und Spanien fest. Während des Zweiten Weltkriegs verhielt sich die Fotografin „systemkonform“, wie es Kulturreferent Muchtar Al Ghusain ausdrückte, und nahm eine Anstellung bei der TOBIS-Filmgesellschaft an. Dort arbeitete sie von 1941 bis 1945 als Presse- und Standfotografin.
Der Zweite Weltkrieg führte Groth-Schmachtenberger nach Franken zurück: Nachdem München, die „Hauptstadt der Bewegung“, zum Ziel zahlreicher Bombenangriffe geworden war, lagerte Groth-Schmachtenberger ihr Archiv nach Ochsenfurt und dann nach Frickenhausen aus. In Ochsenfurt arbeitete sie bis zu ihrer Rückkehr 1947 nach München auch als Porträtfotografin und hielt das kriegszerstörte Würzburg im Bild fest. 1989 kehrte Groth-Schmachtenberger aus dem oberbayerischen Murnau, wo sie seit 1972 mit ihrem 1986 verstorbenen Mann gelebt hatte, nach Würzburg zurück.
Im Todesjahr ihres Mannes hatte sie auch begonnen, ihr Fotoarchiv aufzulösen und an rund 40 verschiedene Institutionen zu verteilen. Kulturreferent Al Ghusain staunte über die enorme Zahl von über 300 000 Negativen: „Gigantisch.“ Aus diesem Bestand gelangten 1990 mehrere Hundert Negative in das Eigentum der Städtischen Lichtbildstelle und später in das Stadtarchiv Würzburg, das aktuell rund 70 000 Fotos und Glasplatten aus der Zeit nach 1860 besitzt.
„Besonderes Augenmerk richtete Erika Groth-Schmachtenberger auf die Beleuchtung“, erläuterte Archivchef Wagner. „Indem sie von unten fotografierte, erzielte sie eine monumentale Wirkung.“
Von der Wirkung der Fotografien Groth-Schmachtenbergers kann sich jeder Interessierte bis Dezember im Stadtarchiv ein Bild machen.
Öffnungszeiten der Ausstellung im Foyer des Stadtarchiv, Neubaustraße 12: Montag bis Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.