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Würzburg: Fränkischer Sommergast auf dem Rückzug: Weniger Ortolane in Mainfranken

Würzburg

Fränkischer Sommergast auf dem Rückzug: Weniger Ortolane in Mainfranken

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    Ortolane locken ihre Weibchen mit auffälligen Gesängen.
    Ortolane locken ihre Weibchen mit auffälligen Gesängen. Foto: Markus Glaessel

    In der mainfränkischen Agrarlandschaft macht sich der Ortolan jetzt im Spätsommer auf für seine lange Rückreise in den Süden. Mehr als 4000 Kilometer legt der gerade einmal 20 Gramm schwere Singvogel auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete im Senegal, in Gambia oder Guinea zurück. Der bayerische Naturschutzverband LBV zieht im Artenhilfsprogramm Ortolan Bilanz zu den Brutergebnissen 2022. Das teilt der LBV in einem Schreiben mit, dem die folgenden Informationen entnommen sind.

    "Der Ortolan ist im doppelten Sinne auf dem Rückzug. Sein letzte Population in Süddeutschland schrumpft nämlich dramatisch. Die sinkenden Bestandszahlen schwächen die sowieso schon stark gefährdete Ammernart", sagt LBV-Projektleiterin Dagmar Kobbeloer.

    Der Ortolan kommt in Bayern mit insgesamt etwa 100 Brutpaaren nur noch in den Landkreisen Schweinfurt, Kitzingen, Würzburg und Neustadt an der Aisch vor. Diese auf Getreidefeldern brütende Vogelart unterstützt der LBV in einem Artenhilfsprogramm seit Jahren. "Gemeinsam mit mehr als 80 Landwirtinnen und -wirten setzen wir konkrete Schutzmaßnahmen um: Extensiv bewirtschaftete Getreidestreifen, Blühmischungen, aber auch kleinflächiger Kartoffel- oder Kohlanbau sollen dem Ortolan helfen, Nahrung und Brutplätze zu finden", beschreibt Dagmar Kobbeloer.

    Ortolane kehren immer wieder an denselben Ort zurück

    Mit seinem Gesang markiert der Ortolan sein Revier, am liebsten in Nachbarschaft zu anderen Sängern. "Der männliche Ortolan als standorttreuer Vogel kehrt immer wieder an denselben Ort zurück. Im jährlichen Bestandsmonitoring erfassen wir die Männchen, gut erkennbar durch ihren auffälligen Gesang", erklärt Dagmar Kobbeloer. Das Singen in Gemeinschaft erhöht die Attraktivität gegenüber den weiblichen Vögeln. Doch über die Ortolan-Damen ist kaum etwas bekannt. "Die Ortolan-Weibchen sind so gut im Feld versteckt und verhalten sich so heimlich, dass sie im Rahmen des Projekts nicht systematisch erfasst werden können. Das Weiterbestehen der heimischen Population hängt jedoch stark von den Weibchen ab. Denn der schönste Gesang allein bringt keine Jungvögel hervor", so die Biologin.

    Während des Frühsommers 2022 wurden gemeinsam mit fünf Praktikantinnen und Praktikanten Daten über die Anwesenheit und den Bruterfolg von Weibchen gesammelt, doch die vorläufige Bilanz ist ernüchternd. "Wir haben vorab mit einem Überschuss an Männchen gerechnet, aber dennoch auf deutlich mehr Weibchen gehofft", so Marlis Heyer, ebenfalls Mitarbeiterin im Artenhilfsprogramm Ortolan. Bei kleinen Populationen kann diese Entwicklung den Trend zum Aussterben beschleunigen. Auch war in diesem Jahr bei den Männchen ein deutlicher Rückgang festzustellen. Im Vergleich zum Vorjahr fehlten über 20 Prozent der Sänger.

    Was dem vom Aussterben bedrohten Vogel zum Verhängnis werden kann

    Obwohl das Wetter in der diesjährigen Brutsaison durch Trockenheit und Wärme deutlich günstiger war als in den letzten beiden Jahren, werden die Bruten von 2022 dieses dokumentierte Defizit leider nicht ausgleichen. Da es dieses Jahr weniger Feldmäuse gab, gerieten die ohnehin raren Ortolan-Bruten und andere Kleintiere verstärkt ins Visier von Fressfeinden wie Füchsen und Greifvögeln. Das ist ein normaler Bestandteil natürlicher Kreisläufe und kann auch immer wieder zu Schwankungen im Bestand einer kleinen Singvogelart führen. Einer vom Aussterben bedrohten Art wie dem Ortolan kann dies jedoch zum Verhängnis werden. "Der Bestand ist zu klein, um diese Lücke aus eigener Kraft zu füllen. Der Erhalt des Ortolan ist deshalb weiterhin vom gemeinsamen Einsatz aus Landwirtschaft und Artenschutz abhängig", so Dagmar Kobbeloer.

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