würzburg Die länger und wärmer werdenden Tag locken zahlreiche Jogger ins Freie. „Diese Menschen tun nicht nur etwas für ihren Körper, sondern auch für ihre Seele“, sagt Ulrich Bartmann, Professor für Methoden der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule. Barmann beschäftigt sich wissenschaftlich mit therapeutischem Laufen, hält dazu Weiterbildungslehrgänge und leitet selbst Lauftreffs für Studenten. Natürlich ist der 59-Jährige selbst seit 30 Jahren passionierter „Genussläufer“.
Frage: Bestimmt begegnen Ihnen auch öfter Jogger, die mit hochrotem, schmerzverzerrten Gesicht am Main entlang keuchen. Glauben Sie wirklich, dass die glücklich sind?
Ulrich Bartmann: Nein, aber das liegt nicht am Joggen, sondern an der fehlenden Anleitung. Laufanfänger sollten nicht wie von der Tarantel gestochen los stürmen, sondern ganz langsam anfangen. Auf Dauer werden sie durch das Laufen ausgeglichener, kreativer, kontaktfreudiger und selbstbewusster sein.
Woher wissen Sie das?
Bartmann: Ich habe über 20 Jahre in der psychiatrischen Klinik mit depressiven und alkoholabhängigen Patienten trainiert und dabei erhebliche Verbesserungen festgestellt. Auch bei gesunden Menschen konnte ich nachwiesen, dass sie beispielsweise besser schlafen, psychisch belastbarer sind und konzentrierter arbeiten, wenn sie regelmäßig laufen.
Warum denn?
bartmann: Laufen macht den Kopf frei. Wichtig ist, dass der Läufer ohne Leistungsdruck läuft, sondern mit Genuss. Was man sich so unter dem Begriff „es laufen lassen“ vorstellt. Das tut gerade nach einem anstrengenden Tag gut. Denn Stress löst im Körper einen Zufluss an zusätzlicher Energie aus, die dann nicht abgebaut wird. Körperliche Belastung verbraucht diese zusätzliche Energie und wirkt entspannend.
Aber vorher braucht man Energie, um sich zum Laufen aufzuraffen. Wie motivieren Sie Laufanfänger?
bArtmann: Auch Unsportliche haben eine innere Bereitschaft zu Laufen. Am besten lernt sich das Laufen unter Anleitung in einer Gruppe – denn die Gemeinschaft motiviert zur regelmäßigen Teilnahme. Dass sich durch das langsam aufbauende Lauftraining schnell Erfolg einstellt, motiviert zusätzlich. Wer nie von sich gedacht hat, dass er eine halbe Stunde am Stück laufen kann, ist stolz, wenn er das nach zwei bis drei Monaten Training schafft.
Wenn ich mich jetzt auf den Rückweg mache und statt den Aufzug die Treppe benutzte, komme ich dann auch glücklicher in meinem Büro an?
Ulrich Bartmann: Zweimal pro Woche eine halbe Stunde müssen Sie schon trainieren, um eine signifikante psychische Verbesserung zu erzielen. Wenn Sie aber zusätzlich in Ihren Alltag kleine Einheiten einbauen, die sie zum Schnaufen bringen ist das natürlich um so besser.
Eine Anfängergruppe startet in Würzburg wieder Anfang Mai für acht bis zehn Wochen. Ziel ist der Firmenlauf (rund sieben Kilometer) Mitte Juli. Info: www.laufstil.de