würzburg Er ist einer aus dem Heer der Fußball-Verrückten: Prof. Dr. Ralf Jahn, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, engagiert sich im Förderverein "WüM 2006", weil er in der Fußball-Weltmeisterschaft auch eine einmalige Chance für die regionale Wirtschaft sieht.
frage: Herr Jahn, Würzburg ist kein Spielort bei der WM. Wie kann die lokale Wirtschaft dennoch davon profitieren?
Dr. ralf jahn: Die WM kann ein Steilpass für unsere regionale Wirtschaft sein. Eine Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft belegt: Bauwirtschaft, Tourismus, Gastronomie, Einzelhandel oder Verkehrsgewerbe können Nutzen ziehen - nicht nur an Spielorten, sondern auch bei uns hier in Mainfranken.
Und touristisch? Fällt da ein Stück vom WM-Kuchen für Würzburg ab?
Jahn: Das WM-Motto lautet ja "Die Welt zu Gast bei Freunden". Auch die Region Mainfranken kann sich in der Nähe der Spielorte Nürnberg, Frankfurt oder Stuttgart als sympathischer Gastgeber präsentieren. Und "Freunde" besucht man ja öfter im Leben. Wenn Stadt und Region aufgrund gestiegenen Bekanntheitsgrades und positiven WM-Images verstärkt Ziel von Touristen und Reiseveranstaltern werden, hat sich die Mühe gelohnt.
Ist die WM auch ein Katalysator, der den Einzelhandel ankurbeln könnte?
jahn: Allein mit WM-Devotionalien wird ein Milliarden-Umsatz erzielt. Und wenn die Bewerbung Würzburgs als Mannschaftsquartier erfolgreich ist, werden wir die Marke "WüM 2006" entsprechend vermarkten - etwa mit WM-Brötchen oder WM-Bocksbeutel. Das kann zusätzliche Umsätze schaffen.
Haben die einzelnen Branchen die Chancen der WM schon hinreichend erkannt?
jahn: Nach meinem Eindruck leider noch nicht. Dabei müssten jetzt die Rahmenbedingungen fürs nächste Jahr geschaffen werden - mit der Planung und Vermarktung von Aktionen oder touristischen Paketen für Kurzaufenthalte. Der WüM-Förderverein hat entsprechende Vorschläge gemacht, die es jetzt umzusetzen gilt.
Wie wichtig sind die geplanten längeren Ladenöffnungszeiten während der WM?
jahn: Offene Geschäfte bei vollen Innenstädten schaffen natürlich zusätzliche Attraktivität. Wenn das Gesetz Ausnahmen zulässt, müssen das die Einzelhändler individuell entscheiden. Deren Fantasie ist gefragt, um das solitäre Ereignis Fußball-WM in Umsatzzahlen umzumünzen. Mindestens ebenso wichtig sind aber großzügig verlängerte Öffnungszeiten für die Außen-Gastronomie.
Geht es nur um nackte Umsatzzahlen...?
jahn: Nein. Das zweite wichtige Motiv muss die mittelfristige Stärkung des Fußballsports im Oberzentrum Würzburg sein. Ziel sollte mindestens ein Platz in der Regionalliga sein. Denn auch Spitzensport als Teil der Freizeitgestaltung ist ein wichtiger weicher Standortfaktor für die lokale Wirtschaft.