Sollte aus der Musikauswahl für einen Festakt abzulesen sein, was die Feiernden bewegt, ist das Franziskanerkloster ein spannungsgeladener Ort. Am vergangenen Samstag ließen die Franziskaner-Minoriten zur Wiedereröffnung ihres Klosters zwei Stücke des argentinischen Tango-Neuerers Astor Piazolla spielen - kaum gebändigte Leidenschaft.
4300 Quadratmeter Raumfläche ließ der Konvent im vergangenen Jahr sanieren. Das Bauvolumen entspricht laut Rainer Kriebel, dem Architekten, dem von 25 Einfamilienhäusern. 17 Brüder gehören dem Konvent an, 15 leben im Gemäuer an der Franziskanergasse, dessen Geschichte fast 800 Jahre zurückreicht. Früher lebten hier 40 Ordensleute. Die Franziskaner hoffen auf Aufschwung: 23 Brüderzimmer ließen sie sich bauen, barrierefrei und altersgerecht.
Glaubt man Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dann war die Wiedereröffnung „für ganz Würzburg ein Freudentag“. Ohne das Kloster, sprach er während des Festakts in der Franziskanerkirche, „wäre die Stadt ärmer und kälter“. Hier sei „der Geist des Heiligen Franziskus lebendig“, mit einem „wundersamen und wertvollen Innenleben“. Das Kloster, lange „der Beichtstuhl Würzburgs“, sei „eine Pforte der Nächstenliebe“, das einen Bruder ausschicke, damit er als Straßenambulanz Obdachlose medizinisch versorge und wo Bedürftige eine Brotzeit bekämen.
Weihbischof Ulrich Boom hat ein Faible für Klöster, Orden und geistliche Gemeinschaften. Die Erneuerung der Kirche, sagte er, komme immer von ihnen, „nie vom Bischof und seinen Priestern“. Den Festgästen empfahl er, das Leben mit franziskanischer Leichtigkeit zu nehmen, nach dem Gleichnis von den Vögeln, die nicht säten und doch äßen. Bei „allen Beschwernissen der Zeit“ sollen die Gläubigen „das Leichte sichtbar machen“. Vieles sei „ganz schlimm, aber nichts ist zu schwer, bist du nur leicht“.
Kontemplative Musik war beim Festakt auch zu hören, die „Meditation aus Thais“ von Jules Massenet. Sie passte zur Vorstellung von klösterlicher Zurückgezogenheit. Geht es aber nach dem Franziskaner-Generalassistenten für Zentral- und Osteuropa, Miljenko Hontic, werden die Brüder viel zu tun haben. Sie sollen sich nach getaner Sanierung nicht „in Selbstzufriedenheit sonnen“, sondern leidenschaftlich ihren Dienst tun, die Gemeinschaft, „jeden einzelnen Bruder“, „die gesamte Kirche erneuern“. Große Erwartungen stellten die Franziskaner an ihre Würzburger Brüder, nämlich Beichtkloster und internationaler Ausbildungskonvent zu sein und „eine Schule der Heiligkeit“.
Eine Schule wird gewiss ins Kloster einziehen: Das Don-Bosco-Bildungswerk wird hier künftig junge Geflüchtete ausbilden.
7,3 Millionen Euro kostet dem Orden zufolge die Sanierung. Unter anderem wird sie finanziert durch die Erweiterung des benachbarten Hotels Rebstock im früheren Klostergarten und durch die Vermietung die Räume der früheren Klosterbibliothek an das ebenfalls nahe Stadtarchiv.