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WÜRZBURG: Frau Betz und ihre drei Oberbürgermeister

WÜRZBURG

Frau Betz und ihre drei Oberbürgermeister

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    Guter Geist für drei Rathaus-Chefs: Renate Betz.
    Guter Geist für drei Rathaus-Chefs: Renate Betz. Foto: FotoS: THOMAS OBERMEIER/ FRÜHWIRTH, SCHWARZOTT, MÜLLER

    „Ich werde nichts über meine Chefs erzählen“, sagt Renate Betz bei einem netten Kaffeeplausch hoch über Würzburg gleich mal vorab. Also keine Enthüllungen? „Loyalität geht mir über alles“, sagt sie entrüstet, als sie auf ihre Arbeit im Rathaus zurückblickt. Die Chefsekretärin hat 38 Jahre lang für die Stadt gearbeitet und drei Oberbürgermeister begleitet und betreut: Jürgen Weber, Pia Beckmann und Georg Rosenthal. Jetzt beendet sie ihr Berufsleben. Ihr letzter Arbeitstag ist der kommende Montag, 30. April. Dann will sich Renate Betz mehr Zeit für ihr Leben gönnen und häufiger verreisen.

    Eigentlich waren es sogar vier Oberbürgermeister, denn als sie 1978 für den damaligen hauptamtlichen Bürgermeister Jürgen Weber zu arbeiten begann, half sie öfters auch mal bei OB Klaus Zeitler aus, eine stolze Bilanz also. Die ganze lange Zeit über hatte Renate Betz eine Maxime: „Ich war immer loyal zu meinen Chefs, egal ob Mann oder Frau, egal welche Partei. Und meine Aufgabe sah ich darin, ihnen den Arbeitstag im Rathaus so angenehm wie möglich zu gestalten“.

    Und das hat sich auch ausgezahlt, denn es ist nicht selbstverständlich, dass eine Chefsekretärin, die viel Macht und Steuermöglichkeiten im Chef-Vorzimmer in Händen hält, auch von einem neuen Oberbürgermeister automatisch übernommen wird. Doch alle wollten Renate Betz. Es war ihr größter Wunsch, in diesem speziellen Job zu bleiben. „Ich hätte schon gelitten, wenn ich versetzt worden wäre“, sagt die agile blonde Frau rückblickend.

    Die Stärken der Chefs

    Eigentlich wollte sie keine persönliche Einschätzung zu ihren Chefs abgeben. Doch im Laufe des Redaktionsgespräches lässt sie sich doch – natürlich wohlüberlegt wie es ihre Art ist – Wertschätzungen und Humorvolles entlocken. Jürgen Weber (Amtszeit 1990 bis 2002) sei im Rathaus bekannt dafür gewesen, dass er nahezu jedes Würzburger Grundstück alleine aus dem Katasterauszug mit den Flächen-Nummern und dessen Eigentümer benennen konnte. Außerdem seien die Baustellen-Fahrten des Alt-OB am Wochenende in Würzburg legendär.

    Pia Beckmann, von 2002 bis 2008 im Amt, bescheinigt Betz ein besonders gutes Sprachtalent, sowohl von der Rhetorik her als auch bei Fremdsprachen. Sie habe bei der 1300-Jahr-Feier in Würzburg alle Vertreter der Partnerstädte in der Landessprache begrüßt, erinnert sich die scheidende Chefsekretärin.

    Und Amtsinhaber Georg Rosenthal, seit 2008 ihr Chef? „Sein Arbeitseinsatz ist unglaublich“, sagt Betz. In seinem Zimmer im Rathaus gehe das Licht oft erst mitten in der Nacht aus. Außerdem lobt sie sein großes Wissen zu vielen Themen.

    Seit 1974 in der Stadtverwaltung

    Renate Betz ist Würzburgerin. Nach der Realschule machte sie eine Ausbildung zur Chefsekretärin. „Mein Traum war eigentlich immer so ein Posten in der freien Wirtschaft.“ Doch nach ihrem ersten Arbeitsplatz bei der Landesversicherungsanstalt landete sie direkt bei der Stadtverwaltung. Das war 1974, erinnert sie sich. Im Rathaus suchte man damals eine Protokollführerin. Und so tauchte Renate Betz für vier Jahre tief in die Würzburger Kommunalpolitik ein und begleitete die Stadtratssitzungen.

    Dann holte sie Bürgermeister Jürgen Weber in sein Vorzimmer. Und dort blieb sie auch, als er OB wurde. Ihr Job war es, über viele Jahre hinweg den Tag des Chefs zu strukturieren und ihm den Rücken von Dingen frei zu halten, die sie selbst regeln konnte. „Wenn einer hereinkam und suchte eine günstige Wohnung, stellte ich den Kontakt zu städtischen Wohnungsbaugesellschaften her“, nennt sie ein Beispiel.

    All die Jahre begleitete sie der schwarze Terminkalender, den sie neben elektronischen Hilfen führte, auch zu Zeiten von Facebook, Laptop und Smartphone, akzeptiert und gewollt von allen drei Chefs. Das Buch gab sie nicht aus der Hand, das war heilig. „Da konnte ich schon mal grantig werden, wenn da einer hineinsehen wollte, den das nichts anging.“ Und ganz besondere Einträge wie Blumenerinnerungen an Hochzeitstage oder Ähnliches hat sie auch schon mal in Steno geschrieben. Denn: „Das konnten meine Chefs nicht lesen“, sagt sie schmunzelnd.

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