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WÜRZBURG/FULDA: Frau erkannte Stimme des mutmaßlichen Würth-Entführers

WÜRZBURG/FULDA

Frau erkannte Stimme des mutmaßlichen Würth-Entführers

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    15.03.2018, Hessen, Fulda: Daniel Muth (l-r), Kriminaloberrat der Kriminaldirektion Osthessen, Thomas Hauburger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, und Frank Spät, Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Gießen, sitzen auf der Pressekonferenz zur Festnahme im Entführungsfall Markus Würth nebeneinander. Knapp drei Jahre nach der Entführung des Sohns des Industriellen Würth sollen Spezialeinheiten der Polizei am 14.03.2018 den mutmaßlichen Entführer in einem Haus in Offenbach festgenommen haben. Foto: Swen Pförtner/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
    15.03.2018, Hessen, Fulda: Daniel Muth (l-r), Kriminaloberrat der Kriminaldirektion Osthessen, Thomas Hauburger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, und Frank Spät, Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Gießen, sitzen auf der Pressekonferenz zur Festnahme im Entführungsfall Markus Würth nebeneinander. Knapp drei Jahre nach der Entführung des Sohns des Industriellen Würth sollen Spezialeinheiten der Polizei am 14.03.2018 den mutmaßlichen Entführer in einem Haus in Offenbach festgenommen haben. Foto: Swen Pförtner/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit Foto: Swen Pförtner (dpa)

    Seine Stimme wurde dem mutmaßlichen Entführer des Sohnes von Milliardär Reinhold Würth zum Verhängnis: Eine Frau erkannte ihn an der markanten Sprechweise. Sie lieferte im Januar 2018 den Tipp, der zur Festnahme führte– zweieinhalb Jahre nach dem glücklichen Ende der Entführung im Wald bei Kist (Lkr. Würzburg). Diese Details bestätigte die Polizei am Donnerstag.

    Frau hörte aus Langeweile Band ab

    Eher zufällig war die Frau „aus Langeweile“ der Aufforderung gefolgt, sich auf einer Hotline die Stimme des Entführers anzuhören, sagt Thomas Hauburger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen. Die Stimme habe sie an den Mann erinnert, der zuvor Handwerkerarbeiten bei ihr erledigt hatte.

    Nach wochenlanger Observation nahm ein Spezialeinsatzkommando den Verdächtigen jetzt in einem Hochhaus in Offenbach fest. Der mutmaßliche Kidnapper sei ein 48 Jahre alter Offenbacher mit serbisch-montenegrinischer Staatsbürgerschaft, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Er habe sich wortreich eingelassen, aber nicht zur Entführung geäußert, sagte Daniel Muth von der Kriminaldirektion Osthessen in der Pressekonferenz in Fulda.

    Der behinderte Sohn des baden-württembergischen Schrauben-Milliardärs Würth war am 17. Juni 2015 in Schlitz (Vogelsbergkreis) gekidnappt worden. Er lebte dort in einer integrativen Wohngemeinschaft.

    Täter forderte drei Millionen Euro

    Der Täter forderte drei Millionen Euro Lösegeld. Die Geldübergabe, die nachts im Bereich der Autobahn A3 bei Würzburg stattfinden sollte, scheiterte jedoch. Einen Tag später wurde das damals 50-jährige Opfer im Wald bei Kist unversehrt an einen Baum gekettet gefunden.

    Der Entführer hatte die so genannten Geodaten des Platzes im Wald mitgeteilt. Das Problem, das sich nach Informationen dieser Redaktion für die Polizei damals stellte: Auf den Diensthandys war die Stelle nicht zu orten. Ein Polizist soll mit seinem Privathandy – das diese Daten umsetzen konnte – ausgeholfen haben, um das Opfer im Wald zu finden und zu befreien.

    Sprachwissenschaftler halfen den Ermittlern

    Danach begann eine zweieinhalbjährige Suche nach dem Entführer. Die Belohnung für Hinweise, die zum Täter führen, wurden von 5000 auf 30 000 Euro erhöht.

    Sprachwissenschaftler der Philipps-Universität Marburg lieferten aufgrund der Sprache und Formulierungen des Täters bei Anrufen Hinweise auf Alter, Herkunft und möglichen Beruf. Mit diesem Profil wandten sich die Ermittler im Frühjahr 2017 an die Öffentlichkeit.

    600 Hinweise aus der Bevölkerung

    Die Polizei richtete ein Hinweistelefon ein; über 6200-mal hörten sich Interessierte die Täterstimme an. Insgesamt erhielten die Ermittler mehr als 600 Hinweise zum Fall aus der Bevölkerung.

    Einer kam von der Frau, die den Verdächtigen von Renovierungsarbeiten in ihrer Wohnung kannte. Von da an wurde er observiert, die Polizei konnte seine Stimme aufzeichnen. Die Sprachwissenschaftler wurden erneut eingeschaltet. Sie stellten fest, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Täterstimme handelt.

    Erpressungsversuch per E-Mail

    Offenbar hat er 2017 noch einmal versucht, bei Würth zu Geld zu kommen. Im Frühjahr 2017 erreichten die Familie mehrere E-Mails eines unbekannten Verfassers. In den Schreiben wurde vor einer erneuten Entführung des Unternehmersohns gewarnt und ein hoher Geldbetrag für die Verhinderung der angeblich bevorstehenden Tat verlangt.

    Dabei offenbarte der Verfasser laut Staatsanwaltschaft „zahlreiche Details über den Entführungsfall aus dem Jahr 2015“, so dass die Strafverfolgungsbehörden annahmen, dass es sich bei dem Verfasser der Mails um einen einst Tatbeteiligten handeln muss. Im Sommer 2017 endete der E-Mail-Kontakt. Untersuchungen des Bundeskriminalamtes zeigten, dass die Textinhalte der E-Mail-Serie markante Merkmale aufweisen, die sich mit denen der Stimmaufzeichnung decken.

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