Es begann alles damit, dass plötzlich die Sirene schrillte – und keine der Frauen im Dorf wusste, wie das Ding ausgeht. „Das wurde bei der nächsten Generalversammlung angesprochen“, erinnert sich Helga Schätzlein. Dabei kam auch zur Sprache, dass die Feuerwehr im Altertheimer Ortsteil Steinbach erhebliche Nachwuchssorgen hat. So entstand die Idee, die „Hausfrauen“ im Ort fit für die Basics des Brandschutzes zu machen. 17 Frauen ließen sich 2009 darauf ein.
Inzwischen sind sechs Jahre ins Land gegangen. Mehrere Frauen sprangen wieder ab. „Die einen aus gesundheitlichen, die anderen als Altersgründen“, sagt Kommandant Matthias Steger. Einigen war der Dienst auch zu anstrengend. Immerhin sieben Frauen machen noch immer mit. Sie sind nach wie vor sehr wichtig. Schließlich hat die Steinbacher Feuerwehr insgesamt nur 21 aktive Mitglieder.
Eine von ihnen ist Daniela Schuster. Für sie war es 2009 keine Frage, am Projekt teilzunehmen. Wie alle anderen Frauen erlebte sie es als spannend, in die Geheimnisse des Feuerwehrwesens einzutauchen.
„Ich hatte vorher keine Ahnung, wo sich im Ort die Hydranten befinden. Und wie die Hydrantenschilder zu lesen sind“, sagt sie. Heute weiß sie, was die Zahl „2,2“ auf dem Hinweisschild bedeutet: „In 2,2 Meter Entfernung befindet sich der Hydrant.“
„Das war schon ziemlich aufregend“
Steffi Kulzer über ihren ersten Einsatz
Daniela Schuster versteht es außerdem, das Standrohr in den Unterflurhydranten zu schrauben und daran Schlauch, Pumpe und Verteiler anzuschließen.
Die Steinbacher Feuerwehr ist die kleinste der drei Altertheimer Wehre. Wird es richtig ernst, rückt meistens die große Wehr aus Oberaltertheim aus. Doch bei einem Brand direkt im Ort Steinbach gibt es für die örtliche Truppe genug zu tun, damit der Einsatz der größeren Feuerwehren reibungslos vonstatten gehen kann.
„Bevor ich zur Feuerwehr kam, wusste ich einfach Null“, sagt Margit Krause. Sie stieg 2009 zusammen mit ihrer Tochter Steffi Kulzer in die „Hausfrauenfeuerwehr“ ein. Beide sind nach wie vor aktiv dabei, nehmen an Übungen teil und rücken aus. Letzteres geschieht selten im Ernstfall: „Doch Fehlalarme kommen immer wieder vor.“ Neulich zum Beispiel wurde die Steinbacher Wehr aufgrund einer Namensverwechslung alarmiert: „Gemeint war eigentlich Steinbach bei Lohr.“
Einen echten Einsatz hat Steffi Kulzer allerdings schon ziemlich bald nach dem Grundlehrgang mitgemacht. Plötzlich brannten mehrere Hecken vor dem Steinbacher Wald. Auch hier rückte die Oberaltertheimer Feuerwehr an. Doch die war auf die Steinbacher Mithilfe angewiesen. Steffi Kulzers Aufgabe bestand darin, in voller Montur an der Straße zu stehen und den anrückenden Kollegen den Weg zu weisen. „Das war schon ziemlich aufregend“, gibt sie zu. Bei der Feuerwehr zu sein, heißt, ständig etwas Neues zu lernen. Als die Frauen an den Start gingen, gab es zum Beispiel noch kein echtes Feuerwehrauto in Steinbach. Man besaß lediglich einen sogenannten Tragkraftspritzenanhänger.
„Das Auto schafften wir 2013 an“, informiert Elmar Kuhn, Vorstand des Feuerwehrvereins. Im vergangenen Jahr gab es außerdem eine neue Spritze. Die hat ein Hohlstrahlrohr und dadurch viel mehr Einstellungen als die alte. „Zum Beispiel kann man damit einen Sprühschirm erzeugen, der einen im Brandfall schützt“, erläutert Kommandant Steger.
Vor wenigen Tagen wurde die Steinbacher Feuerwehr nun auch mit Digitalfunk ausgestattet. Auch hier heißt es, sich wieder völlig neu einzuarbeiten.
Bei den regelmäßigen Übungen mischen sich die sieben Feuerwehrfrauen ganz selbstverständlich unter die Männer. „Meist üben wir mit Planspielen“, erläutert Steger. Dann heißt es zum Beispiel: „Unten bei der Helga, da brennt es.“
Die Truppe wird in drei Kleingruppen eingeteilt. Jede Gruppe überlegt sich, wie am besten vorzugehen wäre. Soll zuerst die Straße abgesperrt werden? Oder ist es besser, erst einmal nachzusehen, ob sich jemand im Haus aufhält? Wer soll wann informiert werden?
Am Ende tauschen sich die Gruppen aus. Kommandant Steger, der seit 20 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr angehört und zahlreiche Ausbildungen absolviert hat, korrigiert die Einsatzpläne. Er gibt Tipps für die Praxis. Und erklärt, warum das eine oder andere, was sich die Gruppe ausgedacht hat, in der Realität wahrscheinlich nicht so gut funktionieren würde.
Frauen bei der Feuerwehr
Am 19. September startet der Landesfeuerwehrverband zum Abschluss seiner Landesverbandsversammlung in Amberg eine bayernweit Kampagne mit dem Titel „Frauen zur Feuerwehr!“. Dabei sollen Gründe vermittelt werden, warum es sinnvoll und wichtig ist, als Frau die lokale Feuerwehr zu unterstützen.