Professionell schenkt sie der Fernsehkamera ein Lächeln. Ihr Haar ist länger, die Kleidung legerer als gewohnt. Sie wirkt entspannt, lässt sich von verwunderten Blicken nicht aus dem Konzept bringen. „Ich bin die Frauke Petri“, wiederholt die Dame in T-Shirt und Jeans immer wieder. Und das ist nicht gelogen.
„Wir sind ein braves Würzburg“, beginnt Moderator Andy Sauerwein wenige Minuten zuvor seine Laudatio auf den Ehrengast, „wir lassen jeden ausreden und verhalten uns angemessen.“ Noch ist es recht still im Saal, nur wenige tuscheln, während der Gastgeber die Verhaltensregeln erläutert. Rund 140 Würzburger sind am Donnerstagabend zur Comedy-Lounge ins Siebold-Museum gekommen – weit mehr als sonst. Und auch der Presseauflauf ist beachtlich. Kameras hier, Aufnahmegeräte da, dazwischen Gastgeber Sauerwein: „Ich muss mich erstmal orientieren.“ Er hatte auf etwas Aufmerksamkeit gehofft, ja. Dass seine Aktion aber solche Wellen geschlagen hat, kann der Kabarettist kaum glauben.
„Ich habe einen Anruf aus dem Rathaus bekommen“, nennt er ein Beispiel. Man habe ihm nach dem Ankündigungsartikel in dieser Zeitung um eine Stellungnahme zu seinem Ehrengast gebeten. Auch im Internet sei es zu Beschimpfungen gekommen und auf Facebook hätten einige Menschen ihr Kommen angekündigt, deren Profile rechtspopulistische Sprüche enthielten. „Selbst meine Freunde meinten, ich soll sie auf keinen Fall einladen“, sagt der Kabarettist. Aber er hat es trotzdem getan – und sie hat zugesagt.
„Frauke Petri ist da!“, ruft Sauerwein daher bei der Comedy-Lounge in den Saal. Zögerlich vereinzeltes Klatschen aus den hinteren Reihen. Hat er es wirklich gewagt und die Parteivorsitzende der Alternative für Deutschland eingeladen? Die Frau, die bundesweit für so viel Wirbel gesorgt hat? Ja, das hat er. Und irgendwie auch nicht.
„Ich habe einen Anruf aus dem Rathaus bekommen.“
Andy Sauerwein über den Wirbel um seinen Gast
Als der Vorhang fällt und die Besagte die Bühne betritt, ist aus den Zuschauerreihen Gelächter zu hören. Denn die Frau, die auf der Bühne steht, hat mit der AfD-Politikerin nur Eines gemein: Den gesprochenen Namen. „Ich bin die Petri mit ,i‘“, erklärt die Redakteurin des Würzburger Stadtmagazins Frizz grinsend, nicht Frauke Petry.
Dieser Unterschied im letzten Buchstaben ist wohl einigen entgangen, denn die 36-Jährige erhält zahlreiche E-Mails und Twitternachrichten von fehlgeleiteten Fans. „Die fragen mich nach meinem Parteiprogramm“, erzählt sie. Einer wollte die Würzburgerin zur Bundeskanzlerin küren, ein anderer gemeinsam mit ihr „die Flüchtlinge mit dem rosa Lappen auf Fordermann bringen.“
Es sind grammatikalisch fantasievolle Nachrichten wie diese, die Sauerwein in der Comedy-Lounge auf die Leinwand wirft. Die Zuschauer freut's – zumindest die meisten. Denn nach dem Auftritt der falschen Petry werden einige Stühle plötzlich frei. Dass sich tatsächlich enttäuschte AfD-Fans unter den Zuschauern befanden, davon ist Sauerwein überzeugt. Und Frauke Petri? Die verrät der Presse am Ende tatsächlich noch ihr Parteiprogramm: „Menschen Würzburgs, habt euch lieb.“
Der Coup ist gelungen: Andy Sauerwein hat Frauke Petri zur Comedy Lounge Würzburg ins Siebold-Museum eingeladen - und sie ist gekommen! Im Video spricht Petri über ihre Fans und verrät Details aus ihrem Wahlprogramm!Video: Meike Rost Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Donnerstag, 31. März 2016