Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Freie Räume zum Menschsein

WÜRZBURG

Freie Räume zum Menschsein

    • |
    • |
    Viele Menschen stehen hinter der Idee eines soziokulturellen Zentrums in Würzburg, drückt laut Sarina Weigand dieser Flyer aus.
    Viele Menschen stehen hinter der Idee eines soziokulturellen Zentrums in Würzburg, drückt laut Sarina Weigand dieser Flyer aus. Foto: Foto: Pat Christ

    Sie möchten ein Haus schaffen, wo jeder Mensch einfach Mensch sein, wo jeder sich ausprobieren und kreativ sein kann. Dieses Haus will die Würzburger Initiative für ein soziokulturelles Zentrum in der alten Umweltstation realisieren. Bei einer Tanzdemo am Samstag, 17. Februar, ab 14 Uhr soll unter dem Motto: „Freiräume statt Parkplätze!“ gegen den von der Stadt geplanten Abriss der Umweltstation protestiert werden. Los geht es am Oberen Markt. Bis zu 200 Demonstranten werden erwartet.

    In Würzburg gibt es vielfältige Projekte, in denen Menschen alternative Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle entwickeln. Niemand steht an der Spitze und bestimmt. Was geschieht, soll allen guttun. Der „Freiraum“, in dem sich Sarina Weigand von der Initiative für ein soziokulturelles Zentrum engagiert, ist solch ein Projekt. Geldfreies Geben und Nehmen von materiellen Gütern, aber auch von Talenten steht im Mittelpunkt der Idee. Wobei das in einem ehemaligen Laden in der Würzburger Maiergasse angesiedelte Projekt selbst nicht ohne Geld auskommt. 855 Euro muss der Verein jeden Monat an Miete aufbringen.

    Sozialen Projekten fehlt es an Geld

    „Das schaffen wir sogar noch ganz gut“, meint Sarina Weigand. Denn der „Freiraum“ hat treue Fans. Via Dauerauftrag kommen derzeit monatlich rund 250 Euro herein. Womit ein Drittel jeder Monatsmiete gesichert ist. Der Umsonstladen „Luftschloss“ in Grombühl hat dieses Glück nicht. 450 Euro muss das Team Monat für Monat an laufenden Kosten über Spenden aufbringen. Auch nur einen kleinen Obolus von jenen Menschen zu verlangen, die sich hier gebrauchte Kleidung, Geschirr oder Bücher mitnehmen, würde dem Konzept diametral widersprechen. Genug Geld zusammenzubringen, um die Miete zu berappen, bedeutet eine ständige Herausforderung.

    So geht es laut Sarina Weigand etlichen sozialen und kulturellen Initiativen in Würzburg: Es fehlt an Geld, es fehlt an Räumen und es fehlt an ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Neben dem „Luftschloss“ und dem „Freiraum“ wären unter anderem der Verein „MediNetz“, das FabLab, die „Initiative Bleiberecht“, das Freirad und der Arbeitskreis kritische Sozialarbeit an einem gemeinsamen, offenen Haus interessiert. „Wobei auch alle anderen Würzburger Initiativen das Haus nutzen könnten“, so die 24-Jährige.

    Das soziokulturelle Zentrum soll Raum bieten für vielfältige Projekte. Senioren wären genauso willkommen wie Alleinerziehende oder Familien.

    Gebäude ist stark sanierungsbedürftig

    Für die Stadt Würzburg ist der Wunsch der Initiative nicht so einfach zu erfüllen. „Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig“, erklärt Pressesprecher Christian Weiß. Bevor es nach dem Auszug der Umweltstation weitergenutzt werden könnte, müsste es „mit einem erheblichen Kostenaufwand in sechsstelliger Höhe“ saniert werden. Als problematisch sieht die Stadt außerdem die mangelnde Barrierefreiheit an. So gebe es keine Toiletten für Menschen mit einer Behinderung.

    Der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrats hatte am 20. Juni vergangenen Jahres den Abriss der alten Umweltstation einstimmig beschlossen. Dadurch soll auch ein Teil der Parkplätze, die durch den Neubau von Nautiland und Umweltstation wegfallen, ersetzt werden. Die Umweltstation abzureißen und den Platz umzugestalten, koste jedoch mindestens so viel wie die Sanierung, argumentiert die Initiative für ein soziokulturelles Zentrum.

    Aufbau einer Nachbarschaftshilfe geplant

    Das Haus selbst hält die Gruppe für absolut erhaltenswert. „Schon so lange stand am Zeller Tor ein Gebäude“, sagt Sarina Weigand. Das weiß die junge Frau, weil sich die Initiative nicht damit begnügt, Forderungen zu stellen und eine Demo zu organisieren. Seit Oktober trifft sich ein Kreis von sechs Menschen, der sich einmal pro Woche intensiv mit der Idee eines soziokulturellen Zentrums befasst. Die Truppe ging ins Stadtarchiv, um mehr über die Geschichte des Inneren Torwachthauses zu erfahren. In stundenlanger Arbeit entstand ein 18-seitiges Konzept, das darlegt, warum Würzburg ein selbstverwaltetes und offenes Zentrum für Soziokultur braucht.

    Trotz des Beschlusses im Umwelt- und Planungsausschuss hofft die Initiative, dass die Stadt von ihren derzeitigen Abrissplänen abrückt. „Es wäre ein Zeichen dafür, dass die Arbeit vieler, vieler Menschen in etlichen sozialen Projekten von der Stadt gewürdigt wird“, sagt ein Aktivist, der seinen Namen nicht nennen möchte. Vom Zentrum selbst würden weitere positive Effekte ausgehen. So ist zum Beispiel daran gedacht, eine Nachbarschaftshilfe aufzubauen.

    OB will Initiative empfangen

    Ein großer Teil der Bevölkerung befürwortet die Idee, meint Sarina Weigand, die mit ihren Mitstreitern in den vergangenen Wochen in der Stadt Unterschriften für ein soziokulturelles Zentrum in der Umweltstation gesammelt hat. Rund 300 Unterschriften kamen bisher zusammen. Weitere sollen bei der Tanzdemo gesammelt werden. Zuversichtlich stimmt die Gruppe, dass Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Mitglieder der Initiative wenige Tage nach der Demo bei sich empfangen will.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden