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BAD WINDSHEIM: Freilandmuseum zeigte mit „Licht im Haus“ die Entwicklung der Beleuchtung

BAD WINDSHEIM

Freilandmuseum zeigte mit „Licht im Haus“ die Entwicklung der Beleuchtung

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    Den Weg vom Kienspan zur Glühbirne zeigte das Freilandmuseum Bad Windsheim am Sonntag in seiner Ausstellung „Licht im Haus“. Nachtschwarz ist es im Innern der mittelalterlichen Bauernstube. Nur in einer Ecke raucht und rußt ein langes Stück Holz vor sich hin. „Der Kienspan war schon immer das Licht der armen Leute“, erzählt Gerhard Trapp, eine der Aufsichten im Freilandmuseum. Zwar leicht herzustellen und nicht teuer, hat der Kienspan nämlich auch Nebenwirkungen.

    In der Stube hängt der Rauch, dass die Augen tränen. „Deshalb haben die Leute im Mittelalter auch fast im Sitzen geschlafen“, fährt Trapp fort. Das Leben in der verrußten Luft griff die Atemwege an. Die Menschen mussten ständig husten, vor allem nachts.

    Primitive Fackel

    Ein Kienspan ist ein schmales Stück Kiefernholz mit möglichst viel Harz. Je mehr Harz, desto besser brennt die primitive Fackel. Im Mittelalter hatte der Kienspan einen besonderen Platz in der Stube – entweder in einem schrägen Ständer auf einem Stück Steinfußboden, oder in einer Wandnische.

    Die Flamme des Kienspans tanzt und flackert, Funken fliegen. Eine gefährliche Lichtquelle, die nicht in der Nähe hölzerner Böden und Wände gehört.

    Wer er sich leisten konnte, beleuchtete seine Wohnstube deshalb mit Talgkerzen. Wie die hergestellt werden, zeigt Museumsaufsicht Gerhard Enzner. In einem hohen Zylinder hat er flüssigen Rindertalg. Dort hinein taucht er einen Docht, hängt ihn zum Abkühlen an ein Holzgestell und wiederholt das Ganze so lange, bis ein Kerze entstanden ist. Der Museums-Docht ist aus Baumwolle – welches Material die Menschen im Mittelalter verwendeten, ist bis heute ungeklärt.

    „Licht war früher immer Konkurrenz zur Nahrung“, erklärt Gerhard Enzner. Sei es nun das Öl für die Öllampe oder der Talg für die Kerzen – die Menschen mussten sich stets entscheiden, ob der Rohstoff auf den Teller kommen oder zur Beleuchtung verwendet werden sollte.

    Talg wird übrigens gewonnen, indem das von den Rippen des Rindes abgezogene Fett gewürfelt und gekocht wird. Übrig bleiben die Grieben fürs Schmalzbrot und der Talg für die Kerzen. Bienenwachskerzen, fügt Enzner hinzu, seien im Mittelalter der Kirche vorbehalten gewesen.

    Einfallsreich waren die Altvorderen in jedem Fall. Das beweist die Entwicklung der so genannten Schusterkugel. Sie besteht aus einer Kerze, die hinter einer Glaskugel angebracht ist. Das Licht, das durch die Kugel fällt, erzeugt auf der anderen Seite einen hellen Lichtfleck, in dem Schuster und Schneider problemlos den Faden durch die Nadel ziehen konnten. „Und raten Sie mal, was in der Kugel drin ist“, fragt Gerhard Trapp verschmitzt. „Schnaps!“

    Ein Sprung in der Zeit führt in die 1880er Jahre und zu einer sehr ergiebigen und extrem hellen Lichtquelle: der Karbidlampe. „Das waren die typischen Gruben- und Fahrradlampen“, verrät Manfred Koch aus Nürnberg, der solche Lampen sammelt. Wohnungen mit ihnen zu erhellen, sei zu gefährlich gewesen. Denn wenn Karbid erst einmal brennt, hilft auch kein Wasser mehr.

    Im Gegenteil: Ohne Wasser keine Flamme. Jede Karbidlampe besteht aus einem Hohlraum, in dem Wasser auf die Karbidsteine tropfen kann. Es braucht viel Strom, um die Steine aus Koks und gelöschtem Kalk herzustellen. Wird das Gemisch entzündet, brennt es hell und ausdauernd.

    Viele Fragen

    Die Besucher des Freilandmuseums haben viele Fragen an die Aufsichtskräfte und die Sammler, die ihre Lampen mitgebracht haben. Anton Krauß, ein leidenschaftlicher Sammler von Petroleumlampen, kann stundenlange Vorträge über die Fehler halten, die die Benutzer solcher Lampen machen können. Ein zu schmaler Docht, ein falsch abgeschnittener Docht, ein zu tief in die Lampe gedrehter Docht – und schon fliegt die Lampe in die Luft. So etwas tut eine Glühbirne nicht.

    Daher dürfen die frühen Modelle im Schäferhaus auch ohne Aufsicht brennen. Mit ihnen endet die Reise durch die Geschichte der Beleuchtung im Freilandmuseum.

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