Sechs mal elf Jahre: Die Kolping Narrengilde begann ihre Jubiläumsfeier allerdings nicht mit einem feucht-fröhlichen Helau, sondern einem eindringlichen Wortgottesdienst. In festlichen Gewändern, verziert mit Ehrennadeln und Orden, Krönchen und glitzernden Narrenkappen zogen die Faschingsfreunde verschiedener Würzburger Vereine in die Heilig-Geist-Kapelle des Bürgerspitals ein.
„Der Mensch ist für die Freude erschaffen“, predigte der Diözesanpräses der Kolpingfamilie Würzburg, Jens Johanni. Umso wichtiger sei es, auch in schwierigen Zeiten, in denen Schreckensmeldungen überhand nehmen, im Vertrauen auf Gott Lachen zu schenken, Freude zu teilen und einander Mut zu machen. Johanni zitierte den von den Nationalsozialisten inhaftierten Jesuiten und Widerstandskämpfer Alfred Delp. Der hatte noch auf dem Weg zum Galgen seinen Humor nicht verloren: „In wenigen Minuten weiß ich mehr als Sie“, soll er einem Soldaten geantwortet haben, der auf die Frage nach der aktuellen Lage der Front keine Antwort wusste.
Gründung im Jahr 1952
„Freude haben und teilen ist das Motto unserer Narrengilde“, sagte auch Harald Söder, der seit fünf Jahren ihr Vorsitzender ist, die lilafarbene Narrenkappe aber schon seit 1980 trägt. Seine ganze Familie engagiert sich in der Gruppe, die heute rund 60 Mitglieder umfasst. Die meisten von ihnen sind von Klein auf hineingewachsen, haben als Kinder in der Purzelgarde und als Tanzmariechen begonnen, haben dann in der Großen Garde auf den Faschingszügen mitgemacht oder im Männerballett getanzt und Verantwortung im Elferrat übernommen.
Die Kolping Narrengilde wurde 1952 aus der Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie Würzburg-Zentral gegründet. Damit ist sie die zweitälteste Karnevalsgesellschaft der Stadt. Mit gut besuchten Prunksitzungen und Faschingsbällen im Kolpinghaus, in den Huttensälen, dem Matthias-Ehrenfried-Haus und dem Kilianeum hat sich die Gilde einen Namen gemacht. Aber auch durch witzige Büttenreden und beschwingte Tanzeinlagen, die Teilnahme an den Faschingszügen und am Rathaussturm.
Trösten und erfreuen in Altenheimen und Kliniken
Harald Söder seufzt, wenn er an all die bunten Erlebnisse zurückdenkt. „Das Schönste und Bewegendste war aber eigentlich immer, wenn wir zu den Menschen gegangen sind, die nicht selbst zu uns kommen konnten“, sagt er.
Getragen vom christlichen Geist des Sozialreformers und Seelsorgers Adolph Kolping sei es der Gilde immer auch wichtig gewesen, in soziale Einrichtungen zu gehen, in Altenheime und Krankenhäuser. Und wenn dann dort – und das ist nur eine Geschichte von vielen – ein schwer krebskrankes Mädchen das Tanzmariechen bittet, doch noch einmal zu tanzen, dann bekomme das ganze Helau erst seinen Sinn, sagt Söder.
So, wie der 1991 selig gesprochene Adolph Kolping einmal sagte: „Froh und glücklich machen, trösten und erfreuen, ist im Grunde doch das Beste, was der Mensch auf dieser Welt ausrichten kann.“