Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

Glosse: Freuden des Landlebens: Wenn das Alpaka leise summt

Glosse

Freuden des Landlebens: Wenn das Alpaka leise summt

    • |
    • |
    Niedlich und leise: Alpakas bergen kein Potenzial für nachbarschaftliche Streitigkeiten.
    Niedlich und leise: Alpakas bergen kein Potenzial für nachbarschaftliche Streitigkeiten. Foto: Frank Weichhan

    In Zeubelried haben sich Leute für die Alpaka-Haltung entschieden. Na, die trauen sich was. Unbestritten sind Alpakas ganz entzückende Geschöpfe, aber die Hobby-Tierhaltung an sich ist ja bekanntermaßen unsicheres Terrain. Davon weiß die französische Hühnerfreundin Corinne Fesseau ein Lied zu singen. Lärmempfindliche Nachbarn haben ihren Hahn Maurice vor Gericht gezerrt, weil der ihrer Nachtruhe bereits in aller Frühe durch markerschütterndes Krähen ein abruptes Ende bereitet.

    Die Kläger hatten sich ihre Ferienhaus-Aufenthalte in dem abgeschiedenen Nest an der französischen Atlantikküste eher beschaulich vorgestellt. Also akustisch unauffällig. Die Ureinwohner dagegen halten ihren Heimatort für den Inbegriff ländlichen Lebens, und dazu gehört ihrer Auffassung nach auch die Haltung von Federvieh. Da der handelsübliche Hahn nach wie vor nicht mit einem Lautstärkeregler ausgeliefert wird, lässt sich der Konflikt auf die Schnelle nicht lösen.

    Der Hahnenschrei als nationales Kulturerbe

    Soll Maurice kaserniert werden? Oder sind es die Nachbarn, die sich auf ihn einstellen und sich was in die Ohren stopfen müssen? Darüber muss nun tatsächlich ein Gericht entscheiden. Wobei Maurice findige Sympathisanten auf seiner Seite weiß. Der Bürgermeister einer von ähnlichen Sorgen geplagten ländlichen Gemeinde hat jetzt den Vorschlag gemacht, die typischen Land-Geräusche zum nationalen Kulturerbe zu erheben. Krähende Hähne, gackernde Hühner, muhende Kühe, kläffende Hunde - all das soll zur unantastbaren ländlichen Klangkulisse werden. Im Fall von Maurice kommt erschwerend hinzu, dass er als gallischer Hahn auch noch das französische Symboltier verkörpert.

    Wie laut darf ein Hahn krähen? Ein Dauerthema auf dem Land.
    Wie laut darf ein Hahn krähen? Ein Dauerthema auf dem Land. Foto: Julia Haug

    Leider fehlt dem Alpaka, einer aus Südamerika zugezogenen Kamelform, jeglicher sinnbildhafte Charakter in Bezug auf seine fränkische Wahlheimat. Andererseits ist das Alpaka aber auch nicht dafür bekannt, aufsehenerregende Geräusche von sich zu geben. Von Kennern wird das typische Alpakageräusch als Summen oder Zirpen beschrieben, bisweilen sollen auch raubvogelähnliche Töne zu hören sein.

    Wenn man das Miauen der Katzen und das Blöken der Schafe dem schützenswerten kulturellen Erbe einer Landschaft einverleibt, dann kommt es auf ein dezentes Alpaka-Summen nun wirklich nicht mehr an. Und wenn es tatsächlich mal zu einem Rechtsstreit kommen sollte, dann könnten es die Alpakas genauso machen wie Hahn Maurice: Der ließ sich vor Gericht entschuldigen, weil er sich dem ganzen Auftrieb nervlich nicht gewachsen fühlte.

    undefined
    Foto: Käuzle
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden