Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins "Freundeskreis für ausländische Flüchtlinge im Regierungsbezirk Unterfranken" sprach das VOLKSBLATT mit dem Vorsitzenden, dem Würzburger Rechtsanwalt Michael Koch. Der Verein zählt zwischen 70 und 100 Mitglieder aus der ganzen Region.
FRAGE: Seit Jahren ist die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland rückläufig. Ist der Freundeskreis dadurch nicht überflüssig geworden?
MICHAEL KOCH: Nein. Erstens kommen immer noch Flüchtlinge und zweitens steigt die Zahl derer, die nicht abgeschoben werden können, obwohl ihre Anträge abgelehnt worden sind. Betreut werden auch die, die anerkannt wurden, aber Integrationsprobleme haben.
Was meinen Sie konkret mit Integrationsproblemen?
KOCH: Während des Asylverfahrens gibt es keine Deutschkurse für die Leute und im Regelfall verhängt man ein Arbeitsverbot. Durch die Paketverpflegung werden sie völlig unselbstständig. Wenn sie anerkannt werden, erwartet man plötzlich, dass sie auf einmal alles können.
Wo setzen Sie in Ihrer Arbeit Schwerpunkte?
KOCH: Derzeit steht das Essenspaket im Vordergrund. Zu anderen Zeiten konzentrierten wir uns auf die eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten oder die Residenzpflicht, die den Menschen verbietet, den jeweils zugewiesenen Bezirk der Ausländerbehörde zu verlassen.
Warum ist das Essenspaket ein Problem?
KOCH: Gerade weil die Zahl der Flüchtlinge sich verringert hat, zieht das Argument der Abschreckungspolitik nicht mehr. Deshalb wäre es besser, den Leuten den Gegenwert der Pakete auszuzahlen, denn durch die Essenspakete verlieren sie wie gesagt Selbstständigkeit.