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Kürnach: Friedhofserweiterung: Bürgerveranstaltung als Gradmesser

Kürnach

Friedhofserweiterung: Bürgerveranstaltung als Gradmesser

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    Auf Pinnwänden wurden die drei Entwürfe des Planungsbüros Struchholz für die Friedhofserweiterung gezeigt. Ein Kürnacher markiert mit einem Klebezettel seinen Favoriten.
    Auf Pinnwänden wurden die drei Entwürfe des Planungsbüros Struchholz für die Friedhofserweiterung gezeigt. Ein Kürnacher markiert mit einem Klebezettel seinen Favoriten. Foto: Andreas Jäger

    "Das Rundum-sorglos-Paket können wir nur gemeinsam schaffen", so begrüßte Kürnachs Bürgermeister René Wohlfart (SPD) die Bürgerinnen und Bürger, die sich in der Höllberghalle zu einem Workshop zum Thema Friedhofserweiterung eingefunden hatten. Bevor der Gemeinderat seine Entscheidung für einen bestimmten Entwurf trifft, sollten "auch die Vorstellungen der Bürgerschaft mit den bisherigen Planungen abgeglichen" werden.

    Geringer Pflegeaufwand, das ist eine der Kernideen von Thomas Struchholz, dem Landschaftsarchitekten aus Veitshöchheim, der mit der Planung des neuen Friedhofsabschnitts beauftragt worden ist. Während seines Vortrages erklärte Struchholz den knapp zwanzig Interessierten, dass früher der Friedhof ein Ort der Toten gewesen sei. "Davon kehre ich mich ab. Friedhof ist ein Ort der Lebenden, ein Ort der Kommunikation."

    Pflegeleichte Gräber für die Friedhofserweiterung

    Anstelle von starren Grabreihen sollen parkähnliche Elemente neben der Erinnerung auch der Meditation und Erholung dienen. "Natur statt Steinwüste" laute das Motto. Mit der Neugestaltung möchte die Gemeinde der Abwanderung der zu Bestattenden in Ruheforste und andere Grabmodelle entgegenwirken. Die Freien Wähler hatten zuerst alternative Bestattungsformen für Kürnach gefordert. Struchholz pflichtete ihnen bei: "Für die Gemeinde zählt jede Gebühr."

    Abwanderung sei das eine Problem, auf der anderen Seite prognostiziert er, dass "75 Prozent der Friedhofsfläche leerfallen" würden. Dort entstünde ein "Flickenteppich" – Grasflächen, wo ehemals Gräber waren. Diese verursachten Kosten durch Bewässerung und Rasenmähen. Außerdem würden sich viele der Älteren fragen, wer denn ihr Grab einmal pflegen soll, wo die Nachkommen doch häufig nicht mehr im Ort lebten. Daher sei es von Interesse, möglichst pflegeleichte Gräber für den Erweiterungsbau zu planen, sogar "pflegefreie Gräber für 3000 Euro für 15 Jahre" könne das Architektenbüro bieten.

    Wunsch nach anonymen Bestattungsmöglichkeiten

    Ein weiterer Wunsch einiger Kürnacher ist die Möglichkeit zur anonymen Bestattung. Hierbei machte Struchholz keinen Hehl daraus, dass er von anonymen Grabfeldern wenig hält: "Ich kann nicht einfach über ein anonymes Grabfeld drüber latschen." Die Abtrennung zur "normalen" Wiesenfläche sei daher wichtig. Er habe jedoch "noch keine gelungenen anonymen Grabfelder gesehen", die meisten seien "gesichts- und geschichtslos" und "pflegeintensiv".

    Damit leitete der Veitshöchheimer auf seine drei Entwürfe über. Besonders beim dritten Konzept sei durch Stelenkunst sowohl eine Möglichkeit der anonymen Bestattung als auch eine "künstlerischen Aufwertung" gegeben. Dieses Design sei "sozusagen die optimale Lösung", da es die Gemeinde "über die nächsten 30 bis 40 Jahre mit diversen Bestattungsmöglichkeiten" versorge. Unerwähnt blieb, dass jener Entwurf auch der teuerste wäre. Auf Nachfrage hieß es, dass sich langfristig die Mehrkosten im Vergleich zu den anderen Entwürfen egalisieren würden.

    Bei den Teilnehmenden kristallisierte sich kein Favorit heraus

    Im Anschluss an den Vortrag wollte eine Kürnacherin vom Friedhofsplaner wissen, ob im Zuge der Erweiterung auch eine Friedhofskapelle gebaut werden könne. Der Gang von der Kirche zum Friedhof sei umständlich, viele wünschen sich ein Requiem direkt am Friedhof. Hier klinkte sich Bürgermeister Wohlfart ein. Das Budget von "zwei Millionen Euro würde durch so einen Bau gesprengt."

    Nach der Fragestunde konnten die Teilnehmenden mit Klebezetteln ihren Favoriten markieren sowie für bestimmte Element wie Gräber, die barrierefrei erreicht werden können, oder Kissensteine, kleine Grabplatten mit den Daten des Verstorbenen, votieren. Am Ende stand es unentschieden zwischen dem sachlichsten, ersten Entwurf und dem von Struchholz favorisierten dritten. Der Ball liegt nun beim Gemeinderat.

    Landschaftsarchitekt Thomas Struchholz während seines Vortrages im Rahmen der Bürgerveranstaltung.
    Landschaftsarchitekt Thomas Struchholz während seines Vortrages im Rahmen der Bürgerveranstaltung. Foto: Andreas Jäger
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