Vor 50 Jahren, ab 12. Juni 1961, haben sich zehn Steinbildhauer aus sechs Nationen zum ersten „Symposion Europäischer Bildhauer“ auf deutschem Boden getroffen. In dreimonatiger Arbeit haben sie in Kirchheim und Gaubüttelbrunn aus Muschelkalk-Blöcken 18 monumentale Skulpturen geschaffen. Von diesen sind 13 beim „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 11. September im Kaisersteinbruch zu besichtigen.
Seit zehn Jahren stehen der von Kennern als „magischer Ort“ geschätzte Steinbruch und das Ensemble der Kunstwerke unter Natur- und Denkmalschutz. Ebenso lange ist er im Eigentum von Winfried Engert, der sich um die Pflege des Areals und die Stabilität der Skulpturen kümmert. So hat er im vergangenen Herbst die „Fünf Parallelen“ wieder aufrichten und sicher verankern lassen. Diese Skulptur – wie auch eine zweite, die er „Anrufungen“ betitelt hat – hatte der Österreicher Karl Prantl geschaffen, der Initiator des Symposions, der 2010 verstorben ist.
Eine erste derartige Zusammenkunft von Kunstschaffenden hatte Prantl 1959 in St. Margarethen/ Österreich organisiert. Für das Symposion in der Bundesrepublik hatten dann Konsul Hellmut Metzing (Firma Zeidler & Wimmel) und die Kirchheimer Steinindustrie unentgeltlich Muschelkalk-Blöcke zur Verfügung gestellt. Prantl schwebte nach mittelalterlichen Vorbildern eine Werkstättengemeinschaft gleichgesinnter Künstler vor, in der neben der künstlerischen Arbeit auch die Völkerverständigung gefördert werden sollte. Er konnte die Berliner Künstler Herbert Baumann, Erich Reischke und Joachim-Fritz Schultze für sein Ideen begeistern, die das Symposion in Kirchheim und Gaubüttelbrunn sowie 1862 in Berlin mit organisiert haben.
Ganz im Kontrast zum Geist internationaler Verständigung stand der Bau der Berliner Mauer, der inmitten der Schaffensperiode am 13. August 1961 erfolgte. Es wird berichtet, dass die Berliner Bildhauer und ihre Kollegen aus Österreich, Jugoslawien, Israel, den USA und Japan ihre Arbeit unterbrochen haben und nach Berlin gefahren sind.
Am 11. September sind in einer Ausstellung erstmals Schwarz-Weiß-Aufnahmen von 1961 zu sehen, die die Witwe Karl Prantls erst vor kurzem Winfried Engert überlassen hat. Für eine Feierstunde am späten Vormittag des 11. September haben Vertreter der Regierung von Unterfranken, des Bezirks Unterfranken sowie mehrere Abgeordnete ihr Kommen zugesagt. Den ganzen Tag über führt Winfried Engert Besucher über das Gelände, das von der Bahnstraße am Ortsausgang Gaubüttelbrunn her zu erreichen ist.