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HEUCHELHOF: Fünfzehn Jahre "Arche": Gemischtwarenladen und Familie

HEUCHELHOF

Fünfzehn Jahre "Arche": Gemischtwarenladen und Familie

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    Von anfänglich 38 Mitarbeitern mauserte sie sich zu mittlerweile 265; statt 42 zu betreuende Menschen hat die Arche mittlerweile 320 unter ihrer Obhut. Oberstes Ziel sind kleine, überschaubare Einheiten anstelle eines riesen Mammut-Baues im Getto-Stil. Integriert vor Ort, geht es auch um Erreichbarkeit für Angehörige und Freunde. Die Arche-Bewohner sollen in ihrer angestammten Heimat bleiben, sollen ihre sozialen Kontakte nicht verlieren.

    Damit das Projekt ein Erfolg wurde, musste Einrichtungsleiter Rolf Müßig aber einen Komplex mit effektiven Strukturen schaffen: eine große Küche beliefert mittlerweile alle Häuser im Umfeld; die Verwaltung ist für alle da; Personal in benachbarten Häusern hilft sich gegenseitig aus.

    Die Wirtschaftlichkeit war von Anfang an Thema. Sie menschlich und im Sinne der Bewohner zu ermöglichen war von Beginn an das Ziel von Rolf Müßig, der aus dem Zentrum für Körperbehinderte kam und die Arche übernahm. Müßig, selbst Heilerziehungspfleger, hat 18 Jahre direkt pädagogisch gearbeitet und gepflegt.

    Nächstenliebe zu den Bewohnern heißt am Beispiel der Arche auch, dass später – anstelle der üblichen langen Flure mit Zimmern – in den Neubauten schließlich Wohngemeinschaften um einen zentralen Punkt herum eingerichtet wurden: ein Wohnbereich samt Küchenzeile in der Mitte und Einzel- oder Doppelzimmer mit Sanitärbereich umliegend. So kann jeder Bewohner nach Belieben die Gemeinschaft suchen oder sich in seinen eigenen Bereich zurückziehen.

    Ein Beispiel ist das Seniorenheim „Drei Eichen“ in Rottenbauer: Acht oder neun Senioren leben pro Wohnung (jeweils acht bis neun Zimmer) im vierstöckigen Haus ganz nah am Ortszentrum. Die „Drei Eichen“ bieten auch ein eigenes öffentliches Café in der ebenerdigen unteren Etage („Café Drei Eichen“). Es wurde zum beliebten Treff für den Kaffee-Plausch, zum Mittagessen und für Versammlungen – und natürlich für die Bewohner selbst für Spielenachmittage, Weihnachtsfeiern und Lesungen.

    Umkrempeln beim Meeres-Stern

    Wie alles begann: „Maris Stella“ (Meeres-Stern) hieß das erste Haus, damals noch ohne irgendeine Verbindung zu Rolf Müßig oder der Arche. „Im Maris Stella war pflegerisch alles in Ordnung“, erläutert Geschäftsführer Müßig rückblickend, „aber die Wirtschaftlichkeit war verloren gegangen“. Der „Meeres-Stern“ hatte die billigsten Pflegeplätze in ganz Unterfranken für die Betroffenen – meist mit schwerster Behinderung.

    Müßig krempelte um. Er übernahm die Mitarbeiter, verhandelte aber viel härter als seine Vorgängerin mit dem Geldgeber – dem Bezirk Unterfranken – um die Finanzierung der Pflegeplätze und musste den Personalschlüssel ändern. Vor allem schmiedete Müßig damals Pläne zur allmählichen Erweiterung mit immer wieder neuen Häusern und sinnvollen gemeinschaftlichen Nutzungen.

    Liebevoll spricht er heute von seinem „Gemischtwarenladen“, der auch offen ist für stets Neues, das irgendwie in dieses allgemeine Leben einer Senioren- und Behinderteneinrichtung passt: wo Außenstehende kommen, und wo die Einrichtung ihrerseits wieder Benachteiligten hilft. So etwa das Sozialkaufhaus „Schau mal rein“ in Rottenbauer unweit der Senioreneinrichtung. Es führt Möbel, Kleider, Spielsachen und Haushaltsartikel in reicher Auswahl. Oder das Nähstübchen im früheren „Quelle“-Shop an der Hauptstraße. Dort arbeitet Cecilie Opara, eine Mitarbeiterin, die jahrelang im Souterrain der Senioreneinrichtung am Heuchehofer Trojaweg für die Bewohner genäht hatte.

    Unterstützt durch eine Mitarbeiterin der Mainfränkischen Werkstätten für Menschen mit Behinderung versorgt sie jetzt nicht nur die Bewohner der Arche, sondern beweist ihr Können auch kostengünstig für die Bewohner Rottenbauers und vom Heuchelhof, bis hin zu Brautkleidern, die sie für ihre Kundinnen im Ort näht.

    Ein Jahr nach der Übernahme des „Meeresstern“ entstand 1995 die eigene Sozialstation, folgte neben den beiden Häusern inklusive Büros am Prager Ring (Heuchelhof) dann „Haus drei“ am Trojaweg mit eigenen Gebäuden für Senioren und für Behinderte.

    1999 erweiterte die Arche in Höchberg mit einem Seniorenheim und Wohnungen im betreuten Wohnen, und im Jahr 2000 folgte die Tagesfördergruppe zunächst am Prager Ring, die heute in Rottenbauer untergebracht ist: Behinderte Menschen werden per Fahrdienst abgeholt, versorgt und vor allem betreut und gefördert und am Spätnachmittag wieder nach Hause gefahren.

    Die Senioreneinrichtungen Rottenbauer und Waldbüttelbrunn kamen dazu. Eine Seniorenpflegeheim mit 40 Plätzen in einer Einrichtung mit Hausgemeinschaften für ältere Menschen entsteht in Giebelstadt voraussichtlich bis Oktober 2010.

    Intensive Fortbildung

    Viele der einst übernommenen Mitarbeiter haben sich inzwischen intensiv fortgebildet, bis hin zu Geronto-Fachkräften im Altenpflegebereich und bis zur Pflegedienstleitung. Pro Jahr bildet die Arche nun sieben bis acht Altenpfleger, Heilerziehungspfleger und Mitarbeiter im hauswirtschaftlichen Bereich aus.

    15 Jahre Arche brachten auch: Abschied nehmen von vielen Bewohnern, manche Stunde am Kranken- und Sterbebett, Machtloses zusehen, wenn die Demenz fortschreitet. Aber auch stimmungsvolle Weihnachtsfeiern, Jubiläums- und ganz besondere Geburtstage, nicht nur 100-Jährige, sondern auch 105-Jährige. Hausweihen, Hochzeiten von Mitarbeitern und natürlich auch Geburten in deren Familien – die Arche ist eine große Familie geworden. Und Müßig selbst hat hier seine Frau kennengelernt.

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