Das riesige Areal der Hubland-Universität im Rücken, links ein neues Hörsaalgebäude und direkt im Blick absolutes Würzburger Neuland. Jahrzehntelang war dort hinter panzersicheren Mauern und Stacheldraht zum Schutz gegen Terrorangriffe die US-Kaserne gelegen. Jetzt sind Mauern, Zaun und Stacheldraht weg. Und auf das einst gesicherte und verriegelte Gelände führt nun über die Hauptverbindungsstraße von Würzburg nach Gerbrunn hinweg eine über hundert Meter lange Rad- und Fußgängerbrücke. Sie ist das Verbindungsglied des alten und neues Uni-Campus am Hubland. Und ein in jeder Hinsicht geschwungenes Bauwerk, das städtebaulich Eindruck macht. Die Kosten von 2,8 Millionen Euro trägt ausschließlich der Freistaat.
Obwohl noch nicht bis ins letzte Detail fertiggestellt, ist diese Brücke am Mittwochmittag offiziell ihrer Bestimmung übergeben worden. Wohl selten hat die Eröffnung und Verkehrsfreigabe einer Fußgängerbrücke so viel Aufmerksamkeit gefunden: Gerhard Eck vom Bayerischen Innenministerium war eigens für ein Grußwort angereist. Und von den heimischen Abgeordneten fehlte keiner. Obwohl der Wahlkampf für den Landtag längst vorüber ist, ließen sich weder Oliver Jörg (CSU), Georg Rosenthal und Volkmar Halbleib (beide SPD) oder Günther Felbinger (FWG) das Dabeisein beim kleinen Festakt nehmen, auch wenn sie alle nicht auf der Rednerliste gestanden hatten. Regierungspräsident Paul Beinhofer war da, Bürgermeister Adolf Bauer vertrat mit Erich Felgenhauer und Matthias Pilz die Stadt.
Erstes sichtbares Bauwerk
Warum so viel Aufhebens? Dieser Brückenschlag ist enorm wichtig. Er ist zunächst erste deutlich sichtbare Bauwerk in den neuen Stadtteil am Hubland, der nicht nur die großzügige Erweiterung des Hubland-Campus ermöglicht. Die Brücke verbindet künftig barrierefrei und ohne Ampeln die Hubland-Universität mit ihrem Erweiterungsgebiet. Und sie gehört auch zur Erschießung des neuen Stadtteils. Nicht zuletzt ist sie ein wichtiger Sicherheitsfaktor: Schließlich ist die Straße Am Galgenberg eine hoch frequentierte Straße, die vor allem Studierende täglich zu Hunderten queren müssen.
Glücklich war deshalb ganz besonders Universitätspräsident Professor Alfred Forchel über die schnelle Verwirklichung des Campus-Übergangs. Die Brücke sei wichtig für die Verkehrssicherheit und für den Verkehrsfluss gleichermaßen. Forchel dankte für die zügige Abwicklung und die großzügige Unterstützung.
Für Staatssekretär Gerhard Eck ist die neue Brücke auch ein Zeichen dafür, dass der Freistaat nicht nur in die ganz großen Ballungszentren investiere. Allein im Umkreis von 150 Metern dieser Brücke seien zuletzt weit über 100 Millionen ausgegeben worden. Mit der Erweiterung des Campus sei in die Zukunft gebaut worden.
Wettbewerb verteidigt
Intern hatte es offenbar Kritik gegeben, ob man für eine Rad- und Fußgängerbrücke einen architektonischen Wettbewerb braucht. Jedenfalls verteidigten Staatssekretär Eck wie auch der für Uni-Angelegenheiten zuständige Baudirektor Peter Mack vom Staatlichen Bauamt Würzburg am Mittwoch vehement den „preisgekrönten Wettbewerb“, den die Berliner Architekten Kolb Ripke mit den Landschaftsarchitekten POLA, ebenfalls aus Berlin, für sich entscheiden konnten. Der Wettbewerb sei aus städtebaulichen Gründen notwendig gewesen, so Mack. Und er habe sich gelohnt. Schließlich gehe es hier nicht nur um eine nachhaltige Verbindung zwischen den beiden Uni-Standorten, sondern auch um einen wichtige Eingang in Würzburgs neuen Stadtteil.
In der Tat wirkt das Bauwerk mit seinen Treppenteilen sehr gelungen. Es ist nicht nur in seiner Höheneinstellung über die Straße Am Galgenberg eigenwillig geschwungen, sondern auch in seiner Zielrichtung zum neuen Campus. Mack sprach von einer sehr „pfiffigen Lösung“. Stolz war er vor allem auch darauf, dass das Bauwerk termingerecht und im Rahmen der geplanten Kosten verwirklicht werden konnte.
Der Bedeutung und dem Anlass angemessen erteilten die evangelische Dekanin Edda Weise und Domdekan Prälat Günter Putz dem Bauwerk den kirchlichen Segen. Das Blechbläserensemble des Matthias-Grünewald-Gymnasiums sorgte bei Temperaturen um den Nullpunkt für den kulturellen Rahmen.