"Mir fiel es sehr schwer, aus meinem Dienst auszuscheiden", sagt die frühpensionierte Grundschullehrerin Brigitte Gärtner aus Würzburg. Wegen einer Augenerkrankung, die ihr Sehen bis auf ein kleines Restvermögen eingeschränkt hat, musste sie ihren Dienst an einer Grundschule vor wenigen Jahren aufgeben. "Ich habe immer sehr viel Freude an meinem Beruf gehabt und es sehr geschätzt, die Kinder auf ihrem Start in die Schullaufbahn begleiten zu dürfen." So entstand die Idee, eine Geschichte für die Kinder, die sie nun nicht mehr unterrichten konnte, zu schreiben. Doch dies war wegen ihrer Sehbehinderung nicht mehr möglich, also entwickelte sie ein Hörbuch. Welchen Stellenwert haben Hörbücher für eine fast blinde Frau? Und wie kam die 62-Jährige eigentlich auf die Idee des Waldbewohners Wusi Wusel?

Frage: Wie kamen Sie zu der Idee, ein Hörbuch für Kinder zu gestalten?
Brigitte Gärtner: Aufgrund meiner Augenerkrankung musste ich aus meinem Beruf ausscheiden, ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr unterrichten kann. Da war ich sehr sehr traurig. So hatte ich plötzlich viel Zeit. Bis dahin hatte ich einen Großteil meiner Freizeit der Schule gewidmet. Ich hatte schon immer davon geträumt, einmal ein Buch zu schreiben. Jetzt konnte ich diesen Traum angehen.
Aufgrund Ihrer Sehbehinderung ist es jedoch kein geschriebenes Buch geworden. Was können Sie zum Entstehungsprozess erzählen?
Gärtner: Immer wenn ich Zeit oder Ideen hatte, habe ich mir Passagen auf mein Handy gesprochen. Nach und nach habe ich diese dann abgehört und versucht, sie zu bearbeiten. Doch es hat sich schnell herausgestellt, dass das so nicht geht. Ich habe sehr viel Unterstützung von meiner Familie und Freunden erhalten. Meine Kinder haben mir zum Beispiel geholfen, die Passagen abzutippen. Doch diese musste ich mir wieder vorlesen lassen, da man auch mit den Vorleseapps an seine Grenzen kommt, wenn man Dinge verändern möchte. Das war sehr mühsam. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte es tatsächlich noch ein geschriebenes Buch werden. Doch dann hat sich herausgestellt, dass das Illustrieren auch eine große Herausforderung ist, da ich nur noch in Konturen sehe. Mir war wichtig, dass die Figur meinen Vorstellungen entspricht. Wusi Wusel sollte kein Kobold oder Rumpelstilzchen sein, er sollte ein aufgeschlossener und interessierter Waldwinsling sein, der mit seiner Freude und Begeisterung für den Wald ansteckt. Da das Alles in der Umsetzung sehr schwierig war, ist es schließlich ein Hörbuch geworden. Nun freue ich mich sehr
In dem Hörbuch geht es also um Wusi Wusel. Was können Sie von ihm erzählen?
Gärtner: Genau, es geht um Wusi Wusel, einem kleinen Waldbewohner, der in die Baumwurzel-Schule kommt und ganz aufgeregt ist, wie alle Kinder, wenn sie in die Schule kommen. Wusi erzählt uns, wie er seinen Alltag im Wald zu allen Jahreszeiten erlebt, was er in der Waldschule macht und was er mit seinen Freunden unternimmt. Wichtig war mir, dass die Kinder mit dem Hörbuch auch viel über den Wald lernen. Durch die Geschichte wird viel Wissenswertes spielerisch erklärt. Doch das Buch soll auch zum Träumen und Verweilen einladen. Und Raum geben, eigene Phantasien zu entwickeln.

Wie sind Sie auf die Idee der Geschichte gekommen?
Gärtner: Ich gehe selber sehr gerne in den Wald und habe in der Schule die Kinder mit viel Freude an naturkundliche Themen herangeführt. So habe ich auch gemerkt, dass das Thema Wald viele Kinder interessiert und Spaß macht. Die Idee von Wusi Wusel kam tatsächlich einfach so, ohne dass ich groß darüber nachdenken musste.
Hören Sie privat auch gerne Hörbücher?
Gärtner: Ja! Das ist ja leider die einzige Möglichkeit, mich an Büchern zu erfreuen. Dass ich nicht mehr lesen kann, belastet mich schon sehr. Deshalb höre ich viele Hörbücher und finde das unglaublich spannend, weil doch jeder ganz anders vorliest, jeder macht woanders Pausen, jeder betont andere Passagen. Mein Hörbuch hat dankenswerterweise meine Schwiegertochter eingesprochen. Ursprünglich wollte ich das selber machen, doch das war nicht wirklich umzusetzen. Meine Schwiegertochter hat das ganz wunderbar gemacht! Meine Familie hat mich immer wieder ermutigt, mein Projekt zu verwirklichen, dafür bin ich sehr dankbar.
Beim Kauf einer CD gehen drei Euro für einen wohltätigen Zweck an Kinder mit Behinderung. Das Hörbuch ist in den drei Würzburger Buchhandlungen Dreizehneinhalb , Knodt und Neuer Weg sowie im Buntstift in der Seinsheimstraße erhältlich.