(rtg) „Ich bin langsamer als ihr“, sagt der 15-jährige Jutta, und ergänzt: „na und?“ Sie hatte sich zusammen mit ihren Eltern und den Lehrern für eine Vertiefte Berufsorientierung beim Würzburger Integrationsfachdienst (IFD) entschieden; inzwischen macht sie eine Ausbildung zur Kinderpflegerin.
Der IFD bietet seit mehreren Jahren eine Vertiefte Berufsorientierung (VBO) für Schüler mit besonderem Förderbedarf an. Dieser Förderbedarf kann aus Schwierigkeiten beim Lernen, aus auffälligem Verhalten oder bei körperlichen Einschränkungen entstehen. Das Angebot ergänzt die an vielen Schulen bestehende Berufsorientierung, indem es auf die besonderen Bedürfnisse und Erschwernisse der Teilnehmer eingeht.
„Es gibt keinen Grund zu verzweifeln, eine systematische Berufsorientierung schafft eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Berufswahl bei Schülern mit erhöhtem Förderbedarf“, sagt Gerda Hoh, sie ist die für dieses Projekt federführende Sozialpädagogin beim IFD. Die VBO helfe Fragen um Anforderungen und Aussichten bei verschiedenen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen zu klären: „Am Ende stehen bessere Chancen für den Einstieg in den Beruf“.
Die Agentur für Arbeit fördert und unterstützt das Projekt gezielt, heißt es in einer Mitteilung des IFD. Das Angebot richtet sich an Schüler und Schülerinnen im letzten oder vorletzten Schulbesuchsjahr, die in der Stadt Würzburg oder den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart wohnen. Es beinhaltet theoretische und praktische Phasen.
Nach einem Eingangsgespräch mit dem Schüler, seinen Eltern und dem Lehrer schließt sich eine Eignungsklärung an. Vorhandene Talente und Begabungen werden herausgearbeitet und anschließend in verschiedenen Berufsfeldern erprobt. Der IFD kooperiert mit der Don-Bosco-Berufsschule, bei der die Schüler unter neun verschiedenen Berufssparten zwei auswählen können. Ein intensiv begleitetes Betriebspraktikum schließt sich an und dient der Überprüfung des Berufswunsches.
Hier lernen die Schüler den Berufsalltag kennen und lernen zu akzeptieren, dass der nicht immer mit den Wünschen und Vorstellungen übereinstimmt. „Manchmal, wenn zum Beispiel die Noten nicht ausreichen, lässt sich das Berufsziel vielleicht auf Umwegen erreichen“, sagt Hoh. Oftmals helfe allein schon der durch die Teilnahme erreichte Zugewinn an Reife, um das Lernen zu beflügeln.
Die Schüler entwickelten laut IFD innerhalb der VBO die Fähigkeit zur Selbstkritik, Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.
Info: Interessierte Schüler, Eltern oder Lehrer können sich unter Tel. (09 31) 3 29 40 30 sowie per E-Mail (info@ifd-wuerzburg.de) an Gerda Hoh wenden.