Die neue staatliche Schule, oder besser gesagt erst einmal drei neue Eingangs-Klassen in der Jahrgangsstufe fünf, sollen zunächst als Außenstelle einer der beiden bereits existierenden staatlichen Realschulen geführt werden. In Frage kommt die Wolffskeelschule (Lindleinsmühle) oder die Jakob-Stoll-Schule (das sind die einzigen beiden existierenden staatlichen Realschulen in der Stadt). Während die Wolffskeel-Realschule in den vergangenen Jahren eher die Schüler aus dem nördlichen Stadtgebiet und Umland, bis Zell und Erlabrunn, aufnahm, hatte die Stoll-Schule mehr Zulauf aus dem Süden. Deswegen liegt es nahe, dass auch sie die neu einzurichtenden Klassen bekommt.
Genau diese Jakob-Stoll-Schule war bis vor kurzem in demjenigen Gebäude im Frauenland beheimatet, in welchem jetzt die neuen staatlichen Klassen unterkommen sollen, im "Jakob-Stoll-Haus" in der Sandbergerstraße. Sie musste ausziehen, um dem fusionierten Mozart-Schönborngymnasium mit dessen Schönborn-Realschule Platz zu machen.
Wie berichtet, wird die Schönborn-Realschule im Laufe der nächsten Jahre aufgelöst. Gleichzeitig baut der Freistaat eine neue - dann staatliche - Realschule hier im Frauenland auf.
Doch der Verwirrung nicht genug: Die derzeit in der Zellerau befindliche Jakob-Stoll-Realschule mit ihren 970 (!) Schülern in 31 Klassen ist nämlich so proppenvoll, dass sie gar nicht mehr alle eigenen Klassen in ihrem Zellerauer Haus unterbringt. Deshalb sind alle sechs Klassen des sechsten Jahrgangs ausgelagert, und zwar im Gebäude der früheren Schiller-Hauptschule in der Felix-Dahn-Str. 4 (Sanderau). Der Schulleiter hat deshalb genug vom Schüler- und Lehrer-Tourismus und seine Freude über Zuwachs in einem weiteren Gebäude ist mehr als gedämpft. Weber: "Eine bessere Lösung wäre es, wenn dort eine ganz neue Schule entstünde." Schließlich müssen ja auch Vorarbeiten geleistet werden für die neuen Klassen einer so genannten "R 6" (sechsstufige Realschule mit den Jahrgangsstufen fünf mit zehn), wie sie im Frauenland eingerichtet werden soll. Zum Beispiel Eltern-Information, Einschreibung, Probeunterricht...
Aber auch Schulleiter Ernst Köhler (staatl. Wolffskeel-Realschule) reißt sich nicht gerade um die "Neuen". Er hat aktuell 641 Schüler in 22 Klassen. Die Wolffskeel-Schule ist Seminar-Schule und hat 24 Referendare zu betreuen. Davon sind zwölf im Haus und zwölf über ganz Bayern verstreut, so dass Köhler an verschiedenen Orten Lehrproben abnehmen muss. Er war jetzt acht Tage auf Dienstreise, und so kam auch für ihn die Entwicklung am Dienstag völlig überraschend. Würden die neuen Klassen im Frauenland seiner Schule zugeordnet, "wär's zusätzlich eine Riesen-Belastung".
Die Stimmung im Kollegium der Schönborn-Realschule unterdessen ist gedrückt. "Wir waren wie ein Verbund hinter dem Gymnasium gestanden, haben die Realschule auf ein entsprechendes Niveau gebracht," ist zu hören. Das Streichorchester, die vielen Zusatz-Angebote über den Lehrplan hinaus waren Bestandteil einer Kooperation, die Modell-Charakter hatte. Das geht jetzt kaputt. Und damit auch der familiäre Charakter einer Realschule, die bei den Eltern hoch im Kurs steht. Viele, deren Kinder heute hier unterrichtet werden, besuchten die städtische Schönborn-Realschule früher selbst. Wenn im kommenden Schuljahr 2003/04 noch einmal zwei siebte Eingangsklassen in der vierstufigen städtischen Schule aufgenommen werden, dann werden es die letzten sein. Laut Schulleiter Reinhold Loho wurden in der Realschule seit 1980 keine neuen Lehrer mehr eingestellt. Die städtische Realschule hat zurzeit 18 Lehrkräfte.