Zum Glück zieht sich der Sommer noch ein wenig hin. Wem gerade die Sommerlektüre ausgegangen ist – wir haben in der Redaktion bei dem verbliebenen Rest eine kleine Spontan-Umfrage durchgeführt. Heraus kamen – natürlich – nur allerbeste Lese-Tipps:
Claudia Schuhmann (Redakteurin): „Wenn ich ein Buch zur Hand nehme, verlange ich Eines: Schön grässlich muss es sein. Krimis, Horror oder die Memoiren viel beschäftigter Profiler – so sieht meine Lektüre aus. Im Urlaub soll sich mein literarischer Held natürlich auch im passenden mediterranen Umfeld bewegen. Deswegen greife ich gern zu den Werken des amerikanischen Autors John Maddox Roberts. Seine Romanreihe um den exzentrischen Detektiv Decius Caecilius Metellus ist zwar schon mehr als 20 Jahre alt, bietet aber auch nach mehrmaliger Lektüre noch jede Menge Spaß und Spannung, denn sie spielt in den letzten Jahren der römischen Republik.
Im ersten Band SPQR ermittelt der junge Patrizier Metellus im Fall eines ermordeten Gladiators. Diesem gewaltsamen Tod folgen noch etliche weitere, und Metellus wird in die fiesen Intrigen der römischen Oberschicht verwickelt. Die teilweise wüst zusammenkonstruierten Handlungen bilden aber nur den Rahmen für die kurzweilige Darstellung des Lebens im antiken Rom, über das man ganz nebenbei viel mehr erfährt, als so manch dröges Geschichtsbuch vermitteln könnte.“
Gerhard Meißner (Redakteur): „Auf Bettlektüre kann ich nicht verzichten. Manchmal nehm ich mir dabei schwierige Sachen vor und muss am nächsten Tag mühsam nach der Stelle suchen, an der ich eingeschlafen bin. Zurzeit jedoch habe ich einen ebenso kurzweiligen wie geistreichen Roman, der noch dazu von einem Ochsenfurter Autor und ehemaligen Mitarbeiter der Main-Post stammt: ,Wo die Liebe hinfährt‘ von Johannes Gernert und seiner inzwischen Angetrauten Maria Rossbauer. Darin schildern die beiden ihre erste gemeinsame Reise durch die USA und legen schonungslos ihre Stärken und Schwächen offen. Roadmovie und Beziehungskiste in einem, echt lesenswert und dabei doch leicht verdauliche Kost.“
Petra Leonhardt (Redaktions-Assistentin):
„Zuletzt gelesen habe ich den Roman 'Am Ende des Schweigens' von Charlotte Link. Besonders der Überraschungseffekt und die Spannung, die einen bis zur letzten Seite fesselt, haben mich begeistert. In dem Buch wird die Geschichte von drei befreundeten Ehepaaren erzählt, die seit Jahren ihren Urlaub in dem gemeinsamen Ferienhaus in Stanbury verbringen. Doch die Harmonie zwischen den Freunden und auch zwischen den Ehepartnern trügt – das Haus in Stanbury wird zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens, worauf endlich das jahrelange Schweigen gebrochen wird und die Wahrheit ans Licht kommt.“
Conny Puls (Redakteurin):
„Nach jahrelangem Verschlingen von Psychothrillern – vorzugsweise von Sebastian Fitzek – brauchte ich zuletzt leichtere Kost. Die fand ich in ,Das Seelenleben der Tiere' von Peter Wohlleben? Der Förster beschreibt eindrucksvoll, und vor allem humorig seine Beobachtungen von Haus- und Wildtieren. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass sich Pferde schämen und Raben einfach so aus Spaß – jawoll, so völlig sinnfrei – auf einem Dosendeckel Schlitten fahren? Den intelligenten Vögel schenkt der Autor viel Beachtung.
Wohlleben vergleicht das Seelenleben der Tiere mit menschlichen Eigenschaften und zieht dazu wissenschaftliche Untersuchungen heran. Wer sich für Tiere und deren Gefühlsleben interessiert, findet hier aufschlussreiche Einblicke und streift das nächste Mal ganz sicher mit einem anderen Blick durch den Wald.“
Michaela Stumpf (Redakteurin)
„Ist Ihnen der August zu warm? Abkühlung gefällig? Ich sage nur: Blackout. Gänsehaut garantiert. Marc Elsberg heißt der Autor, der es geschafft hat, dass ich rund um die Uhr meine Nase in sein Buch gesteckt habe. Ein Thriller, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, weil dieses Szenario durchaus Wirklichkeit werden könnte: An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff, versucht bei Europol durchzudringen, gerät selbst in Verdacht, während alle Menschen in Europa nur noch eines wollen: ÜBERLEBEN.“
Robert Stöckinger (Redakteur):
„Ich lese viel quer und bevorzuge Kurzgeschichten, Reportagen und Berichte über Menschen, Städte oder Länder – auch wenn es nur Reiseführer oder Zeitschriften sind. Interessant finde ich auch Betrachtungen und Kommentare zur neueren Geschichte Deutschlands (ab 1800). Und hoffentlich komme ich wieder einmal dazu, in einem Werk von Bastian Sick zu blättern, vielleicht in Folgen aus „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ oder „Happy aua“. Auf alle Fälle will ich wieder einmal so viele „Zwiebelfisch-Kolumnen“ lesen, wie ich nur schaffe.“ Frank Weichhan (Redakteur):
„Der Thriller 'Ich. Darf. Nicht. Schlafen.' ging durch die Decke und brachte seinen Autor S. J. Watson von Null auf Welterfolg – aber auch unter Zugzwang: Lässt sich das wiederholen? Was kommt nach einem solchen Debüt? Das neue Werk heißt 'Tu es. Tu es nicht.' und haut einen lange Zeit nicht vom Hocker. Thriller geht anders, man muss sich regelrecht in das Buch und in das Leben einer gewissen Julia hineinkämpfen. Wer dabei bleibt, wird immerhin fürstlich belohnt – mit einem Knaller-Ende.“
Harald Meyer (Redakteur):
„Es gibt Tage, da liegt das Leben quer im Magen. Dann schreit das Hirn mal nach leichter Kost. Bei der Suche muss es im Buchladen bei mir klick gemacht haben – bei einem Cover und einem Titel, der weiter nicht weg sein könnte von meinem gewohnten Lese-Beuteschema. Ein Griff und „Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ wechselten den Besitzer. So schrill die Aufmachung, so skurril der Inhalt. Da geht's um eine fröhlich-versoffene und schon etwas ältere Bayerin, die in Sizilien gelandet ist, bei den Recherchen um den gemeuchelten Hund ihrer Freundin stark angesäuselt im Bett eines Winzers landet, der am nächsten Tag als Mordverdächtiger Karriere macht – und Tante Poldis detektivische Gene aktiviert.“