Knapp 40 Jahre war er für die bayerische Milchwirtschaft aktiv: Beim Milchtag in Biebelried wurde Claus Gütling in den Ruhestand verabschiedet.
Gütling, jahrelanger Geschäftsführer der Milchwerke Mainfranken in Würzburg, war 2008 verantwortlich für die Einbringung der Milchwerke Mainfranken Gruppe in die Bayerische Milchindustrie (BMI) mit Sitz in Landshut.
Hier trat er zusätzlich als Geschäftsführer im Verantwortungsbereich Frische an, den er als drittes Standbein der BMI wieder stark aufstellte und für die Zukunft rüstete, wie Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck bei der Verabschiedung sagte. Auch andere erfolgreiche Integrationen von Molkereien und Frischediensten fallen in seine Amtszeit.
Beck würdigte Gütlings „jahrelange herausragende Leistung für die BMI“. Immer habe er die Zeichen der Zeit erkannt und seine Ziel mit Tatkraft und großem Engagement umgesetzt. Er sei ein „überzeugter Fahnenträger der genossenschaftlichen Milchwirtschaft und Vertreter der bäuerlichen Interessen“. Durch seine ruhige und ehrliche Art habe man mit ihm auch in schwierigen Situationen offen reden können.
Vorstandssprecher Peter Hartmann bezeichnete ihn als „Gallionsfigur der Milchwirtschaft“. Viel sei in Gebäude und Technik investiert worden, während Gütling das Unternehmen immer auf Erfolgskurs gehalten habe, würdigte Vorstandsvorsitzender Reinhold Hoh. Alles auf zu zählen würde den Rahmen der Veranstaltung sprengen.
Aus der Sicht des Berufsstandes bedankte sich Karl Groenen, unterfränkischer Ehrenpräsident des bayerischen Bauernverbandes, für Gütlings Engagement um die bäuerliche Milchwirtschaft und seine stete Gesprächsbereitschaft auf Augenhöhe.
„Mit Ihnen scheidet ein Molkereidenker aus, der sich sowohl für das eigene Unternehmen als auch für die genossenschaftliche Milchwirtschaft in Bayern hohe Verdienste erworben hat“, sagte Klaus Hein vom Genossenschaftsverband Bayern. Auf eine nachhaltige und stabile Entwicklung habe er mit Erfolg gesetzt.
Seine Bilanz sei mehr als beeindruckend. Etliche Fusionen und Übernahmen habe er bewältigt und gemanagt. Damit konnte das Unternehmen weiter entwickelt werden. Als Dankeschön und zur großen Überraschung des Geehrten zeichnete Hein ihn mit der goldenen Ehrennadel des deutschen Raiffeisenverbandes aus. Sein Einsatz zum Wohle der bayerischen genossenschaftlichen Milchwirtschaft sei beispielhaft.
Überwältigt war Gütling von den vielen lobenden Worten. „Ohne den Rückhalt der Gremien und der Mitarbeiter wäre das alles nicht machbar gewesen“, sagte er. Einzelleistungen gebe es nur im Sport, im Berufsleben müsse man Teamplayer sein.
Allen dankte er für die jahrelang vertrauensvolle Zusammenarbeit, die auch 2012 wieder zu einem sehr erfolgreichen Jahr gemacht habe. „Die BMI steht bei weiterhin zu erwartenden Marktschwankungen optimal da“, erklärte Gütling.
Zahlen und Fakten zum BMI-Werk in Würzburg
Die Kompetenz des BMI-Werkes in der Louis-Pasteur-Straße in Würzburg (ehemals Milchwerke Mainfranken) liegt in der Herstellung von Frischeprodukten mit Frucht, Pudding, Milchmischgetränken und Desserts. Das Werk erhielt 2011 zum zweiten Mal in Folge den Bundesehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Rund 47 Millionen Kilogramm Milch wurden 2012 hier verarbeitet, 161 Mitarbeiter werden beschäftigt. 233 Milcherzeuger liefern ihre Milch nach Würzburg. Der 1952 gegründeten Genossenschaft BMI mit Sitz in Landshut gehören aktuell 27 Milchliefergenossenschaften und Molkereien an. Jährlich verarbeitet die BMI mehr als 800 Millionen Kilogramm Milch und etwa 1,8 Milliarden Kilogramm Molke an künftig neun Produktionsstandorten in Bayern und Sachsen-Anhalt. 50 Prozent der Produkte werden exportiert. Die BMI ist einer der größten Molkenpulverhersteller Deutschlands. Mit über 800 Mitarbeitern wurde 2011 ein Jahresumsatz von 481 Millionen Euro erwirtschaftet.