Passanten könnten derzeit den Eindruck gewinnen, aus der Franken- sei eine Deutschlandhalle geworden. Riesige schwarz-rot-gold gestreifte Planen verhüllen das Gebäude, als hätte Christo zugeschlagen. Doch es war nicht der Verpackungskünstler, sondern Joachim Binker mit 3500 Quadratmeter gasdichter Planen.„Schwarz-rot-gold sind unsere Firmenfarben“, erzählt der Schädlingsbekämpfungsexperte aus Lauf an der Pegnitz. Seine Firma ist auf Denkmalschutzobjekte spezialisiert, vornehmlich Kirchen. Binker erzählt von der Begasung des Freisinger Doms und auch des Käppele vor längerer Zeit.
Nun muss er mit seinem Team in der Frankenhalle ran, nachdem das Architekturbüro Brückner & Brückner für die Machbarkeitsstudie zur Hallenzukunft den Zustand begutachtet und die Schädlinge entdeckt hatte. „Vor allem die Tribünen hat der Holzwurm massiv befallen, während der Hausbock stellenweise an den Holzdachträgern genagt hat“, zeigt Binker auf kleine Holzmehlhäufchen. Eine ausgewachsene Hausbocklarve frisst täglich das Volumen eines Streichholzes und jedesgeschlüpfte Weibchen legt im Schnitt wieder 400 Eier ab.
Das soll verhindert werden, weshalb laut Binker jetzt der richtige Zeitpunkt für den Gaseinsatz sei: Denn während des – nun vergangenen Winterschlafes – nehmen die Insekten das Gas nicht auf und im Juni fangen sie schon wieder an, sich zu vermehren.
250 bis 300 Kilogramm Sulfuryldifluorid werden ab Freitag in die Halle geblasen. Ab Dienstag soll diese wieder begehbar sein. Das Begasungsmittel ist geruchlos, laut Umweltstudien weder krebserregend noch ozonschädigend und verfliegt wieder, ohne Spuren am Material zu hinterlassen.
Dass nichts nach außen dringt, dafür sollen besagte Planen sorgen, die derzeit an den Verknüpfungsstellen miteinander verrollt und verklammert werden. Zur Einhüllung ist eine Hebebühne mit einer Reichweite von 42 Metern nötig. Die Nachbarn wurden per Flugblatt informiert, mehr Vorsorge ist laut Blinker nicht erforderlich. Nur die Büros im Frankenhallen-Verwaltungstrakt an der Veitshöchheimer Straße müssen übers Wochenende ausziehen, da das Gas auch durch Wände geht.
„Es gibt keine andere Möglichkeit“, sagt Binker. Bei der Alternative Heißluftverfahren hätte die charakteristische Holzbestuhlung Schaden genommen. Rund 100 000 Euro kostet der Kampf gegen den Holzwurm.
230 000 Euro sind im Haushalt für die Bestandssicherung der Halle eingeplant. Nach der Schädlingsbekämpfung wären Zugbänder an der Dachbalkenkonstruktion anzubringen, da diese die Wände nach außen drückt. Zudem müsste das Dach abgedichtet und unter die Glasplatten am First ein Sicherungsnetz angebracht werden, erläutert Stephanie Sauer vom Architekturbüro Brückner & Brückner.
Diese Sofortmaßnahmen könnte man sich sparen, wenn die rund zehn Millionen Euro für eine Sanierung und Neukonzeptionierung bald zur Verfügung stünden. Wie berichtet, ist daran gedacht, bei der fälligen Sanierung des Mainfranken-Theaters das Denkmal als Ausweich-Spielstätte und später als multifunktionale Veranstaltungs- und Ausstellungshalle zu nutzen. Aus dem Konjunkturpaket gab's kein Geld, doch laut Projektleiter Wolfgang Fey vom städtischen Baureferat lote man derzeit weitere Fördermöglichkeiten aus.