Auch nach dem Verkauf des Würzburger Traditionsunternehmens Reinfurt mit Niederlassungen in der Gneisenaustraße (110 Mitarbeiter), in Rimpar (330) und in Tschechien (50) bleiben Gesellschaftsform (GmbH & Co. KG), Name und Führungsspitze gleich: Peter Fritz ist seit 1990 Geschäftsführer und wird auch künftig die Geschicke des Unternehmens lenken. „Wir wollten unser Unternehmen nicht in eine Konzernstruktur einbinden, sondern unabhängig bleiben.“
Seit einiger Zeit schon, bestätigt der Reinfurt-Chef, habe man darüber nachgedacht, wie man das Generationen-Problem mit den acht Gesellschaftern der Familien Reinfurt, Hochrein und Fritz für die Firma lösen könnte. Und da habe sich dann der Verkauf an NIBC Capital Partners angeboten, „eine Beteiligungsgesellschaft mit Blick auf den Mittelstand“, wie es heißt.
Nach MAIN-POST-Informationen hatten Vertreter des Betriebsrates schon vor Weihnachten nachgefragt, ob an einem Verkauf etwas dran sei. Doch da gab es wohl ausweichende Antworten. Belegschaftsmitglieder bezeichnen die aktuelle Stimmung im Unternehmen als „anfangs verärgert und voller Unsicherheit“.
Diese Stimmung konnte wohl auch die Betriebsversammlung nicht ganz ausräumen, bei der die Mitarbeiter am Mittwoch informiert wurden. Bei der war auch Klaus Reinfurt, langjähriger Firmenchef und Familiengesellschafter mit hohen Firmenanteilen, dabei. Reinfurt, der wieder für CSU in den Würzburger Stadtrat einziehen will, schied zum 31. Dezember 2007 aus der Unternehmensspitze aus. Er versteht die Unsicherheit der Belegschaft, glaubt aber, dass die alten Firmen-Eigentümer das Richtige getan haben. Die unterschiedlichen Auffassungen der acht Gesellschafter hätten seiner Meinung nach gefährlicher für den Betrieb werden können als ein Verkauf.
Eine Grundsatzvereinbarung im Kaufvertrag soll der Belegschaft Sicherheit geben. Sie lautet: Eine Verlagerung der Arbeitsplätze werde nicht beabsichtigt, so Reinfurt. Und dass es mit dem Unternehmen am Standort Mainfranken weiter aufwärts gehen soll, dokumentieren wohl auch die bisherigen Familien-Gesellschafter: der Neubau einer Logistikhalle in Rimpar starte demnächst und werde zu 50 Prozent noch von den alten Eigentümern bezahlt, sagt Reinfurt.
Unternehmenschef Fritz sieht zuversichtlich in die Firmen-Zukunft und wird nach eigenen Angaben auch die Firmenpolitik weiter festlegen. Es gebe keine Vorgaben von NIBC und auch keine Rendite-Ziele. „Wir sind europaweit gut vertreten und wollen von uns besetzte Nischen weiter ausbauen.“ Fritz nennt hier Spezialkugellager für die Medizin und die Luft- und Raumfahrt. Auf Dauer will er weltweit agieren und hat da besonders den asiatischen Markt im Blick. Dafür soll der Vertrieb von Reinfurt vergrößert werden. Auf die Frage angesprochen, ob das Gerücht von den 120 Millionen Euro Verkaufspreis stimme, sagt er am Telefon: „Das ist abwegig.“
Daten & Fakten
NIBC und Gebrüder Reinfurt NIBC ist eine niederländische Handelsbank mit Niederlassungen in Den Haag, London, Brüssel, Frankfurt, New York und Singapur. Die Würzburger Firma wurde 1942 von Eugen und Hugo Reinfurt gegründet. Im Jahr 2007 machte sie einen Umsatz von 46 Millionen Euro.