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Würzburg: Gedanken zum Fest: Weihnachten bringt die Wende der Herzen

Würzburg

Gedanken zum Fest: Weihnachten bringt die Wende der Herzen

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    Pfarrer Andreas Kneitz ist neuer Präses der Würzburger Kreuzbruderschaft.
    Pfarrer Andreas Kneitz ist neuer Präses der Würzburger Kreuzbruderschaft. Foto: Daniel Peter

    Weihnachten spielt keine Rolle, wenn sich die Wallfahrerinnen und Wallfahrer der Würzburger Kreuzbruderschaft auf den Weg von der Neumünsterkirche zum Kreuzberg in der Rhön machen. Es liegt auf der Hand: Mitten in der Sommerhitze ist Weihnachten noch weit weg. Außerdem gehen und meditieren sie auf ihrem Weg den Kreuzweg, das Leiden und das Sterben Jesu, nicht seine Menschwerdung. Aber einmal während der Wallfahrt blitzt Weihnachten fast unbemerkt auf. In der Frühe des dritten Tages schon am Kreuzberg beim Beten der 14. Station des Kreuzwegs heißt es:

    "Der Schöpfer wird in den Schoß der Schöpfung gelegt, behutsam getragen von einigen wenigen Händen – kleine Zeichen der Liebe, einer Liebe, die über den Tod hinausgeht. In einer Höhle, nicht weit von hier, begann sein Erdenweg; in einer Höhle endet er. Sein Erdenweg war kurz, aber er hat die Wende gebracht; nicht nur die Zeitenwende, auch die Wende vieler Herzen."

    Ein Moment, der mich alljährlich in Gedanken an die Krippe zurückversetzt und mir das Staunen der Protagonisten von damals, von Maria und Josef, den Hirten und den Engeln ins Gedächtnis ruft. Gleichzeitig sehe ich die vielen Menschen, die heute wieder staunend vor den vielen Krippendarstellungen unserer Kirchen und Häuser stehen: Familien mit ihren Kindern, Alte und Junge, Gläubige und dem Glauben Fernstehende. Das Kind in der Krippe übt eine Faszination aus, die keine Altersbeschränkung kennt. Es vermag für einen Moment die Zeit anzuhalten. Alle politischen und privaten Auseinandersetzungen, Unsicherheiten und Ängste lässt es in den Hintergrund treten oder gar vergessen. Es ist leicht und schön, diesem Kind zuzusehen.

    Jeder Wallfahrer trägt sein Kreuz

    Schnell bin ich zurück von meinem gedanklichen Ausflug in die Heilige Nacht in Betlehem und stehe mit den Wallfahrern wieder an der 14. Station des Kreuzwegs "Jesus wird in das Grab gelegt". Einige Stufen über uns steht hochaufgerichtet das Kreuz, daran der Leichnam Jesu. Das ist nicht so leicht und schön anzuschauen. Manchen Menschen macht es sogar Angst. Ich schaue mich um. Von einigen Wallfahrern kenne ich die Geschichten, ihre Beweggründe mitzugehen, ihre Schicksale. Jeder von ihnen trägt sein Kreuz.  Wie es ihnen geht, wenn sie diese Meditation hören? "In einer Höhle, nicht weit von hier, begann sein Erdenweg; in einer Höhle endet er." War das Leben dieses Kindes umsonst, so dass es jetzt sein Ende im Grab findet?

    Vielleicht hat die Wallfahrt zum Kreuzberg doch etwas mit Weihnachten zu tun. Gott wird ein Mensch. Warum eigentlich? Um uns ganz nah zu sein. Um nichts außen vor zu lassen von dem, was unser menschliches Leben ausmacht.

    Das Kind in der Krippe will Mut und Hoffnung machen

    Wenn die Wallfahrerinnen und Wallfahrer sich alljährlich auf den Weg zum Kreuzberg machen, dann tragen sie viele Anliegen und Bitten mit sich. Sie bringen ihre persönlichen Lebensgeschichten mit. Manch einer geht aus Dankbarkeit beispielsweise für die Genesung von einer Krankheit. Und andere gehen für einen anderen. Gemeinsam auf dem Weg hält man sich gegenseitig aus oder trägt den anderen mit, um das Ziel zu erreichen. Auf ihrem Weg schauen die Wallfahrerinnen und Wallfahrer mit ihrem eigenen Gepäck dem gekreuzigten Jesus ins Gesicht. Es ist das Gesicht des Kindes in der Krippe in Betlehem. Das göttliche Kind teilt alles, was Menschenleben ausmacht. Dabei erleben die Wallfahrer, was damals und heute für das Staunen der Menschen an der Krippe sorgt: Gott macht sich uns gemein. Er wird wirklich zum Immanuel – zum Gott-mit-uns. Er spart nichts aus, was uns bewegt.

    Dieser kleine Hinweis bei der Betrachtung der letzten Kreuzwegstation auf dem Kreuzberg vom Anfang und Ende des Menschenlebens Jesu unterstreicht, wie ernst es Gott mit uns Menschen meint. Dass das Kind, das in der Nacht von Betlehem geboren wird, unter den Bedingungen eines ganz gewöhnlichen Menschenlebens steht, darf uns die Angst vor dem Menschsein nehmen. Mehr noch: Es will uns Mut und Hoffnung machen, sich allem Glück und allen Herausforderungen eines menschlichen Lebens zu stellen und zwar in der Gewissheit, dass Gott es kennt, begleitet und mitgeht. Dass er eben jener Immanuel – Gott mit uns ist. Und das bedeutet auch, dass Gott kein Fremder und kein unnahbares Wesen, sondern einer von uns ist.

    Gott ist auch in unsicheren Zeiten an unserer Seite

    Das Staunen vor dem Kind in der Krippe kann auch in Unbehagen umschlagen. Es mag für den Moment die Krisen der Gegenwart ausblenden, dennoch bleiben die Kriegsherde der Erde, Teuerung, Klimawandel, Hass und Hetze und eine politische Unsicherheit, die uns derzeit weltweit umtreibt.

    Vielleicht steht einem die Frage ins Gesicht, was aus diesem Kind in einer solchen Welt einmal werden soll? Das Kind in der Krippe gibt uns die Botschaft mit, dass Gott auch dabei mitgeht und dass er in den unsicheren Zeiten an unserer Seite ist, sie sogar mit uns teilt. Zugegeben mag diese einfache und zugleich tiefe christliche Wahrheit für manches Ohr abgedroschen und ausgehöhlt klingen. Dennoch ist es eine Hoffnung, die trägt, und eine Wahrheit, die selbst im gekreuzigten Jesus noch das Kind in der Krippe erkennen lässt.

    Wenn das Staunen vor der Krippe uns die Angst vor dem Leben nimmt, dann hat Weihnachten die Wende der Herzen gebracht. Die wünsche ich Ihnen für dieses Weihnachtsfest!

    Andreas Kneitz (39) wurde im August von Bischof Franz Jung zum Präses der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg ernannt. Kneitz ist seit 2021 Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft "Heiliger Franziskus im Maintal" in Zell, Margetshöchheim und Erlabrunn sowie "Communio Sanctorum - Sankt Laurentius" in Leinach im Lkr. Würzburg.

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