An zwei Leinen von etwa einem Meter Länge sind Gewichte befestigt, die rhythmisch auf einen Holzboden klacken. Zusammen mit Trommeln und Fußstampfen ergibt das Geräusch der Kugeln eine Art akustisches Gewitter, das donnernd durchs Zirkuszelt zieht. Ursprünglich wurden die Boleadoras in Argentinien als Wurfwaffe bei der Jagd verwendet. Mittlerweile sind sie in einer Mischung aus Tanz und Akrobatik im Einsatz. Dass die Sali-Brüder diese Kunst beherrschen, verdanken sie ihrem Onkel, der die Boleadoras von einer Argentinienreise mit nach Hause brachte. Als Kinder übten sie spielerisch den Tanz mit den Kugeln, mittlerweile treiben sie ihn zur Perfektion: immer schneller, immer gewagter.
Mit ihren Boleadoras treten die beiden Italiener auf der ganzen Welt auf, im Theater, im Fernsehen, in Vergnügungsparks. Ihr Herz schlägt jedoch für den Zirkus. „Wir sind in einer Zirkusfamilie groß geworden“, erklärt Karel. „Uns zieht es wie an einem unsichtbaren Faden immer wieder in die Manege. Wir lieben dieses Leben.“
Dass ihre Show nicht ganz ungefährlich ist, zeigt die Narbe an Joes Schläfe. Wenn die Kugeln dicht am Gesicht vorbei sausen, führt eine kleine Unachtsamkeit zu bösen Verletzungen. Spannend ist daher immer der Moment, wenn die Brüder eine junge Frau aus dem Publikum in ihre Mitte holen und ihre Kugeln an ihr vorbei krachen lassen. Der Effekt ist meist der selbe: Das Versuchskaninchen nimmt Reißaus. Ist der erste Schreck jedoch überwunden, zeigen die Artisten ihr wahres Können: Die sirrenden Seile wirbeln einzelne Haarsträhnen der Frau in die Luft. Eine haarscharfe Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Circus Carl Busch gastiert noch bis Sonntag in Würzburg. Am Freitag und Samstag finden Vorstellungen jeweils um 15 Uhr und um 20 Uhr statt. Am Sonntag gibt es um 11 Uhr und um 15 Uhr den Zirkus zum letzten Mal auf der Talavera zu sehen.