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WÜRZBURG: Geigenbau wie vor 300 Jahren

WÜRZBURG

Geigenbau wie vor 300 Jahren

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    „Ich wurde nicht gefragt, ob ich Geigenbauer werden will“, erzählt der 63-Jährige an seinem Arbeitsplatz. Neben ihm an der Wand hängen Stege, Schnecken und in hohen Gläsern sind Saiten aufbewahrt. Die Werkstatt zieren viele Fotos, teilweise sieht man ihnen ihr hohes Alter an.

    Der Grund für den ihm vorgezeichneten Lebensweg war sein Vater Fritz Steiner. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er „aus dem Nichts“ eine Werkstatt mit Geschäft in der Katharinengasse auf. Der Geigenbaumeister schickte seinen Sohn von 1959 bis 1963 auf die Geigenbauschule in Mittenwald. „Mit 14 Jahren war ich dort einer der Jüngsten“, erinnert er sich.

    Nach seiner Ausbildung arbeitete Albert Steiner als Geselle bei seinem Vater. „Ich war sein zweites Ich“, sagt er. 1971 legte er die Prüfung zum Geigenbaumeister ab. 1974 überschrieb Fritz Steiner seinem Sohn das Geschäft am Sternplatz, war jedoch noch bis 1986 tätig. „Erst dann konnte ich mich selbst entwickeln.“

    Wieviele Instrumente er während seines mittlerweile 45-jährigen Berufslebens repariert oder gebaut hat, weiß Albert Steiner nicht. Ihm fällt aber spontan die Guaneri-Geige ein, die er für einen japanischen Musiker von Grund auf renovierte. Der Wert: rund 600 000 Euro. „Für mich stellt so ein wertvolles Stück nichts Besonderes dar, dennoch freue ich mich, wenn ich so etwas sehe.“ Auch einige Stradivaris gingen durch seine Hände und er päppelte die kostbaren Instrumente wieder auf.

    Nebenbei sammelt Albert Steiner auch. „Wenn ich mal schlecht gelaunt bin, schaue ich mir gern schöne Sachen an.“ Seiner Meinung nach lernt er dabei und kann diese Erfahrungen auch beim Bauen von Instrumenten einsetzen.

    Er macht zwar nicht viel Aufhebens von seiner Sammlung, ein bisschen Stolz flammt aber auf, wenn er von der Geige von Serafin Santo, einem der besten venezianischen Meister, berichtet. Dieses im Jahr 1739 erbaute Stück fiel seinem Vater und ihm in den 70-er Jahren in die Hände. Nachdem einige potenzielle Käufer Rückzieher gemacht hatten, erhielt Albert Steiner den Auftrag: „Gehe auf die Bank und hole das Geld.“

    Den Hals erneuerte er selbst, die Schnecke ist jedoch noch im Originalzustand. Das ist eindeutig zu erkennen, als er die Bilder des Instruments in einem Buch zeigt. Der Wert dieser Geige wird auf 150 000 bis 300 000 Euro geschätzt.

    „Wenn ich mal schlecht gelaunt bin, schaue ich mir gern schöne Sachen an“

    Albert Steiner Würzburger Geigenbauer

    Als „eine schöne Rarität“ bezeichnet er die Geige von Johannes Leeb aus Pressburg. Sie stammt aus dem Jahr 1796. Fotos in einem Instrumentenbuch beweisen, dass sie sich noch im Originalzustand befindet. „Wie ein Tiger bin ich auf und abgelaufen und überlegte mir, ob ich sie kaufen soll.“

    „Ich baue auch selbst Geigen, Bratschen und Celli“, erklärt Albert Steiner. So wie es vor 300 Jahren gemacht wurde – aus Ahorn- und Fichtenholz. Allerdings stellt er die Instrumente nicht auf Auftrag her, sondern „nach meinen eigenen Vorstellungen“. 1989 baute er beispielsweise eine Geige, deren Zarge, Boden und Schnecke aus Vogelahorn bestehen. Die Decke ist aus Haselfichte. „Das Rohmaterial fand ich in einer Firma in Bubenreuth, es lag auf dem Boden.“ Vogelahorn klingt zwar nicht so gut, aber wegen der Maserung ist das Instrument ein Schmuckstück.

    „Jede Geige schreibt ihre eigene Geschichte“, meint Albert Steiner. Er versucht jedes Mal, „das beste Stück herzustellen“ und sucht immer das beste Holz. 1996 baute er beispielsweise eine Violine aus 200 Jahre altem Holz.

    Der Geigenbaumeister trifft sich ab und zu mit Freunden für ein Streichquartett. „Wir setzen uns zusammen, machen Brotzeit und spielen dann Werke von Mozart, Schubert oder Haydn.“ Das gehört für ihn zum Leben dazu.

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