„Lass dir die Fremde zur Heimat werden, aber nie die Heimat zur Fremde“, diesen Leitspruch der Sudetendeutschen lebte wie kaum ein anderer Karl Nausch. Als die Ortsgruppe Veitshöchheim der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) in den Mainfrankensälen ihr 50-jähriges Bestehen feierte, war dies für den 78-jährigen Ortsobmann zugleich eine höchst persönliche Jubiläumsfeier. Denn seit der Gründung der Ortsgruppe 1962 wirkt Nausch zeitaufwendig und aktiv in der SL in verschiedenen hervorgehobenen Positionen auf Orts-, Kreis-, Landes- und Bundesebene mit. Der Bundesverdienstkreuzträger war sogar vier Jahre lang bis 2008 Vizepräsident der 220 000 Mitglieder vertretenden Bundesversammlung.
Da Nausch die Jubiläumsfeier und dem Festakt selbst organisierte, standen jedoch andere Themen im Mittelpunkt des Gründungsfestes als seine großen Verdienste um die Ortsgruppe und seine überörtliche Verbandsarbeit. Alle Jubiläumsgäste hatten Gelegenheit die von Karl Nausch 1997 initiierte und 2002 erweiterte geschichtliche Dokumentation über die Sudetendeutschen im Rathaus-Obergeschoss zu besichtigen.
Es ist ihm ein Herzensanliegen, dass das geistige Erbe der Sudetendeutschen nicht in Vergessenheit gerät und die tschechische Regierung endlich das an ihnen begangene Unrecht eingesteht, sagte Nausch in seiner Begrüßungsrede und ermunterte deshalb die Jüngeren, für eine Verständigung und einen Ausgleich mit dem tschechischen Volk auch in der Zukunft einzutreten. Nausch: „Wir wollen Versöhnung, diese kann jedoch nicht verordnet werden, sondern muss aus dem Volk kommen.“
Als Mann des Ausgleichs war es für ihn keine Frage, für die von der Gemeinde Veitshöchheim angestrebte Partnerstadt mit einer osteuropäischen Stadt, seinen Geburtsort Rothau (Rotava) im Egerland, vorzuschlagen. 2006 wurde der Vertrag unterzeichnet. Als damals Elfjähriger wurden er und sein Vater, der eine eigene Tischlerei besaß, vertrieben.
Dass sich im Bereich der Verständigung seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989 viel zum Positiven hin vor allem auf kommunaler Ebene entwickelt habe, darüber berichtete Festredner Peter Barton. Der vor 30 Jahren geflüchtete gebürtige Prager mit tschechischen, deutschen und ungarischen Wurzeln leitet von Anbeginn an das Büro der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SKS) in Prag.
Es sei sehr mutig gewesen, dieses im März 2003 als „sudetendeutsche Botschaft des guten Willens” in der Tschechischen Republik zu eröffnen. Damit solle dazu beigetragen werden, in Tschechien das Bild von der historischen Rolle der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien zu entzerren, zu korrigieren und von allen Vorurteilen zu befreien.
In ihren Grußworten würdigten auch die Landtagsabgeordneten Manfred Ländner und Volkmar Halbleib, stellvertretende Landrätin Elisabeth Schäfer, Bezirksvorsitzender Alfred Kipplinger und Bürgermeister Rainer Kinzkofer die Verdienste der Sudetendeutschen. Mit ihrem Bevölkerungsanteil von zehn Prozent hätten sie einen wesentlichen Anteil an der positiven Entwicklung des Ortes, vor allem in der Gartensiedlung geleistet, so Kinzkofer. Mittlerweile hat die SL-Ortsgruppe 50 Mitglieder.
Musikalisch gestaltet wurde die Jubiläumsfeier von der Harfinistin Rabea Buchberger.