Ohrwürmer und das Thema des Jahres bei der ersten Prunksitzung der Narrengilde
Rund 250 Gäste hatten im Jahr nach Vereinsgründung und Selbstständig-Machen der Gerbrunner Narrengilde den Weg zur ersten NGG-Prunksitzung in der Mehrzweckhalle gefunden. Das deutlich verjüngte Publikum erlebte in gut fünf Stunden eine ausgewogene Mischung von Text, Tanz und Musik.
Nach dem Start mit dem Marschtanz dem NGG Nachwuchsgarde gab es mit Judith Köhler erst aktuell umgedichtete Ohrwürmer zu hören _ „Theo – halt bloß dei? Gosch“, bevor die jüngsten Tanzstars der NGG, die Sandhäschen, als ebensolche über die Bühne purzelten.
Prinzenrolle
Anschließend gewann der Zehnjährige Fabio Walter, Faschingsprinz des Gerbrunner Kultur- und Fördervereins, die Herzen sämtlicher weiblichen Gäste im Flug. Die Prinzenrolle stand dem Nachwuchsredner mit dem Lausbubencharme mindestens ebenso gut wie die des künftigen Sitzungspräsidenten im Vorjahr. Kein Wunder, dass im Anschluss die NGG-Purzelgarde die Puppen tanzen ließ.
Männerherzen höher schlagen ließ Melissa Laudensack. Allerdings nur bis sie – als Männersucherin angekündigt – den Herren der Schöpfung ihren wahren Wert zeigte: „Am allerschönsten sind Männer auf alten Fotos.“
Die stimmungsvoll auf die Bühne gezauberte „schöne Weichnachtszeit“, die Werner Siebentritt als Weihnachtsmann Revue passieren ließ, jagte nicht nur seinen Puls in die Höhe. Manch Zuhörer ließ unüberhörbar erkennen, dass die eigenen alljährlichen Erlebnisse in der staden Zeit wohl dem geschilderten Fiasko des Redners recht nahe kommen.
Gewohnt fröhlich, locker, flockig wirbelte einmal mehr Tanzfloh Nelly Spivak über die Bühne, während sich die NGG-Nachwuchsgarde voller Energie dem Thema „typisch Mädchen“ tänzerisch näherte.
Bevor sich mit den Marschtänzen der Heim wie der Lengfelder Gastgarde die erste Hälfte dem Ende näherte, sorgte Olga, alias Otmar Schraud, als Frau des Bauer Eugen für einen weiteren Höhepunkt und die erste energisch geforderte Zugabe des Abends – das Thema Mann und Frau zieht eben immer. Eingeleitet hatten dies zuvor die tratschenden Elferratsfrauen mit ihrem Aufbruch zum „Altgeselleninnenabschied“.
Mit Pauken und Trompeten, Trommelschlag und Sambarhythmen leitete die Eibelstädter Guggemusik Teil zwei ein, hatte aber mit dem sprichwörtlichen Sitzfleisch mancher Gäste zu kämpfen.
Bevor Sitzungspräsident Peter Gröschel und sein Stellvertreter John Ceniceros das große Finale einläuteten, mit dem Schautanz der aktiven Garde und dem frenetisch gefeierten Männerballet (Muppets) und dessen getanzter Weltreise – an der auch Bürgermeister Stefan Wolfshörndl teilnahm und so seine Schuld aus dem verlorenen Rathaussturm einlöste – wurde es noch politisch.
Christoph Maul aus dem mittelfränkischen Schillingsfürst – „halb so groß wie der Würzburger Friedhof und doppelt so tot“ – kehrte als Hausmeister sämtliche Aufreger des letzten Jahres nicht unter den Teppich, sondern gekonnt und mit Ironie hervor. „Ironie ist, wenn eine 15-Jährige schon zweimal Mutter ist, aber eine Schutzhülle fürs Handy hat.“
Er zeigte, dass es sehr wohl noch möglich ist, in der Bütt die spitze Feder zu pflegen, trotz des „derzeit alles beherrschenden Themas – dem Thermomix“. Eine Rakete belohnte seinen Vortrag.
Für langjähriges aktives Tanzen und 17-jährige Trainertätigkeit ehrte schließlich Holger Leikam, Beirat im Fränkischen Fastnachtverband, Simone Spanheimer und Susi Hesselbach.
Am Samstag, 23. Januar, lädt die NGG erneut zur Prunksitzung.