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UFFENHEIM: Gemeinsam das Leben festhalten

UFFENHEIM

Gemeinsam das Leben festhalten

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    Hans-Peter Scholl, Teresa Enke und Jan Bassler wollten mit ihren Beiträgen zur Enttabuisierung der Krankheit Depression beitragen.
    Hans-Peter Scholl, Teresa Enke und Jan Bassler wollten mit ihren Beiträgen zur Enttabuisierung der Krankheit Depression beitragen. Foto: Foto: GERHARD KRÄMER

    „Man muss sich wegen einer Depression nicht schämen.“

    Hans-Peter Scholl Facharzt für Psychiatrie

    Nach dieser Schul-Erinnerung der lustigen Art wurde Teresa Enke ernst. Sie erzählte von ihrem Mann Robert Enke, der sich am 9. November 2009 das Leben genommen hat. Ihr Mann hatte unter Depressionen gelitten. Das Schwierigste sei es damals gewesen, dies vor der Öffentlichkeit geheim zu halten und einen geeigneten Therapeuten zu finden.

    2010 wurde die Robert-Enke-Stiftung ins Leben gerufen. Ihre Ziele sind die Förderung von Maßnahmen und Einrichtungen, die der Aufklärung über Depressionen im Leistungssport und über die Volkskrankheit Depression dienen. Aufgeklärt wird auch über Kinder-Herzkrankheiten (Tochter Lara war herzkrank und starb 2006 kurz nach ihrem zweiten Geburtstag). Vorstandsvorsitzende ist Teresa Enke.

    Teresa Enke kämpft darum, dass Sportler Unterstützung erhalten, sie kämpft für eine Entstigmatisierung der Krankheit Depression und dafür, dass jeder zurückkehren könne, wenn er sich therapieren lässt. Es gehe darum, der Krankheit in der Gesellschaft Raum zu geben, für die Krankheit Verständnis zu wecken.

    Bei vier Millionen an Depression erkrankten Menschen bekämen weniger als zehn Prozent Hilfe, jährlich seien 10 000 Todesfälle zu beklagen.

    Stiftungsgeschäftsführer Jan Bassler stellte die Projekte der Stiftung vor. Diese könne nicht Kritik an Sportlern verhindern, den Druck also nicht nehmen. Sie könne aber Strukturen schaffen, die Hilfe bringen. Präsent sei die Stiftung in Fußballbundesliga-Stadien, aber mittlerweile auch bei anderen Sportarten. Zudem werde derzeit eine Notfall-App mit SOS-Funktion entwickelt. Diese müsse nur gedrückt werden. Damit sei es ein extrem niedrigschwelliges Hilfsangebot. Der Betroffene müsse nicht reden, er werde im Extremfall durch die übermittelten GPS-Daten gefunden. „Es ist ein Versuch, Menschen damit im Leben zu halten“, sagte Bassler. „Gemeinsam das Leben festhalten“, wünscht sich auch Teresa Enke, die deutlich machte, dass die Stiftung nicht nur für Leistungssportler Ansprechpartner ist, sondern auch für jeden „normalen Bürger“.

    Mit auf dem Podium saß Hans-Peter Scholl, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Er sprach von einer schleichenden Entwicklung der Krankheit, die nicht immer einfach zu erkennen sei. Symptome seien zum Beispiel der Verlust an Freude oder der Energiemangel. Fast jedes körperliche Symptom könne auch die Folge einer Depression sein. Bei leichten Depressionen könne der Hausarzt helfen, bei mittleren bis schweren der Facharzt.

    Zwei Fragen könnten als erster Selbsttest dienen: Ob man im letzten Monat bedrückt, traurig oder hoffnungslos gewesen sei, ob man in den letzten vier Wochen die Lust und Freude an Dingen verloren habe, über die man sich sonst gefreut hat.

    Wohl wissend, dass der Gang zum Psychiater nicht leicht sei, betonte Scholl: „Man muss sich wegen einer Depression nicht schämen“. Der Rotary Club Uffenheim mit seinem Präsidenten Wolfgang Klein hatte diese Veranstaltung im voll besetzten Atrium der Bomhardschule ermöglicht. Enke zeige den von Depressionen Betroffenen durch ihre Arbeit Wege aus der Krise auf, sagte Klein. Wege, die Robert Enke damals leider nicht zur Verfügung gestanden hätten.

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