Antibiotika gehören zu den häufigsten verordneten Medikamenten. Die zunehmende Verbreitung von Resistenzen oder arzneimittelinduzierten Nebenwirkungen und steigende Komplikationsraten führen weltweit zu verlängerten Liegezeiten in Krankenhäusern sowie zu erhöhten Arzneimittelkosten. Das teilt das Uniklinikum Würzburg in einem Pressebericht mit.
Die Antimicrobial-Stewardship-Arbeitsgruppe (AMS) am Uniklinikum Würzburg (UKW) setzt sich für einen indikationsgerechten und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika ein. Ihre Kompetenz teilt sie im mainfränkischen Antimicrobial-Stewardship-Netzwerk (AMS-MAN), dem jetzt auch das Klinikum Bamberg beigetreten ist.
„Ziel der Kooperation mit dem Uniklinikum Würzburg ist es, unsere bereits bestehende sehr gute AMS-Expertise weiter auszubauen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf höchstem Niveau zu fördern und den fachlichen Austausch zu intensivieren – mit dem klaren Fokus, das bestmögliche Ergebnis für unsere Patientinnen und Patienten zu erzielen“, erklärt Prof. Dr. Georg Pistorius, Ärztlicher Direktor am Klinikum Bamberg.
Gemeinsame Besprechung der Dosierung vor Ort
Die Leiterin des Netzwerkes am UKW, Dr. Güzin Surat, besucht in ein- bis zweiwöchigem Rhythmus ihre Kolleginnen und Kollegen in den kooperierenden Krankenhäusern, berät und schult. Bei gemeinsamen Antibiotika-Visiten analysiert sie die Verordnungspraxis vor Ort. „Wir besprechen jede Patientin und jeden Patienten, die mit Antiinfektiva behandelt werden“, sagt Surat. „Wir empfehlen dabei, die für den Patienten bestmögliche Substanz auszuwählen. Dabei besprechen wir auch die Dosierung und die Form der Darreichung.“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte im Jahr 2019 die antimikrobiellen Resistenzen (AMR) zu einer der zehn größten globalen Bedrohungen für die Gesundheit. Wenn Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze zunehmend resistent gegen Antibiotika, Virostatika und andere antimikrobielle Wirkstoffen werden, lassen sich Infektionen immer schlechter oder gar nicht mehr behandeln.
Im Zuge von nationalen und internationalen Aktionsplänen hat die Bundesregierung 2015 mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) Maßnahmen gebündelt. Unter anderem wurde auch das Infektionsschutzgesetz modifiziert. Nur wenig später startete die internistische Infektiologin und AMS-Expertin Dr. Güzin Surat am Universitätsklinikum Würzburg, um AMS am UKW zu etablieren.
Netzwerk will Patienten gezielter mit passenden Antibiotika versorgen
Mit Erfolg: So zeichnet sich das UKW durch einen besonders niedrigen Verbrauch an Antibiotika aus. Im Rahmen des regionalen AMS-Netzwerkes sollen nun auch die Patientinnen und Patienten des Klinikums Bamberg von der Expertise aus Würzburg profitieren. „Der Gesetzgeber fordert von uns Ärztinnen und Ärzten einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika" erklärt Prof. Dr. Pistorius. „Wir freuen uns, dass wir nun gemeinsam mit dem Uniklinikum Würzburg einen Beitrag im Kampf gegen die rasante Ausbreitung von multiresistenten Erregern und den damit Wirkungsverlusten von Antibiotika leisten können.“
Das mainfränkische Netzwerk AMS-MAN des UKW setzt sich für eine Optimierung der Verschreibungspraxis für Antibiotika/Antiinfektiva in der Region ein. Zum Netzwerk gehören neben der Würzburger Uniklink die Klinik Kitzinger Land, die Main-Klinik Ochsenfurt, das Krankenhaus St. Josef, die Haßberg-Kliniken, die Klinik Neustadt an der Aisch und das Klinikum Bamberg.