Das Thema "DenkOrt" und wie es mit einer Beteiligung der Gemeinde Estenfeld aussieht, sorgte in der jüngsten Sitzung des Sport-, Kultur- und Sozialausschusses für reichlich Gesprächsstoff. Beim "DenkOrt Deportationen" handelt es sich um einen Verein mit Sitz in Würzburg, der das Gedenken an die aus Unterfranken deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufrechterhalten will.
Dafür war jede Kommune des Landkreises aufgerufen, sich mit zwei "Gepäckstücken", etwa Koffern aus Stein oder Metall, zu beteiligen: Eines steht vor dem Würzburger Hauptbahnhof, das baugleiche Gegenstück im jeweiligen Ort. Bislang hatte sich die Gemeinde Estenfeld nur finanziell daran beteiligt, nun unternimmt der Würzburger Verein einen neuen Anlauf und hätte gern die noch fehlenden 29 Kommunen mit an Bord, darunter eben auch Estenfeld.
Alle Gemeinden sollen mitmachen

Der Gemeinderat habe sich vor einigen Jahren gegen eine Beteiligung mit einem eigenen Gepäckstück ausgesprochen, sagte Siegfried Krieger. Estenfeld verfüge über eine Gedenkstele im Ort. Diese befindet sich auf dem Edeka-Parkplatz, unweit des früheren Standorts der Synagoge. Deshalb habe die Gemeinde seinerzeit 500 Euro gespendet mit dem Ansinnen, namentlich erwähnt zu werden.
Doch das, sagte der Ausschussvorsitzende Tobi Grimm, sei dem Verein "DenkOrt Deportationen" eben nicht genug gewesen - dieser wünsche sich, dass alle Gemeinden mit einem Gepäckstück mitmachen und das Projekt auf diese Weise abrunden. "Der Verein hat uns angeboten, uns die 500 Euro zurückzuüberweisen, damit wir das Geld als Startkapital für ein Gepäckstück verwenden", zitierte er sinngemäß aus dem Schreiben.
Warum ist Estenfeld nicht dabei?
Dass sich Estenfeld an dem Projekt beteiligen sollte, stand für Ausschussmitglied Jochen Jörg außer Frage. "In Estenfeld waren vor Kurzem zwei Israelis zu Gast, die sich beeindruckt gezeigt haben von unserer Erinnerungskultur", sagte er. Am "DenkOrt" am Würzburger Bahnhof aber sei er von den beiden gefragt worden: "Warum ist Estenfeld hier nicht dabei?"
Es wäre auch falsch zu glauben, man könne sich mit einem ausschließlich finanziellen Beitrag von der historischen Verantwortung freikaufen, fand Jochen Jörg deutliche Worte. Den Standort auf dem Edeka-Parkplatz bezeichnete er als ausreichend, an der dortigen Stele sollte aber eben noch zusätzlich das Gepäckstück stehen als würdiges Gedenken.
Suche nach Steinmetz und Spenden
An den Kosten für die Gepäckstücke, so Jochen Jörg, sollte es nicht scheitern. Interessanter schien die Frage nach dem Material und wer die Stücke herstellen soll. Um nicht einen auswärtigen Steinmetz zu beauftragen, will der Ausschussvorsitzende Grimm bei den Kunstfreunden Estenfeld anfragen, ob sie einen solchen Künstler in ihren Reihen haben. Gleichzeitig soll ein begleitender Artikel im Mitteilungsblatt erscheinen – mit dem Ziel, potenzielle Spender zu finden, die sich an den Kosten für das Projekt beteiligen wollen. Dem Gemeinderat werden dann die Entwürfe und die Kosten für das Gepäckstück und sein Würzburger Pendant präsentiert.