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SOMMERHAUSEN: Georg Zehnter und Raimund Schimanski pachteten den Sommerhäuser Steinbruch

SOMMERHAUSEN

Georg Zehnter und Raimund Schimanski pachteten den Sommerhäuser Steinbruch

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     An 260 Stunden im Monat. Ohne lange zu fackeln greift er zum schweren Vorschlaghammer, setzt an, holt aus. Treffer. Feiner Steinstaub wirbelt durch die Luft. Wieder geht der Arm nach oben. Auch dieser Schlag sitzt. Immer die gleiche Bewegung. Der schlanke Mann braucht einen starken Bizeps, um den Steinquader zu spalten. Und Köpfchen. Die seltenen Muschelkalksteine sind kostbare Schätze. Ein falscher Schlag und sie könnten futsch sein.

    Köpfchen. Das hatten er und sein Kollege Raimund Schimanski auch, als ihr Arbeitgeber, die Firma Renninger, Ende 2006 Insolvenz beantragte. Schimanski war 51. Ein Alter, in dem er als gelernter Bauleiter auf dem Arbeitsmarkt wohl keine Chance mehr gehabt hätte. Seinem Kollegen Zehnter erging es ähnlich. Als Betriebsleiter kennt er den Sommerhäuser Steinbruch und die Vorkommen des Muschelkalkes. „Da ist doch noch Kapazität vorhanden. Das muss weitergehen“, dachte er sich und handelt. Mit seinem Kollegen Schimanski, in den letzten Jahren zuständig für den Vertrieb, macht er weiter.

    Es beginnt ein steiniger Weg. Zehnter versucht die Arbeiter im Steinbruch zu halten. Auch wenn er noch nicht weiß wie, versichert er ihnen, dass es weiter geht. Schimanski tut das gleiche. Er hält die Kunden bei der Stange. Es stand auf Messers Schneide. Noch zu Renningers Zeiten lief die Ausschreibung für die Pflasterung der Bamberger Altstadt. Das Sommerhäuser Material lag gut im Rennen. „Wenn die abgesprungen wären, dann hätte es schlecht für uns ausgesehen“, erinnert sich Schimanski. Denn neben dem Garten- und Landschaftsbau ist der Steinbruch ein großes Standbein für einen Neuanfang. Schließlich gründet Zehnter 2007 eine offene Handelsgesellschaft. Die Firma bekommt den Namen Sommerhäuser Natursteine.

    Schimanski ist ein Naturbursche. Schon als Kind war er in den Steinbrüchen seiner fränkischen Heimat unterwegs und hat Fossilien gesammelt. „Die Pflastersteine für Bamberg sind aus Schaumkalk“, erklärt er. „Feinporig. Kaum mit Lager durchsetzt. Frostbeständig und von den Steinmetzen gut zu bearbeiten“, wirbt er für den fränkischen Muschelkalk. Heute sitzt der Ochsenfurter im Büro der Sommerhäuser Natursteine in Gollhofen und sorgt dafür, dass die Kunden nicht ausbleiben.

    Sein Kollege Georg Zehnter ist jeden Tag im Steinbruch. Morgens ist er der erste, abends der letzte. Geregelte Arbeitszeiten kennt er nicht. „Da kommen schon mal 250 Stunden im Monat zusammen“, sagt er. „Ja, Bamberg. Das war schon eine heikle Geschichte“. Das Problem war, schnell an die untersten Schichten des Steinbruchs zu kommen und gleichzeitig den Abraum zu bewältigen. „Eine große Herausforderung.“

    Zehnter und seine Mitarbeiter schaffen es. Das junge Unternehmen erhält den Zuschlag und liefert fortan sämtliche Steine für Bambergs historische Altstadt. Ein Großauftrag, der sich über die nächsten zwölf Jahre hinzieht. Parallel dazu dürfen sie auch die Steine für den Würzburger Residenzplatz liefern. Ein guter Start, zu dem auch die Gemeinde Sommerhausen beigetragen hat. „Wenn die uns nicht so schnell den Zugriff auf die Flächen gewährt hätten, dann . . .“ Zehnter holt Luft. „Ja, dann würde jetzt vieles anders aussehen.“

    Dann steigt er wieder auf seinen Bagger. Vor der 20 Meter hohen Bruchwand kommt das Monstrum einem Winzling gleich. Der Motor knattert. Die Schaufel hakt sich in den Stein. „Wir sprengen nicht, weil dadurch Haarrisse entstehen könnten“, erklärt Schimanski. Vorsichtig wird der Quaderkalk schichtweise mit schwerem Gerät abgetragen. Später werden die Steine sortiert und zu handliche Stanzformate gespalten.

    Zwischen zehn und 15 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute. Die Auftragslage ist gut. So gut, dass im Sommer sogar in zwei Schichten gearbeitet wird. Der Muschelkalk aus Sommerhausen ist begehrt. In Rothenburg laufen Tausende von Touristen täglich darauf. An der ICE-Trasse bei Veitshöchheim wurden damit die Stützmauern gebaut, in Schweinfurt große Teile der Altstadtmauer saniert. Und ginge es nach Schimanski, dann würden die seltenen Steine auch an der alten Ochsenfurter Mainbrücke eingebaut werden.

    Es ist Mittagspause. Georg Zehnter steht an der oberen Kante des Steinbruchs und blickt in die Ferne Für einen Moment vergisst er all den Stress und die Schinderei. „Steinbrucharbeit ist doch keine Strafarbeit“, sagt er und genießt die Aussicht ins Maintal. Drei Minuten hat er Ruhe. Dann klingelt schon wieder das Telefon.

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