Bei den Geschäftsleuten in der Ochsenfurter Altstadt herrscht schlechte Stimmung. "Ich bin sehr enttäuscht", sagt Beatrice Guttenberger, Apothekerin und Besitzerin der Ratsapotheke. Der Grund dafür, ist ein Thema, das in der Stadt seit Jahren regelmäßig zu Diskussionen führt. Es geht um den Autoverkehr in der Innenstadt.
Formell ist die Zufahrt zum Ochsenfurter Marktplatz bereits jetzt an Sommerwochenenden für Autos gesperrt. Daran gehalten haben sich wohl allerdings die wenigsten. Deshalb will die Stadt die Hauptstraße nach der Einmündung Sterngasse künftig mechanisch absperren. Und das bereits ab Samstag um 11 Uhr, statt wie bisher um 14 Uhr. Einen dementsprechenden Antrag hatte der Stadtmarketingverein in der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses gestellt.
Beatrice Guttenberger fürchtet Geschäftsschließungen
Aus der Sicht von Guttenberger wäre eine solche Sperrung ein katastrophaler Schritt für alle Geschäftsleute in der Innenstadt. "Jede einzelne weitere Verkehrsberuhigung wird Geschäftsschließungen zur Folge haben", schreibt sie in einem offenen Brief an Bürgermeister Peter Juks und den Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins Joachim Beck.
"Die Stadt soll doch lebendig sein und kein Museum."
Beatrice Guttenberger, Inhaberin der Ratsapotheke
Einzelhändlerinnen und Einzelhändler hätten es in der Ochsenfurter Altstadt ohnehin nicht leicht, sagt Guttenberger im Gespräch mit der Redaktion. Personalmangel, hohe Energiekosten und Konkurrenz durch Angebote im Internet seien nur ein Bruchteil der aktuellen Herausforderungen.
Sperrungen haben weniger Kundschaft zur Folge
Könne die Kundschaft nicht mehr mit dem Auto in die Innenstadt fahren, werde sich das auch im Umsatz bemerkbar machen, ist sie sich sicher. "Ich merke das jedes Mal, wenn die Altstadt aus irgendeinem Grund gesperrt ist", sagt Guttenberger. Habe ihre Apotheke an einem Sonntag im Notdienst geöffnet, kämen normalerweise 30 bis 40 Kundinnen und Kunden. Ist gleichzeitig Markt und die Innenstadt für Autos nicht zugänglich, seien es nur zehn, berichtet sie. "Jedes Auto bringt Kunden."

Gerne trage sie Veranstaltungen mit, die eine Sperrung notwendig machen. "Für mich ist es in Ordnung, wenn Aktivitäten, die Menschen Freude bereiten, zu Einschränkungen führen. Aber eben nur so lange, wie es nötig und sinnvoll ist", schreibt Guttenberger in ihrem Brief.
Sie verstehe den Wunsch mancher Touristen nach einer autofreien Altstadt. Im schlimmsten Fall könne die geplante Sperrung allerdings mehr Leerstand zur Folge haben, fürchtet sie. "Und die Stadt soll doch lebendig sein und kein Museum." Viel Geld brächten Touristen ihrer Erfahrung nach zudem nicht in die Geschäfte.
Stadtmarketingverein will Aufenthaltsqualität verbessern
Stadtmarketing-Vorsitzender Joachim Beck argumentiert hingegen mit einer höheren Aufenthaltsqualität, die wegfallender Autoverkehr aus seiner Sicht zur Folge hätte. "An den Wochenenden haben wir mittlerweile einen großen Zulauf an Touristen und Fahrradfahrern", sagt Beck. Für diese Besucher, aber auch für Anwohner solle es künftig mehr Raum in der Altstadt geben und Ochsenfurt so noch attraktiver werden.
"Außerdem senken wir so das Gefährdungspotenzial", sagt Beck und verweist darauf, dass das Zusammentreffen der vielen Menschen auf dem Rad, im Auto und zu Fuß in der Vergangenheit bereits zu brenzligen Situationen geführt habe.
Zudem weist Beck darauf hin, dass viele Geschäftsleute nur in geringerem Ausmaß betroffen seien. "Die meisten Geschäfte schließen am Samstag um 12 oder 13 Uhr. Das heißt, wir sprechen hier von zwei Stunden", sagt er. Fußwege zwischen Parkplätzen und den Geschäften der Altstadt betrügen zudem meist maximal hundert Meter.

"Jede Entscheidung wird auch jemanden negativ treffen", sagt Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks. Allerdings sei es wichtig, den Gesamtkontext zu beachten. Juks betont den hohen Stellenwert, den der Tourismus aufgrund des Strukturwandels für die Stadt mittlerweile habe.
Gleichzeitig sollen trotz der mechanischen Sperrung laut dem Bürgermeister auch die Belange der Geschäftsleute Beachtung finden. Deshalb solle ein Konzept entstehen, dass etwa notwendige Anlieferungen am Wochenende für Geschäftsleute möglich mache.
Klärendes Gespräch zwischen Geschäftsleuten und Stadtmarketingverein geplant
Beatrice Guttenberger ist mit ihrer Sicht auf die künftige Sperrung nicht allein. Ihren offenen Brief haben elf weitere Geschäftsleute unterzeichnet, darunter auch Juliane Krüger, die das Café Krüger betreibt. Sie fürchtet vor allem um ihr Mitnahmegeschäft. "Am Wochenende holen die Leute bei mir ihre Torten", erklärt sie. Diese im Sommer bei großer Hitze etwa zu Fuß zum Parkplatz am Main transportieren zu müssen, halte sie für schwierig.
Sie wünsche sich mehr Wertschätzung für die Geschäfte in Ochsenfurt, sagt Krüger. "Mich ärgert vor allem, dass ich es aus der Zeitung erfahren habe", sagt sie über die geplante Sperrung. Gleichzeitig hoffe sie auf ein klärendes Gespräch zu dem Thema. In Kürze solle dazu ein Austausch zwischen dem Stadtmarketingverein und den betroffenen Geschäftsleuten stattfinden.
Auch Joachim Beck gibt sich gesprächsbereit: "Ich stelle mich dem Dialog", sagt er. Denn er sehe es als seine Aufgabe, verschiedene Interessen in der Stadt zusammenzubringen. Laut Bürgermeister Juks solle nach Fasching die Ausarbeitung eines genauen Konzepts für die mechanische Sperrung beginnen.