Die jüngste Sitzung des Gemeinderats in Zell am Main brachte wieder einmal einiges an Diskussionsbedarf mit sich. Das neue Feuerwehrhaus und der angedachte Selbstbedienungspavillon der VR-Bank waren die prominentesten Punkte auf der Tagesordnung und zum Ende wurde die Tagesordnung und die Diskussionen selbst zum Thema.
In der Sitzung begrüßten die Gemeindevertreter Matthias Versbach vom Architekturbüro "dold+versbach" aus Gerbrunn, das sich dem Ersatzneubau des Feuerwehrgebäudes angenommen hat und seine Planung nun vorstellte. Im Gebäude soll nach der Fertigstellung auch der Bauhof der Gemeinde untergebracht werden. Im Fokus des Rats lag der ca. 100 Quadratmeter große Schulungsraum, der möglichst auch für andere Vereine nutzbar gemacht werden soll. "Es gibt Vereine mit mehr Mitgliedern und ohne eigenen Raum", merkte Silvia Schlagmüller (CSU/Freie Zeller Bürger) an.
Auch die Finanzierung wirft noch Fragen auf. Für die Gemeinde Zell steht eine Förderung in Höhe von 191.000 Euro von Seiten des Landkreises in Aussicht. In diesen Planungen ist allerdings von einem sechsten Stellplatz die Rede, der voraussichtlich für ein Transportfahrzeug sein soll. Die Anschaffung eines solchen würde jedoch im Rahmen der letzten Haushaltsplanung bis nach 2026 verschoben. Man prüft nun das weitere Vorgehen und unter welchen Bedingungen man die Förderungen bekommt.
Gemeinderat Martin Küpper: "Das ist kurz gesagt frech und bodenlos!"
Ein weiterer Tagesordnungspunkt, der Zeit in Anspruch nahm, war das Vorhaben eines SB-Pavillons in der Fahrmannstraße. In einer Sitzung im vergangenen Januar beschloss der Gemeinderat, die VR-Bank bei der Gestaltung ihres Pavillons an die Gestaltungsordnung des Ortes zu binden. Diese widerspricht dem ursprünglichen Plan des Kreditinstituts, die einen werbewirksamen, leuchtenden Würfel bevorzugen würde. Und wie sich nun herausstellte, ist man bei der VR-Bank noch nicht bereit, diese eigene Gestaltung aufzugeben. Das Geldinstitut bezeichneten die Vorgaben der Satzung als nicht mehr zeitgemäß. Sicherheit, Kosten und Markenpräsenz sind Schlagworte aus dem als negativ beschriebenen E-Mail-Verkehr zwischen Bank und Gemeinde.
"Sie sind uns null entgegengekommen", zeigte sich Sebastian Rüthlein (SPD/Junge Liste Zell) verärgert. Einen Schritt weiter ging sein Ratskollege Martin Küpper (Bündnis 90/Die Grünen): "Das ist kurz gesagt frech und bodenlos! Warum sollten wir verpachten, wenn man uns nicht entgegenkommt?" Jessica Hecht (Bündnis 90/Die Grünen) informierte sich im Vorfeld über mögliche Alternativen und verwies auf deutlich unauffälligere Möglichkeiten, die von der VR-Bank selbst anderorts in Verwendung sind. Da sich der Gemeinderat des Risikos bewusst ist, dass sich die eine der beiden Banken des Ortes komplett aus Zell zurückzieht, möchte das Gremium mittelfristig die zuständige Vertreterin der VR-Bank in eine Ratssitzung einladen, um einen Kompromiss zu finden.
Gemeinderäte kritisieren Zeitmanagement in den Sitzungen
Kurz vor dem Ende des öffentlichen Teils der Sitzung schauten viele Rätinnen und Räte auf die Uhr. Beinahe 22 Uhr, in der letzten Zeit eher die Regel als die Ausnahme. Sebastian Rüthlein wandte sich direkt an Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte/Freie Wähler) und kritisierte das Zeitmanagement in der jüngeren Vergangenheit. Konkreter wurde Jessica Hecht, die sich der Problematik ebenso bewusst war. Die lasche Gesprächsführung und eine überladene Tagesordnung ziehen die Abende oft unnötig in die Länge. Zudem kommen wiederholt Referentinnen und Referenten zu kurz, einfach weil die Zeit fehlt. Somit endete die Sitzung auf einer kritischen Note und mit harten Worten in Richtung des Bürgermeisters.