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WÜRZBURG: Gesund leben in der Schwangerschaft

WÜRZBURG

Gesund leben in der Schwangerschaft

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    Viele Frauen nehmen in der Schwangerschaft übermäßig an Gewicht zu, so das Ergebnis einer umfangreichen Studie. Mehr Beratung zu Ernährung und Bwegung wäre wünschenswert.
    Viele Frauen nehmen in der Schwangerschaft übermäßig an Gewicht zu, so das Ergebnis einer umfangreichen Studie. Mehr Beratung zu Ernährung und Bwegung wäre wünschenswert. Foto: Foto: Focke Strangmann

    Ein großer Teil der Frauen nimmt in der Schwangerschaft mehr an Gewicht zu, als nötig ist. Das zeigen verschiedene Studien. Um das bayernweit zu untersuchen, wurde die umfangreichen Studie „Gesund leben in der Schwangerschaft“ (GeliS) ins Leben gerufen. Diese wurde in zehn Regionen Bayerns durchgeführt. Auch 200 Frauen aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt haben an der Studie teilgenommen. Eine übermäßige Gewichtszunahme kann Mutter und Kind schaden. In einigen Fällen kann es zu Fehlgeburten, Diabetes und Behinderungen kommen, warnen Ärzte.

    Die Frauen haben nicht nur die Daten aus dem Mutterpass und das Geburtsprotokoll für die Studie zur Verfügung gestellt, sondern die Würzburger Gruppe durfte drei zusätzliche Beratungstermine in Anspruch nehmen, bei denen sie über Bewegungen und Ernährung in der Schwangerschaft aufgeklärt wurden.

    Schweinfurt diente als Vergleichgruppe

    Die Schweinfurter Frauen haben diese Beratung nicht bekommen und dienten als Vergleichsgruppe. „Die meisten Würzburger Studienteilnehmerinnen haben die Beratung als hilfreich und positiv empfunden“, sagt Jacqueline Köhler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Würzburg, die die Studie in Unterfranken koordiniert hat. Übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sei insgesamt ein großes Problem. „Die GeliS-Studie bestätigt dringenden Handlungsbedarf.“

    Allerdings geht bereits jede dritte Frau mit erhöhtem Gewicht in die Schwangerschaft, sagt Köhler. Komplikationen wie Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes und eine erhöhte Kaiserschnittrate können Folgen sein.

    „Dass Alkohol und Rauchen das Ungeborene schädigen können, ist den meisten Schwangeren bekannt. Doch auch ein Mangel an Bewegung, Übergewicht und Fehlernährung haben Auswirkungen", sagt Professor Hans Hauner, Inhaber des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München. Er hat zusammen mit dem Kompetenzzentrum für Ernährung das Programm GeliS entwickelt, an dem insgesamt 2286 Schwangere aus Bayern teilgenommen haben. Damit ist das weltweit die größte Studie ihrer Art.

    Wünschenswert: mehr Beratung in der Schwangerschaft

    71 gynäkologische Praxen, sieben davon in Unterfranken, und 62 geschulte Lebensstilberater haben die Studienteilnehmerinnen zu den Themen Ernährung, Bewegung und angemessene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beraten. Ein weiteres Gespräch erfolgte nach der Geburt. „Wenn das Kind ein, drei und fünf Jahre alt ist, folgen weitere Gespräche“, sagt Köhler. Sinnvoll wäre, das Gespräche zu einem gesunden Lebensstil als Zusatzangebot grundsätzlich in die Vorsorge-Untersuchungen integriert werden.

    Fötale Programmierung

    Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Lebensstil der Schwangeren als „fötale Programmierung“ auf den Stoffwechsel des Kindes einwirkt und ihn für sein weiteres Leben prägt. „So haben Kinder von übergewichtigen Müttern ein erhöhtes Risiko, selbst übergewichtig zu werden und an chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Diabetes zu leiden“, erklärt Köhler.

    Um das Gewicht in den Griff zu bekommen, sei die Ernährungsberatung einer der ersten Behandlungsschritte. Auch Bewegung in der Schwangerschaft tue gut. Dreimal pro Woche mindestens 30 Minuten ist Studien zufolge ein gutes Maß, wenn gesundheitlich nichts dagegen spricht.

    Angemessene Zunahme

    Eine angemessene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft liege bei normalgewichtigen Frauen zwischen 11,5 und 16 Kilo. „Eine Schwangere nimmt heute im Schnitt drei Kilo mehr zu als 1980", erklärt Hauner.

    Eine Studie der Uniklinik Würzburg belegt, dass auch das Geburtsgewicht der Kinder 2011 signifikant höher war als noch 2006. Gynäkologen raten übergewichtigen Frauen, vor der Schwangerschaft abzunehmen. Dabei sei es generell sinnvoll, sich Unterstützung für das Vorhaben zu holen, zum Beispiel durch eine Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel.

    Apps können beim Abnehmen unterstützen

    Auch Apps sollen Schwangeren helfen, die Gewichtszunahme im Blick zu behalten. Das Kompetenzzentrum für Ernährung bietet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die App„Schwanger & Essen“ entwickelt. Werdende Eltern bekommen hier wichtige Informationen zu gesunder Ernährung und Bewegung sowie interatkive Tools wie einen Bewegungs-, Gewichts- oder Ernährungs-Check. „Schwanger & Essen “ ist kostenlos in den App Stores erhältlich.

    Es wird noch bis 2022 dauern, bis alle Daten der umfangreichen Studie ausgewertet sind.

    Adipositas auf dem Vormarsch Laut Robert-Koch-Institut gelten 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig oder adipös. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hatte der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent zugenommen, der Anteil adipöser Kinder hatte sich verdoppelt. Im letzten Jahrzehnt sind diese Zahlen nicht weiter angestiegen, haben sich jedoch auf dem hohen Niveau stabilisiert. Bei Erwachsenen gelten 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen als übergewichtig sowie 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen als adipös. Besorgniserregend sind auch die Zahlen der Diabetes-Erkrankungen: In Deutschland leben derzeit 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes - eine Steigerung um etwa 38 Prozent seit Beginn des Jahrtausends, altersbereinigt um etwa 24 Prozent.

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