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WÜRZBURG: Gesundes Essen als Lernhilfe

WÜRZBURG

Gesundes Essen als Lernhilfe

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    Jeden Morgen schmieren ehrenamtliche Helfer der Würzburger Kindertafel Pausenbrote für 200 Schulkinder.
    Jeden Morgen schmieren ehrenamtliche Helfer der Würzburger Kindertafel Pausenbrote für 200 Schulkinder. Foto: Foto: D. Staffen-Quandt

    „Zwo, vier, sechs, acht, zehn, fertig“, sagt Viktor Lang und schließt die kleine blaue Box, die er für einen Caritas-Kindergarten gepackt hat. Am Tisch klappern Simone Weber-Kachel und Claudia Gawlik mit Messern in kleinen Brotaufstrich-Gläschen. „Heute gibt's vegetarisch“, sagt Claudia Gawlik, die fast seit Gründung der Würzburger Kindertafel vor mehr als fünf Jahren mit dabei ist. Flink werden jeweils zwei Vollkornbrot-Hälften beschmiert, zwei Scheiben Karotte und ein Salatblättchen darauf gelegt. Zusammenklappen, Eintüten, fertig. „Ich wollte mich schon immer sozial engagieren“, sagt Gawlik, „und das hier ist wirklich eine gute Sache.“

    Das Arbeitsprinzip der Kindertafel Würzburg ist bayern- und bundesweit ein seltenes. Nur die Kindertafeln im benachbarten Schweinfurt und die im thüringischen Suhl arbeiten noch so. Die gesunden Pausenbrote kann sich kein Kind selbst ordern – das liegt in der Hand der Erzieher und der Lehrer. Sehen die Pädagogen, dass ein Kind regelmäßig ohne oder nur mit ungesundem, zu zuckerhaltigem Frühstück in die Einrichtung kommt, können sie sich bei der Kindertafel melden und dort Brote bestellen.

    Die Kindertafel-Mitarbeiter wissen nicht, wer die Brote bekommt, alles läuft anonym. Sie liefern nur die Kisten ab, die Verteilung passiert vor Ort.

    „Wir richten uns ausdrücklich nicht nur an sozial schwache, arme Kinder und Familien“, sagt die Kindertafel-Mitbegründerin Ute Kremen. Denn für die Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit eines Kindergartenkindes und Schülers ist es ganz egal, ob Mama und Papa kein Geld für ordentliches Frühstück haben, oder ob sie sich einfach nicht darum kümmern. „Ganz überspitzt gesagt: Was nützen dem Erstklässler steinreiche Eltern, wenn sie ihn mit Geld abspeisen?“, fragt Kremen. Kinder kaufen sich in so einem Fall eben kein gesundes Körnerbrot mit Käse, sondern etwas mit zu viel Zucker oder Fett: „Mit so etwas im Bauch kann man nicht gut lernen.“

    Inzwischen ist es 7.45 Uhr, Claudia Gawlik hat den kleinen Kastenwagen der Kindertafel mit den Kisten für ihre Tour beladen. „Heut' bin ich spät dran“, sagt sie. Normalerweise fährt sie um 7.30 Uhr los, damit alle acht Einrichtungen auf ihrer Route das Frühstück pünktlich zur Pause haben. „Es hat Brot gefehlt“, es wurde nicht die bestellte Menge geliefert. „Da mussten wir schnell noch einkaufen.“

    Das unterscheidet die Kindertafel von den Tafelläden, mit denen sie auch organisatorisch nichts verbindet: Die Tafel-Initiativen in ganz Deutschland geben gespendete Lebensmittel an Bedürftige ab. Die Kindertafeln nehmen nur sehr selten Lebensmittelspenden an, sie kaufen selbst ein, alles wird über private Geldspenden finanziert.

    Die Fahrt durch die Würzburger Stadtteile ist eng getaktet. Raus aus dem Auto, volle Kisten in die Schulen und Kindergärten schleppen, meist anonym irgendwo abstellen, leere Kiste vom Vortrag mitnehmen, weiter. Während zwei Fahrer alle Einrichtungen beliefern, machen die übrigen Helfer die Küche sauber, packen schon mal Getränke und Obst für den folgenden Tag in die Kisten. Um die 20 Ehrenamtliche arbeiten mit, dazu stellen mehrere Würzburger Firmen einen Tag in der Woche einige ihrer Mitarbeiter für den Verein ab.

    Tag für Tag werden fünf Brotschmierer und zwei Ausfahrer benötigt, dazu Einkauf, Verwaltung und so weiter.

    „Ein paar mehr Helfer wären schon schön“, sagt deshalb Kindertafel-Vorsitzende Ute Kremen. Denn momentan werden nur Kindergärten und Schulen im Stadtgebiet beliefert, Anfragen aus dem Umland aber gebe es zuhauf. „Das können wir derzeit aber einfach nicht stemmen“.

    Die belieferten Kinder und Jugendlichen jedenfalls sind offenbar begeistert von dem, was sie schultäglich als Pausensnack geliefert bekommen. „Ich kenne Kinder, die wollen ihre von den Eltern geschmierten Brote mit den Kindertafel-Snacks tauschen, weil sie die so lecker finden“, erzählt eine Lehrerin schmunzelnd: „Das kann man ja auch als Ansporn verstehen!“

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