Mit einem Schweigemarsch vom Landratsamt in Würzburg in den Rathaushof nach Randersacker hat der Landkreis am internationalen Aktionstag "Orange Day" gegen jegliche Gewalt an Frauen protestiert. Orangefarbene Steine als Symbole für Angst und Schmerz hatten die Teilnahmerinnen und Teilnehmer des Protestmarsches in ihren Taschen. Ziel war die "Orange Bank". Sie ist mit einem QR-Code zu Hilfsstellen ausgerüstet – auch für Männer - und soll nach dem Willen der Stifterinnen das Thema Gewalt gegen Frauen präsent machen.
Weg mit der Scham für Gewaltopfer und kein Herausreden für Gewalttäter. Es gibt Hilfe für beide. Es müsse auch unter Männern überall über Gewalttätigkeit gesprochen werden, so Zontian Annette Barreca. Die beiden Clubs Zontia Würzburg und Zontia Würzburg Elektra stehen hinter der Aktion mit den orangen Bänken, die durch alle Kommunen des Landkreises wandern. Zonta Clubs setzen sich weltweit für Frauen und Mädchen ein.

Landrat Eberth: Thema, das eigentlich keiner will
Landrat Thomas Eberth dankte den Gemeinden, die die Aktion unterstützten, "obwohl es kein schönes Thema ist, sondern eines, das eigentlich keiner will. Aber es gibt es!" Das Orange als Warnfarbe soll Aufmerksamkeit und vielleicht sogar eine neue Denkweise für das Thema schaffen, wünschte er. Zur Aktion gehörte, dass die Teilnehmer die Steine mit ihrem persönlichen Wunsch auf der Bank niederlegten. Die "Orange Bank" hatte zuvor in Gelchsheim gestanden und wird nun ein Jahr lang in Randersacker für Gesprächsstoff sorgen.
"Mehr Willen und damit auch einen Weg", die Morde an Frauen zu verhindern, die es jeden zweiten Tag in Deutschland gibt, forderte dagegen im Gespräch mit dieser Redaktion die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg, Carmen Wallrapp. Für alle andere Gewalttaten, deren Zahl im vergangenen Jahr wiederum gestiegen ist, gilt das analog. Ihr Thema sind die gesellschaftlichen Strukturen, die zu gewaltanfälligen Abhängigkeiten führen. Und es geht ihr noch immer um ein Frauenhaus im Landkreis, an dem man schon ganz nah dran gewesen war.

Das Grundstück, das die Stadt Ochsenfurt mit dem Votum des Stadtrats als Standort für das Frauenhaus angeboten hatte, sei noch frei, sagte Bürgermeister Peter Juks auf Anfrage. Geplant war ein innovatives Frauenhaus, das Schutz bietet, das aber nicht mit dem Verlust sämtlicher Sozialkontakte einhergeht, gerade auch für die mitbetroffenen Kinder. Voraussetzung war die Nähe zu einer Polizeiinspektion, um die Anfahrtswege kurzzuhalten, weswegen die Planungen für Giebelstadt 2022 eingestellt wurden. Im Frühjahr 2024 habe der Landkreis seinen Förderantrag zurückgezogen, weil das Frauenhaus vorerst nicht zu realisieren ist, so Wallrapp. In Wallrapps Augen waren massiv zu wenige Bürgermeister und Kreisräte beim Schweigemarsch vertreten.