Bei der Getreidetagung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) sprach DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer zum Thema „In herausfordernden Zeiten erfolgreich – unternehmerische Landwirtschaft zwischen Markt und Gesellschaft“.
BBV-Kreisobmann Hermann Brell berichtete zunächst vom extremen Trockenjahr 2015 und gemessen daran noch akzeptablen Erträgen. Landwirte kämpfen im „Hamsterrad der Bürokratie“ und müssen sich immer stärker auf einen liberalisierten Markt einstellen, so Brell.
Auf diese Herausforderungen ging Hauptreferent Carl-Albrecht Bartmer ein. Er pachtete nach der Wende einen 900-Hektar-Betrieb in Löbnitz in Sachsen-Anhalt und baute ihn völlig neu auf. Heute ist er stolzer Besitzer des Hofes und erweiterte ihn auf 1700 Hektar Anbaufläche. Er beobachtet die Marktliberalisierung genau und hält es für falsch, durch eine Abschottung durch die Wiedereinführung einer Milchquote falsche Signale zu setzen. Den Einzelhandel sieht Bartmer als Partner, um mit der weiteren Expansion in viele Länder deutsche Qualitätsprodukte weltweit zu vermarkten. In 25 Jahren wird sich die Nachfrage nach Lebensmitteln verdoppeln, so Bartmer. Er empfahl den Landwirten, ihre Landwirtschaft unternehmerisch, marktorientiert und gesellschaftlich akzeptiert zu führen.
Das bedeutet: Neueste Technik und Anbaumethoden intensiv zu nutzen, die eigenen Möglichkeiten kritisch zu hinterfragen und selbstbewusst auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen.
In seiner Analyse und Nachlese der Getreideernte 2015 berichtete Herbert Siedler vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Würzburg von schwierigen Anbauverhältnissen. Nachdem der Winter 2014/15 mild verlief und sich eine große Wurzelmasse bilden konnte, kamen die Pflanzen mit der Trockenheit deutlich besser zurecht. Dinkel und Sommergerste brachten noch erstaunlich gute Erträge und Qualitäten. Bei Mais, Zuckerrüben und Soja sind jedoch deutliche Einbußen zu erwarten.
Die weltweit prognostizierten hohen Erträge vor allem in Australien und den USA halten die Marktpreise auf einem sehr verhaltenen Niveau, so Anton Huber, Marktexperte des Bauernverbandes München. Dennoch verweist er auf weltweit ständig steigende Rekordverbräuche, die zu bedienen sind.
Robert Leidenberger von der Firma Marschall in Nürnberg bestätigte die geringen Verkaufspreise und machte wenig Hoffnung auf Besserung. Besonders im Baltikum gäbe es noch ein hohes Ernteangebot zu niedrigen Preisen. Die Qualität des hiesigen Getreides sei jedoch ausgesprochen gut und führe dazu, dass etwa 85 Prozent der gesamten Weizenernte zu Mahlweizen verwendet werden könne. Leidenberger rechnet damit, dass der Getreidepreis in nächster Zeit noch etwas fallen könne, nachdem die Transportkosten wegen Niedrigwasser höher sind als sonst.
Stefan Heinrich von der Bayernhof GmbH Hankofen gab an, dass die Bevölkerung in Deutschland um etwa ein Prozent durch den Flüchtlingszustrom wächst und damit ein höherer Verbrauch einhergeht. Auch er sieht eher magere Zeiten auf den Getreidemarkt zukommen. Deshalb rät er kontinuierlich zu verkaufen. Beim Rapspreis prognostizierte er eine leichte Preissteigerung in nächster Zeit.