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VEITSHÖCHHEIM: Giftige Baustoffe in den Mainfrankensälen

VEITSHÖCHHEIM

Giftige Baustoffe in den Mainfrankensälen

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    Schleusen an den Mainfrankensälen: Arbeiter in Schutzanzügen entsorgen die giftigen Materialien. Dabei darf kein Staub entweichen.
    Schleusen an den Mainfrankensälen: Arbeiter in Schutzanzügen entsorgen die giftigen Materialien. Dabei darf kein Staub entweichen.

    (gz/hig) Vor sechs Wochen fand in den Mainfrankensälen mit der Hochzeitsmesse die vorerst letzte Veranstaltung statt. Tags darauf hat die teuerste Baumaßnahme in der Geschichte der Gemeinde Veitshöchheim begonnen. 13,2 Millionen Euro wird der Umbau der Säle kosten. Eine erste unangenehme Überraschung hat es für die Verantwortlichen bereits gegeben: Bei den Abbrucharbeiten stellte sich heraus, dass in der Halle viele schadstoffhaltige Stoffe eingebaut sind.

    Im Innern gleichen die Mainfrankensäle derzeit einer Rohbaustelle. Lediglich das Backsteinmauerwerk mit den Kunstglasnischen blieb unversehrt. An drei Stellen ist der Zugang für die Arbeiter nur über Vier-Kammer-Sicherheitsschleusen möglich. Im Saal muss ein eigenes Lüftungssystem betrieben werden.

    Die Liste, der mit Schadstoffen belasteten Materialien ist lang:

    • So sind die Akustik-Deckenplatten im Saalbereich mit PCB (Polychlorierte Biphenyle) belastet.

    • Hinter den Wandverkleidungen kamen Lüftungskanäle zum Vorschein, die asbesthaltig verkleidet sind. Ebenso wurden in Kamintüren asbesthaltige Dichtschnüre vorgefunden. Eingebaute PVC Platten wurden mit asbesthaltigem Kleber verklebt.

    • Weiter fand man KMF–Mineralfaser-Dämmungen der Rohrleitungen, die krebserregende Faserstäube freisetzen.

    • Beläge in der Kegelbahn sowie die Abdichtungsbahnen erwiesen sich als PAK-haltig (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe). Solche Schadstoffe fanden laut Projektleiter Holger Keß bis in die 80er Jahre in Baumaterialien Verwendung. Seit 1993 ist Asbest in Deutschland verboten. Der Grund: Die eingeatmeten Fasern können Lungenkrebs verursachen. Die Fasern sind nur solange sicher im Zementmaterial gebunden, wie die Produkte unzerstört bleiben.

    Asbest-Funde

    Als besonders problematisch erweist sich die Beseitigung beim Estrich. Hier macht es keinen Sinn, so Architektin Manuela Jatz, den asbesthaltigen Kleber aufwändig abzukratzen. Es ist deshalb der Komplettausbruch des Estrichs notwendig.

    Wie der Projektleiter dem Bürgermeister Rainer Kinzkofer berichtete, braucht die mit der Beseitigung des schadstoffhaltigen Materials beauftragte Firma aus Kelsterbach drei Wochen länger. Für die zusätzlichen Arbeiten hat die Firma ihre Mannschaftsstärke von zehn auf 18 erhöht. Ursprünglich sollte der Abbruch 130 000 Euro kosten. Architektin Jatz geht derzeit von einer Kostenmehrung von insgesamt 343 000 Euro aus.

    Während die Schadstoffe im Rauminnern für die Planer nicht vorhersehbar waren und deren Beseitigung folglich auch nicht in den Leistungsverzeichnissen auftauchten, war der Asbestgehalt in den schwarzen Eternit-Dachplatten bekannt. Mit deren Beseitigung auf einer Fläche von 1000 Quadratmeter wurde für 25 000 Euro eine Firma aus Kalbach beauftragt. Der Wiederaufbau mit asbestfreiem Material wird 206 000 Euro kosten. Keine Schadstoffe sind laut Jatz dagegen im Flachdachbereich zu erwarten.

    Architekten und Baufirmen sind angehalten, so Bürgermeister Kinzkofer, den Baufortschritt darauf abzustimmen, dass am 5. Februar 2014 der Saalbereich soweit wieder nutzbar ist, damit am 21. Februar 2014 der BR wieder von Veitshöchheim aus die Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“ ausstrahlen kann.

    Neues touristisches Angebot

    Ab 2015 sollen dann der Erweiterungsbau und das Foyer auch für touristische Zwecke genutzt werden. So werde hier die Dauerausstellung „Fastnacht in Franken und barocke Bühnenwelten" eingerichtet. Ein neues Büro bekommt die Geschäftsstelle der Touristik-GmbH Würzburger Land direkt neben dem Eingang.

    Nach der Erweiterung verfügen die Mainfrankensäle im Erdgeschoss über 3135 Quadratmeter Nutzfläche und im Untergeschoss über 1765 Quadratmeter Nutzfläche.

    Kostenaufstellung

    Die Gemeinde Veitshöchheim vergab bislang für die Sanierung der Mainfrankensäle in Veitshöchheim 29 Gewerke (rund 70 Prozent aller Aufträge) mit einem Auftragsvolumen von 7,4 Millionen Euro. Die Ausschreibungsergebnisse liegen bisher rund 625 000 Euro unter der Kostenberechnung der Architektin. Das genehmigte Budget der Kostenberechnung wird noch um 283 000 Euro unterschritten. Das restliche dritte Ausschreibungspaket mit einem Auftragswert von rund drei Millionen Euro, das auch die Inneneinrichtung und die Außenanlagen enthält, soll erst Ende 2013 veröffentlicht werden.

    Erheblich verbessert werden sollen die Funktionsabläufe im Innern der Mainfrankensäle. gz

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