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RANDERSACKER: Gips für Einsturzgefahr verantwortlich

RANDERSACKER

Gips für Einsturzgefahr verantwortlich

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    Natürliche Ursachen: Das Gutachten des Geologen Hubert Hansel (links) macht Grundwasserausspülungen in einem Gipsvorkommen unter den beiden Häusern für deren allmähliches Absacken verantwortlich. Bürgermeister Dietmar Vogel sieht die Gemeinde entlastet.
    Natürliche Ursachen: Das Gutachten des Geologen Hubert Hansel (links) macht Grundwasserausspülungen in einem Gipsvorkommen unter den beiden Häusern für deren allmähliches Absacken verantwortlich. Bürgermeister Dietmar Vogel sieht die Gemeinde entlastet. Foto: Foto: Christian Ammon

    Ein mehrere Meter tiefer Schlund, wie er sich vor einigen Jahren in der Sanderau gebildet hat, ist nicht zu befürchten. Doch gut steht es nicht um die beiden einsturzgefährdeten Häuser, die die Mieter Anfang August von einem Tag auf den anderen verlassen mussten. Ein geologisches Gutachten, das die Gemeinde Randersacker beauftragt hatte, zeigt nun genauer, was sich im Untergrund zwischen Mainparkplatz und Place de Vouvray abspielt.

    Bürgermeister Dietmar Vogel sieht die Gemeinde entlastet. Nicht die Bauarbeiten in der Würzburger Straße und an dem kürzlich eröffneten Platz, sondern „natürliche Ursachen“ seien verantwortlich für das Geschehen. Erleichtert ist er zudem darüber, dass der Boden mit steigender Entfernung von den Häusern an Festigkeit gewinnt. „Öffentlicher Grund und Boden ist nicht gefährdet“, stellt er fest.

    Sicherheitshalber hat die Gemeinde dennoch darauf verzichtet, auch die Straße zum Mainparkplatz zu pflastern. Für das Haus am Place de Vouvray gibt es offensichtlich Pläne, es abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.

    Der Geologe Hubert Hansel vom Ingenieurbüro GMP macht für die beunruhigenden Bodenbewegungen unter den verlassenen Häusern ein Gipsvorkommen verantwortlich. „Der Gips löst sich in Wasser wie Zucker“, erklärt der Experte, der bereits beim Bau der über Pfeiler im Boden verankerten Umgehungsstraße mit den Bodenuntersuchungen im Mainvorland betraut war. Übrig bleibt Kies. An der Stelle, an der sich noch vor den Bauarbeiten unmittelbar vor den beiden Häusern der Boden wiederholt abgesenkt hatte, reicht die Kiesschicht bis in eine Tiefe von 19 Metern. Stabiler Baugrund sieht anders aus.

    Dass mit dem Boden etwas nicht stimmt, hat Hansel mit einer einfachen Untersuchung ermittelt. Bei der angewandten Ramm-Sondierung treibt ähnlich wie beim Einschlagen eines Nagels ein Gewicht ein Metallgestänge in den Untergrund. Die Zahl der Schläge, die nötig ist, um zehn Zentimeter tief vorzudringen, zeigt die Bodendichte. Zu erwarten wären hier zehn bis zwanzig Schläge, unmittelbar vor den Häusern genügte jedoch ein einziger Schlag. „Wir haben hier ein ungewöhnlich lockeres Material“ lautet sein Ergebnis.

    Dass die beiden Häuser, zwischen denen sich notdürftig angebrachte Holzbalken spannen, immer weiter ineinander zusammensacken, wundert ihn darum nicht. An den Fenstern und den Türbalken ist deutlich zu sehen, wie sehr sich die Außenfassade binnen weniger Monate verschoben hat.

    Als Ursache für die Ausspülungen vermutet der Geologe Grundwasser, das von den Weinbergen herabströmt und als unterirdischer Begleitstrom parallel zum Main fließt. Die regelmäßigen Mainhochwasser, die den Grundwasserspiegel ansteigen lassen, kommen als weitere Gefahrenquelle hinzu. Ein in der Straße vor den Häusern verlegter, mannshoher Kanal, der eigentlich das Weinbergwasser in geordnete Bahnen lenken sollte, kommt seiner Ansicht nach als Übeltäter nicht in Betracht. „Die Risse befinden sich auf beiden Seiten des Hauses“, erklärt er. Es sei kaum zu erwarten, dass das Wasser das komplette Haus unterspült hat.

    Hansel hält die geologischen Vorgänge für vergleichbar mit den Erdfällen in der Sanderau, die vor wenigen Jahren für Schlagzeilen gesorgt haben. Dort allerdings befindet sich über den Hohlräumen im Gips eine mehrere Meter dicke Lehmschicht, die unerwartet in sich zusammenstürzen kann. Dies geschah 2002, als ein Mann in ein sieben Meter tiefes Loch stürzte, das sich plötzlich in seinem Garten aufgetan hatte.

    Das ist in Randersacker kaum zu erwarten. In dem Moment, wo sich Spalten oder Hohlräume im Gips bilden, fließt Kies nach. Der Boden gibt zwar nach. Ein plötzlicher Einsturz ist jedoch unwahrscheinlich.

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