Stehende Ovationen kommen in einem Gottesdienst eigentlich nicht vor; aber als die Pfarrer Sabine und Daniel Fenske Gisela Ursprung, die Leiterin des Kinderhauses St. Matthäus, in den Ruhestand verabschiedet, ihr gedankt und sie gesegnet hatten, erhoben sich spontan alle Gottesdienstteilnehmer in der überfüllten Matthäuskirche und klatschen minutenlang Beifall.
Über 35 Jahre hatte Ursprung im Kinderhaus in Höchberg gearbeitet, davon gut 18 Jahre als Leiterin. In dieser Zeit entwickelte sich die Einrichtung von einem Kindergarten mit vier Mitarbeiterinnen zu einem Kinderhaus mit zwei Kinderkrippengruppen, zwei Kindergartengruppen und einer Waldgruppe. Gut 30 Mitarbeitende sind hier beschäftigt.
Freiraum für individuelle Entwicklung
Die inhaltliche Arbeit war Ursprung wichtig: Gemäß der Pädagogik von Maria Montessori sollten alle Kinder einen Freiraum haben für ihre individuelle Entwicklung. Damit verknüpft war die Inklusion, also das gleichwertige Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderungen.
Nach dem Gottesdienst wurde die große Wertschätzung für Ursprung immer wieder zum Ausdruck gebracht: Der Dritte Bürgermeister Bernhard Hupp bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit. Der Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, Thomas Hansen, fragte: Was bleibt von diesen 35 Jahren? "In den Herzen der Kinder bleibt die Wertschätzung, die sie erfahren haben, das Selbstbewusstsein, das sie gelernt haben, die Liebe zu Gott und seiner Schöpfung, die sie verinnerlicht haben, all das geht mit den Kindern in die Welt hinaus", sagte er.
Gerührt und überwältigt blickte auch Ursprung zurück. "Kinder sind meine Herzensangelegenheit, das Zentrum meiner Gedanken. Ihre Weiterentwicklung war immer mein Antrieb", sagte sie.
Zuletzt musste sie das Ritual über sich ergehen lassen, das eigentlich den Vorschulkindern bei der Entlassung aus dem Kindergarten vorbehalten ist: von vier starken Vätern wurde sie buchstäblich "aus dem Kindergarten hinausgeworfen".
