Ein klassischer Sonntagabend irgendwo in der mainfränkischen Provinz: Das Ehepaar Müller hat zum letzten Mal in diesem Sommer zur ungezwungenen Terrassenparty eingeladen. Von den zehn eingeladenen Leuten sind immerhin fünf gekommen, die Vorfreude auf die groß angekundigten Canapés der "fränkisch-asiatischen Fusionsküche" ist wahrlich ungebrochen. Von vegan bis regional ist alles dabei, Frau Müller stand immerhin seit neun Uhr morgens in der Küche. Gegen neun Uhr abends jedoch kippt plötzlich die Stimmung. Gast eins bezeichnet den akribisch ausgesuchten Wein der Gastgeber ganz banal als "lecker". Herr Müller ist entsetzt. Wie kann sein "salzig-mineralisch aufgeladenes Unikat" mit seinem "dichten, puristischen und eigenständigen Charakter" denn nur so geistlos kommentiert werden. Eine Frechheit.
Würzburg