Wenn Christine Demel die aktuellen Berichte über Flüchtlinge liest und sieht, werden in ihr Erinnerungen wach. Erinnerungen an das Jahr 1946, als sie, ihre Geschwister und die Mutter „ganz unten waren, auf der Straße standen und nichts hatten“, wie sie sagt. Vertrieben nach dem Krieg aus dem Sudetenland, „hatte die Mutter Angst, dass wir verhungern würden auf der Reise“ – aber dann standen in Bad Königshofen im Grabfeld Menschen am Bahnsteig, „die uns Semmeln mit Butter und Wurst gegeben haben“. Der Glaube ans Gute kehrte zurück in Christine Demel, und gerade weil sich die Erinnerungen an die Tage auf der Straße so eingebrannt haben in ihr Gedächtnis, sagt sie heute: „In der Flüchtlingsdebatte bin ich eher auf der Seite von Angela Merkel als auf der von Horst Seehofer.“ Will heißen: Willkommen statt abgrenzen. „Es wird ein langsamer Prozess werden, aber Deutschland wird die Menschen integrieren können.“ So wie sie sich integriert hat damals in Kürnach, wo die ehemalige Rektorin seit über einem halben Jahrhundert lebt und wo sie an diesem Donnerstag, 1. Oktober, ihren 85. Geburtstag feiert.
Landkreis Würzburg