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Gnade für Massenmörder

Stadt Würzburg

Gnade für Massenmörder

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    Am 29. und 30. September 1941 erschossen mobile Tötungseinheiten des Sonderkommandos (Sk) 4a der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) innerhalb von zwei Tagen 33 771 Juden in einer Talsenke namens Babij Jar ("Großmütterchen-Schlucht") bei Kiew. Kurt Hans führte die Aufsicht über die Erschießungskommandos. Der Historiker Peter Fasel ging im Mainfränkischen Jahrbuch 1995 den Spuren des Mannes nach. Titel des Beitrags: "Von Baij Jar nach Würzburg. Die blutige Karriere des Kurt Hans".

    An fünf Mordaktionen war Hans während des Massakers beteiligt. "Die erteilten Mordbefehle waren ihm zwar unangenehm und menschlich zuwider", stellte das Schwurgericht Darmstadt 1968 fest. Er habe sie dennoch befolgt, weil er sich als Nationalsozialist und SS-Führer zu Treu und Gehorsam verpflichtet fühlte und weil er seiner Karriere bei der Polizei nicht schaden wollte. Tausende von Menschenleben hatte Kurt Hans auf dem Gewissen; aus fünf Einzelstrafen bildete das Gericht eine Gesamtstrafe von elf Jahren.

    Zwei Jahre später gewährte die 4. Strafkammer des Landgerichts Darmstadt Hans Haftverschonung. Sein Gesundheitszustand spielte bei der Entscheidung laut Fasel keine Rolle. Schon 1947 hatte das Dachauer US-Militärgericht Hans, noch in Unkenntnis seiner Verstrickung in die Morde von Babij Jar, zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Ermittler hatten ihm das Erschießen alliierter Flieger, das Erhängen eines deutschen NS-Gegners und das Schlagen von Zwangsarbeitern zur Last gelegt.

    Alle aufgegriffenen feindlichen Piloten seien zu erschießen, hatte SS-Führer Heinrich Himmler 1944 befohlen. Sechs alliierten Piloten im damaligen Gau Mainfranken hatte der Befehl laut Fasel das Leben gekostet, unter ihnen der Brite Donald J. Hughes, der bei Sommerhausen ermordet wurde. Das Militärgericht hielt für erwiesen, dass Hans an dieser Tat beteiligt war.

    Aber Hans hatte mächtige Fürsprecher. So wie der Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried den mainfränkischen Gauleiter Dr. Otto Helmuth vor dem Strang rettete, so wurde Hans zweimal kurz vor der Hinrichtung vom Kölner Kardinal Josef Frings gerettet. Die Todesstrafe wurde in lebenslänglich abgemildert. Die Evangelische Kirche im Rheinland setzte sich für Hans ein. Fasel recherchierte ein Gnadengesuch der Protestanten an den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, General Thomas T. Handy.

    Weitere Verfahren folgten. Die Landsberger Außenstelle der Hauptspruchkammer München stufte ihn im November 1953 als "minderbelastet" ein. Im Oktober 1954 befand sich Hans gegen die Zusicherung, sich jeder politischen Aktivität zu enthalten, auf freiem Fuß.

    Der Film "Babij Jar" läuft im Corso, Kaiserstraße, täglich um 18 Uhr 10.

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