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LINDELBACH: Graben nach sehr alten Steinen

LINDELBACH

Graben nach sehr alten Steinen

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    Eine Wüstung ist eine Siedlung oder Wirtschaftsfläche, die vor Beginn der Neuzeit (1500) aufgegeben wurde und heute vollkommen zerstört ist. Bereits beim Bau der Autobahn 1961 unternahm man Grabungen am Hofgut aus längst vergangenen Zeiten. Ein rund 1500 Quadratmeter großer Grundriss der Wüstung konnte im Lützelgrund entdeckt werden. Von besonderem Interesse ist eine mehrschichtige Bruchsteinmauer, mit der sich ein Team Mittelalterarchäologen aus Ingolstadt beschäftigen. Ausgrabungsleiterin Gwendolyn Schmidt erklärt den Zweck der Grabungen: „Mit dem Ausbau auf sechs Spuren wird die A3 Teile der Außenmauer zerstören. Im Mittelpunkt steht daher vor allem die Dokumentation für den Stand des Archivs.“ Das Grabungsteam bietet am Sonntag, 14. September Führungen durch das Hofgut sowie Einblicke in die Funde und Pläne an.

    1961 wurde das Areal des ehemaligen Wirtschaftshofes freigelegt. Der Hof selbst wurde zwischen 1151 und 1157 von der Zisterzienserabtei „Altenberg“ bei Köln erworben. Stolz meint der Kreisheimatpfleger Herbert Haas: „Die Wüstung ist sehr gut erhalten, es gibt nur wenige Beispiele dieser Art in Franken“. Der einzigartige Zustand liegt vor allem daran, dass das Hofgut des Zisterzienserordens nach seiner Aufgabe weder besiedelt noch landwirtschaftlich genutzt wurde.

    Zum ersten mal wurde die Wüstung 1181 als „Hof Lützelfeld“ urkundlich erwähnt. In diesem Jahr kam es zu einem Ausbau der Wirtschaftseinheit des Altenberger Klosters, zu einer sogenannten „Grangie“. Darunter versteht man ein von Mönchen und Laienbrüdern bewirtschaftetes Hofgut. In diesem Fall umfasste die Wüstung nach archäologischen Befunden neben einem Viehwirtschaftshof auch Teiche und Weinberge. 1237 wurde der Wirtschaftshof im Besitz des Klosters nicht mehr aufgeführt und in der folgenden Zeit mehrmals verpfändet – unter anderem an den Würzburger Bischof oder die Herren von Hohenlohe. Um 1350 wurde das Hofgut schließlich aufgegeben.

    Gründe hierfür könnten mit dem gesamteuropäischen Phänomen des Klimawandels zusammenhängen, mutmaßt Haas. Ein anderer Erklärungsversuch ist der Ausbruch der Pest, welche zahlreiche Dörfer und Höfe entvölkerte.

    „Nach der Aufgabe des Hofes breitete sich über die gesamte landwirtschaftliche Fläche sowie die Gebäude Wald“, erklärt Haas das Verschwinden der Wüstung, die allerdings zum größten Teil noch eindrucksvoll obertägig erhalten ist. Ein besonderes Bodendenkmal, dessen Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. „Wir haben durch Funde herausgefunden, dass in der Bronzezeit schon einmal eine Siedlung an diesem Ort war“, erklärt Ausgrabungsleiterin Schmidt. Der Lützelgrund steckt demzufolge noch immer voller Überraschungen.

    Am „Tag des offenen Denkmals“, am Sonntag, 14. September, finden an der Anlage von 10 bis 16 Uhr Führungen statt. Auch Einblicke in die Arbeit der Archäologen werden gewährt. Ausgangspunkt der Führung ist jeweils: Flur im Grund, 97236 Randersacker Lindelbach.

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