Wie er den Fund von 15 vollständig erhaltenen Tongefäßen aus dem 13. Jahrhundert auf dem Gelände des Franziskanerklosters einschätzt? „Als eine große Überraschung“, sagt Dr. Matthias Merkl vom Landesamt für Denkmalpflege in Bamberg."
Und dem pflichtet auch Dieter Heyse bei, dessen Büro die Grabungsarbeiten im Klosterhof durchführt.
15 gut erhaltene Gebrauchsgegenstände wie Becher oder Ofenkacheln konnten die Archäologen dem Erdreich entreißen. Doch entreißen ist da wohl eher der falsche Begriff, wenn man gesehen hat, wie vorsichtig die etwa 15 Helfer die Gefäße aus der Grabungsfläche holten.
Meist nur kaputte Scherben
„Ich grabe in Würzburg seit 1995 und meistens finden wir nur kaputte Scherben.“ Heyse freute sich bei einem Ortstermin auf dem Grabungsgelände in sommerlicher Hitze über die bedeutenden Funde.
Der Verursacher der Grabungen ist Hotelchef Christoph Unckell. Er plant auf dem Klostergelände eine Hotelerweiterung für sein erstes Haus Rebstock in der Neubaustraße. Und da bot sich das Nachbargelände der Franziskaner-Minoriten förmlich an.
Vier-Sterne-Hotel
Unckell will nahe der Klostermauer an der Neubaustraße ein Vier-Sterne-Plus-Haus mit 55 Zimmern errichten nebst einer zweigeschossigen Tiefgarage mit 49 Stellplätzen. Der Bau ist 3,5-stöckig mit Flachdach und passt sich gut der umgebenden Architektur an. Diese Bestätigung hat er schon aus der Stadtbildkommission.
Doch nun sind erst einmal die Archäologen an der Reihe. Architekt Steffen Rothenhöfer plant dafür einen Zeitraum von fünf bis sechs Monaten ein.
Grabungsbeginn war laut Landesamt der 2. Mai. Doch alle Planungen können natürlich über den Haufen geworfen werden, wenn die Ausgrabungen durch besondere Funde aufgehalten werden.
Viele Ideen für die Funde
Wohin denn nun mit den gut erhaltenen Gebrauchsgegenständen aus dem 13. Jahrhundert, also dem späten Mittelalter? „Es gibt verschiedene Ideen“, sagt Merkl. Doch zuerst kommen sie nach Bamberg und werden erfasst und katalogisiert.
Dann gehen sie zurück nach Würzburg an die Grundstückseigentümer, also die Franziskaner und an den Auftraggeber der Grabungen. Auf jeden Fall müssen sie erhalten bleiben für die Öffentlichkeit und für die Forschung, so Merkl.
Ein Interessent hatte schon mal seinen Hut in den Ring geworfen: Dr. Erich Schneider, der neue Direktor des staatlichen Museums für Franken auf der Festung Marienberg, würde sich über die Funde zur Stadt- und Besiedlungsgeschichte freuen.
Streifzug durch die Geschichte
Einen Streifzug durch die Historie lieferte der verantwortliche Archäologe Frank Feuerhahn mitten im Grabungsbereich des Klosters. „Wir haben mit einem Bagger die modernen Schichten abgegraben und bewegen uns jetzt im Bereich der Nutzungsgeschichte als Wirtschaftshof.“
Vor der Zeit der Klostergründung im Jahr 1249 seien die Grundstücke auch schon genutzt worden. Davon zeugten erhaltenes Mauerwerk.
Derzeit bewegen sich die Grabungshelfer in einer Bodenschicht aus dem Jahr 1200, also etwa 800 Jahre vor unserer Zeit. Die Sprecherin des Amtes für Denkmalpflege, Alexandra Beck, hatte schon vor wenigen Wochen erste Funde so charakterisiert: „Mauerzüge und Siedlungsfunde aus der Klosterzeit, etwa ab 1450.“ Laut Merkl werden die Grabungsarbeiten jedenfalls bis zum Felsgestein weitergeführt. Bisher ist man in einer Tiefe von etwa 3,5 Metern.
Tiefgarage geplant
Die geplante Tiefgarage wird bis in eine Tiefe von sechs Metern ab dem Niveau der Neubaustraße gründen, sagt Architekt Rothenhöfer. Der Fels wurde vorab auf dem Gelände untersucht. Er verläuft schräg abwärts von der Neubaukirche zum Main.
Die Archäologen graben jetzt noch bis zu einem bestimmten Niveau, dann wird eine Bohrpfahlwand gebaut, die sowohl zulässt, in noch tiefere Bodenschichten vorzudringen und später die Klostermauer sichert, wenn das Hotel gebaut wird.
Etwa fünf Meter breit ist die Schneise in der Klostermauer an der Franziskanergasse, die Bagger gegenüber der Zufahrt zur Rebstockgarage jetzt geschaffen haben. Darüber können Hotelgäste später die neue Tiefgarage mit ihren Fahrzeugen erreichen. Und wie geht es nun weiter im Zeitplan? „Ich habe einen Bauantrag im Frühjahr gestellt. Der wird wohl bald im Stadtrat behandelt“, sagt der Hotelier. Ab Oktober könnten die Tiefbauarbeiten auf dem Klostergelände beginnen. Und wenn alles glatt läuft, könnten die ersten Gäste im Frühjahr 2019 einziehen.