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Graf trennt sich vom UL

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Graf trennt sich vom UL

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    "Jeder hier freut sich", sagt Horst Wetter (Name geändert). Die Nachricht, die ihn strahlen lässt, hat sich im 620-Seelen-Dorf im Ochsenfurter Gau bis in den letzten Winkel verbreitet. Sie lautet: Die Glaubensgemeinschaft Universelles Leben (UL) hat mit der Fachklinik für Naturheilmedizin im Schloss nichts mehr zu tun.

    Klinik-Gründer Rainer Graf bestätigt das nicht. Karin Petersen, die für ihn die Pressearbeit macht, kündigt eine umfassende Stellungnahme "in zwei bis vier Wochen" an. Im Moment sei ein positiver Prozess im Gang, der nicht gestört werden dürfe.

    Anfang 2000 hatte Graf das Schloss mit Nebengebäude und Park - ein rund drei Hektar großes Areal - von Freia Rothe für umgerechnet 1,9 Millionen Euro erworben. Graf ließ wissen, er wolle es ohne Teilhaber oder Gesellschafter und ohne finanzielle Hilfe Dritter zur Klinik umbauen und nutzen. Die Gelchsheimer wussten es bald besser. Zu sehr ähnelten sich Konzept und Werbung von Schloss Gelchsheim und der "Christusklinik" in Michelrieth bei Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart), wo die "Christusfreunde" der "Prophetin" Gabriele Wittek das Sagen haben.

    Graf blieb dabei. Das UL sei in keiner Weise an der Klinik beteiligt, beteuerte er noch im Sommer 2001. Die Gelchsheimer glaubten ihm nicht. Schließlich hatten Zeugen den Arzt in der "Bundgemeinde Neues Jerusalem" gesehen, einem Führungszirkel des UL. Und Graf praktizierte in Würzburg in einem Gebäude an der Marienstraße, in dem Firmen ihren Sitz haben, die von Anhängern des UL geführt werden. Außerdem setzte Graf mit Carsten Schlechtweg und später Esther Trottmann Geschäftsführer auf Schloss Gelchsheim ein, die Insidern als treue Gefolgsleute der "Prophetin" bekannt sind.

    Wie glaubhaft ist also der Bruch zwischen Graf und dem UL? Die Gelchsheimer wissen von gravierenden Veränderungen zu berichten. Mehrere UL-Anhänger arbeiten nicht mehr in der Fachklinik, darunter mindestens zwei Ärzte und eine Heilpraktikerin. Ihnen sei "Knall auf Fall" gekündigt worden.

    Ein bestens informierter Jurist aus Würzburg bestätigt, dass es in der Sache Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht gab. Die Parteien hätten sich schließlich gütlich geeinigt.

    Weitere Anzeichen für die Loslösung Grafs vom UL: In Schloss Gelchsheim führt jetzt seine Mutter Renate die Geschäfte. Graf hat seine Praxis in Würzburg aus der Marienstraße weg an den Marktplatz verlegt. Schließlich ward Rainer Graf mehrfach in der katholischen Kirche in Gelchsheim gesehen. Letztmals beim Pfingstgottesdienst, bestätigt Pfarrer Norbert Stroh.

    Wer die treibende Kraft hinter der Trennung Grafs vom UL war? Es gibt Hinweise, dass die "Christusklinik" in Michelrieth zuletzt schlechter belegt war als die Fachklinik in Schloss Gelchsheim. Da sich das Angebot beider Einrichtungen in vielen Punkten ähnelt, liegt nahe, dass es über die Konkurrenzsituation zum Zerwürfnis kam.

    In dieses Bild passt eine Randnotiz im UL-Organ "Das Friedensreich". Dort wird regelmäßig für die Michelriether "Christusklinik" geworben. Aufschlussreich der Zusatz in der Dezemberausgabe: "Besuchen Sie das Original - begnügen Sie sich nicht mit der Kopie."

    Mag der Bruch zwischen dem Schlossherrn Graf und den Gefolgsleuten der 70-jährigen "Prophetin" noch so tief und endgültig sein, in die Freude der Gelchsheimer mischt sich Sorge. Graf hat Zeugen gegenüber eingeräumt, er habe bei Erwerb und dem teuren Umbau des maroden Schlosses auf Geld von "Christusfreunden" zurückgegriffen. Diese hätten sich nun zurückgezogen. Das würde bedeuten, dass sie ihr Geld von Graf zurückfordern.

    "Ich habe Angst, dass das Schloss an das UL geht." Wie Horst Wetter denken viele in Gelchsheim. Denn mittlerweile schätzen die Bewohner des Dorfes am Radweg auf der früheren Gaubahn-Trasse die Fachklinik mit ihrem breiten medizinischen Spektrum und dem Wellness-Angebot, nicht zuletzt auch das Schlosscafé. Auch Bürgermeister Klaus Hennig ist dort schon in Behandlung gewesen. Er bekennt: "Ich kann nur Gutes sagen."

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